Die Ortsbeschreibungen sind, soweit nicht anders vermerkt, aus dem Schlesischen Ortschaftsverzeichnis von 1913.
Einwohnerzahlen in [] sind bereits im zugehörigen Ort mitgezählt
MIECHOWITZ | Dorf + Rittergut (mit Ziegelei): Kreis, Amtsgericht Beuthen OS 5 km; Postbestellanstalt, Amtsbzirk, Standesamt, ev. Kirche, kath. Kirche Miechowitz; Eisenbahnstation Karf 2 km; 9201 + 3047 Einw. | | | TRIEST schreibt 1864 im "Topographischen Handbuch von Oberschlesien":
Kreis Beuthen
S. 350: "Miechowitz, 3/4 Meilen von der Kreisstadt entfernt, zerfällt in ein
Dominium und ein K i r c h d o r f....
Das Dorf, bestehend aus dem eigentlichen Dorfe und den Kolonien K a r f
und Oschin, zählt 4 Bauern, 2 Halbbauern, 4 Viertelbauern, 17 Gärtner,
50 Ackerhäusler und 56 Angerhäusler mit einem Grundbesitz e von 906
Morgen Acker und Wiese und einem Viehbestandee von 96 Pferden, 6 Eseln,
3 Stieren, 9 Ochsen, 228 Kühen und 65 Stück Jungvieh....
Seit dem 14. Jahrhundert befindet sich in Miechowitz eine katholische
Kirche...
1856 ist ein neues gothisches Gebäude aufgeführt worden. Eingepfarrt sind
Bobrek und Rokittnitz..." | |
MITTEL LOBENDAU | Rittergut:
Kreis GOLDBERG H: Amtsgericht GOLDBERG 14 1/2 - 11 km;
Post, Amtsbezirk, Standesamt, ev. Kirchspiel LOBENDAU (Schles.);
Eisenbahn WILDSCHÜTZ 6 - 5 km; Kath. Kirchspiel ROTHBRÜNNIG;
84 Einwohner. | | | |
MITTEL STRADAM | Rittergut:
Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg 9,5 km;
Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, evang. Kirche, Eisenbahnstation Stradam (Kr Groß Wartenberg) 0,5 km;
kath. Kirche Schollendorf;
Einwohner: 20
| | | Schon bei der Aussetzung zu deutschem Recht unterschied man zwischen
Nieder- und Ober-Stradam. Durch Teilung sind aus beiden Orten mehrere
Güter bzw. Gemeinden entstanden. Stradam inferior (Nieder-Stradam) wird
schon im L. f. 1305 erwähnt. 1357 war Besitzer der Scholtisei ein
Wilczek. Konrad der Weiße, Herzog in Schlesien zu Oels, Wohlau,
Wartenberg etc.
überträgt seinem lieben getreuen Stanislaus Dziatkowski das Gut zu
Nieder-Stradam. Die Dziatkowski werden auch von Oderwolff genannt
(1508). Sie ließen sich also umtaufen würde man heute sagen. Bis zum
1620 sind Abkömmlinge der Familie auf Nieder-Stradam feststellbar.
Danach zerfällt der Besitz in mehrere Teile, die immer wieder den
Besitzer wechseln. Erst 1715 gelingt es Hans Georg Freiherr von Dyhrn
wieder ganz Nieder-Stradam in einer Hand zu vereinen. Man unterschied
grundbuchamtlich jedoch drei Anteile: 1. das von Buchwitzsche Gut,
Neu-Stradam genannt, während der zweite und dritte Anteil das Gut
Nieder-Stradam bildeten. Bei dieser im Jahre 1799 vorgenommenen
Einteilung ist es bis zum Jahre 1945 geblieben. Im Jahre 1880 erwirbt
Neu-Stradam Ferdinand von Korn. Nieder-Stradam gelangte 1866 an Adolf
Gröger für 135 000 Taler und im Jahre 1896 an dessen Sohn Richard
Gröger. Auch bei Ober-Stradam unterschied man lange Zeit mehrere Teile.
1557 gehörte es der Familie von Gaffron. Nach 1557 unterschied man zwei
Anteile. 1611 besitzt den Anteil 1 Leonhard von Prittwitz und Gaffron
seine seit 1686 an einen Paul von Dresky verheiratete Tochter. Die
Dresky sind fast 100 Jahre Herren des Anteils I. Am 21. Oktober 1786
kauft Sigmund Friedrich Traugott Fischer von Reinersdorff den Besitz für
48 300 Reichstaler. Damit sind die Vorfahren des Landrats Detlev von
Reinersdorff im Anteil I Besitzer geworden. Im Anteil II verlief die
Entwicklung der Besitzverhältnisse ebenso wechselvoll. Anfänglich sind
die Gaffron als Besitzer nachzuweisen, dann Franckenberg, von Dyhrn, von
Prittwitz, von Pückler usw. 1865 kauft es Wilhelm Giersberg. Durch
Tausch wird Hausbesitzer Wilhelm Wirth in Breslau um 210 000 Mark
Besitzer des Gutes, jetzt Mittel-Stradam genannt. Es kommt in die
Zwangsversteigerung und wird von einer Gräfin von Niebelschütz aus
Erfurt für 150 000 Mark gekauft. 1890, 1896, 1898, 1904, 1907 wechselt
es den Besitzer. Am 30. April 1910 ist nach Franzkowskis Feststellung
Frau Valeska Wisliceny geborene Scholtz im Besitz von Mittel-Stradam.
Der zeitweise vorhandene Anteil III ist seit 1729 mit Anteil I vereinigt
durch den Kauf des Hans Christoph von Dresky. Ebenso ist der Anteil IV
durch Kauf im
Jahre 1732 von Just Siegmund Freiherr von Dylim mit Neu-Stradam
vereinigt worden. Am 27. Februar 1893 wurden durch allerhöchsten Erlaß
die Gemeinden Mittel- und Ober-Stradam zu einem Gemeindebezirk mit dem
Namen "Ober-Stradam" vereinigt. Die ehemalige katholische Pfarrkirche ist
vermutlich bei der Aussetzung zu deutschem Recht gegründet worden. Sie
kam Mitte des 16. Jahrhunderts in protestantische Hände wird 1629 wieder
katholisch und blieb es auch über 1633 hinaus, als alle übrigen
Landkirchen im Gebiet der Standesherrschaft evangelisch wurden, denn der
damalige Patron der Kirche Kaspar von Oderwolff, war Katholik. Zunächst
unterhielt er sogar einen eigenen Kaplan. 1637 wird Nieder-Stradam dann
zu Wartenberg zugeteilt. Nach einem Bericht des Weihbischofs Neander vom
27.9.1666 war die Kirche ganz aus Holz gebaut. Auch der Turm, in dem
zwei Glocken hingen war aus Holz gebaut. Es war ein altes nicht mehr
gebrauchtes Ciborium vorhanden, das Sanktissimum fehlte. Die Kirche war
sauber und mit Bilder geziert, hatte aber keinen gepflasterten Fußboden.
Gottesdienst war jeden 3. Sonntag. Mitte der zwanziger Jahre des 18.
Jahrhunderts wurde die Kirche durch den Patron Hans Georg Freiherr von
Dyhrn gründlich renoviert. Die Gottesdienste waren von den katholischen
Einwohnern der umliegenden Orte zahlreich besucht, aber in Stradam
selbst lebten nur wenige Katholiken. So blieb es nicht verwunderlich,
daß die Unterhaltungskosten höher waren als die Eingepfarrten
aufzubringen in der Lage waren und die Kirche verfiel. Sie mußte 1806
wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Weihnachten 1811 kam die Kirche
zum Verkauf und wurde abgebrochen. Ein Fleischer aus Stronn hatte sie
für 35 Reichstaler gekauft. Der Glockenturm mit den beiden Glocken blieb
erhalten, mußte aber 1816 ausgebessert werden. Er diente für das
tägliche Läuten und das Läuten bei Beerdigungen. Der Kirchhof ging im
Prozeßweg in den Besitz der politischen Gemeinde über. In Ober-Stradam
bestand ursprünglich auch nur eine kleine Holzkirche, eine Kapelle.
Diese ist zuletzt in sehr schlechtem Zustand. Pfarrer Krause aus
Rudelsdorf hat sich sehr um einen Neubau bemüht. 1863 wurde dieser in
Massivbauweise erstellt und die St. Bartholomäuskapelle in Ober-Stradam
konnte geweiht werden. Der Kirchhof ist Eigentum der Kirche. Von
Evangelischen Pfarrern ist in Nieder-Stradam Christoph Srocius in der
Zeit von 1624 bis 1628 bekannt. Nach seinem Tode wurde das Pfarramt
einstweilig vom Reesewitzer Pastor versehen. Um 1779 gelten die
Ober-Stradamer als Gäste der Kirche zu Wartenberg. Ab 1. Oktober 1896
wurden durch einen ordin. Pfarrvikar in Groß Wartenberg
Außengottesdienste auch in Ober-Stradam gehalten. Ab 1901 wird für
Ober-Stradam, Groß Woitsdorf, Rudelsdorf und Distelwitz-Ellgut ein
besonderes Vikariat eingerichtet. Daraufhin zieht der Vikar am 16.
Dezember 1901 nach Ober-Stradam und hält abwechselnd in Ober-Stradam und
Rudelsdorf die Gottesdienste. Die durch Georg von Reinersdorff, dem
Majoratsherrn, im Jahre 1902 erbaute Ober-Stradamer evangelische Kirche
wurde am 16. Dezember 1902 durch Superintendent Nowak geweiht. Ihre
Benützung ist durch Vertrag vom 24. Oktober 1909 der Kirchengemeinde
Ober-Stradam zugesichert. Die Gutsbezirke Ober- und Mittel-Stradam und
der Gemeindebezirk Ober-Stradam bilden seit 27. Dezember 1904 die
Kirchengemeinde Ober-Stradam und seit Neujahr 1905 ist die
Kirchengemeinde mit der Kirchengemeinde Groß Wartenberg unter diesem
Pfarramt verbunden. Seit 1908 bestand in der Parochie Groß Wartenberg
auch eine Christliche Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche. Die
Schule in Ober-Stradam ist 1763 gegründet worden. Der erste Lehrer hieß
nach Franzkowskis Feststellung Gottfried Warkus. Das Schulhaus wurde
1848 massiv neu gebaut. 1910 wurde die Schule dreiklassig geführt mit
184 Schülern. Von den letzten Ober-Stradamer Lehreren sind noch die
Namen Flegel, Max Pirling (gestorben 19.3.1956 in Roth bei Gelnhausen),
Herbert Sämann (gestorben am 10.6.1968 in Braunschweig) zu nennen. | |
| Karl Schinke, "Geschichte des Kreises Neustadt
Ob.-Schl." von 1890.
An der Chaussee Zülz-Ober-Glogau und an der vorbeifließenden
Hotzenplotz gelegen. Der Ursprung des Ortes läßt sich bis zum
Jahre 1358 zurückführen. Über die Hotzenplotz eine eiserne
Brücke. Großer Anbau von Kraut, Gurken und Salat. Am Orte eine
katholische Schule mit 2 Lehrern, 2 Gasthäuser. Die Gemeinde setzt
sich aus Mochau-Freiherrlich, Mochau-Gräflich und Mochau-
Pauliner zusammen.
Zur Pfarrei und zur Kirche nach Kloster Wiese-Pauliner.
Mochau-Freiherrlich umfaßt gegen 800 Morgen Land. Mochau-
Gräflich und Anteil Pauliner, zwei naheliegende Ortschaften, die zur
Post und dem Amtsbezirk Ober-Glogau gehören. Die Gemeinde
zählt mit Anteil Mochau 813 katholische Bewohner. 31 zählen sich
zur deutschen, 293 zur polnischen und 489 gemischten Sprache.
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MODRITZ | Dorf (mit Zollhaus):
Kreis FREYSTADT 15 km; Amtsgericht, Eisenbahn, Standesamt,
ev. + kath. Kirchspiel NEUSALZ (Oder) 4 km, Bhf 5 km;
Post DEUTSCH WARTENBERG (Bz. LIEGNITZ) 2 km;
488 Einwohner. | | | |
MODZENOWE | Kolonie + Försterei [Dorf + Rittergut Neuhütte]:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 28,5 km;
Postbestellanstalt Suschenhammer 7 km;
Eisenbahnstation Suschen 10 km;
Einwohner: [124 + 3]
| | | |
MOJAWOLA | Jagdschloß [Suschen]:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 24 km;
Postbestellanstalt Suschenhammer 1,5 km;
Eisenbahnstation Suschen 3,5 km;
Einwohner: [54] | | | |
MOSCHWITZ | Dorf + Rittergut (mit Ziegelei) + Forsthaus (Buchwald)
Kreis und Amtsgericht: Münsterberg
Post, Amtsbezirk, ev. Kirche und Eisenbahnstation: Heinrichau (Bezirk
Breslau) 3 1/2 km entfernt, Bahnhof 6 km;
Standesamt: Moschwitz
kath. Kirche: Alt Heinrichau
Einwohner: 351 + 48 (+2)
| | | |
MÜHLBOCK | Dorf:
Kreis, Amtsgericht BUNZLAU 24 km;
Post, Amtsbezirk, Standesamt, ev. Kirchspiel TIEFENFURT
3 km; Eisenbahn HAIDEWALDAU 8 km;
kath. Kirchspiel BIRKENBRÜCK, 451 Einwohner. | | | |
MÜNCHWITZ | Dorf:
Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 14 km;
Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, evang. Kirche, kath. Kirche, Eisenbahnstation Bralin 4,5 km;
Einwohner: 491
| | | |
MÜNSTERBERG | Stadt: Kreis, Amtsgericht, Amtsbezirk, Standesamt, evang Kirche, kath Kirche
Münsterberg; 8632 Einw.
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MUSCHLITZ | Dorf + Rittergut:
Kreis Groß Wartenberg 20,5 km;
Postbestellanstalt, Eisenbahnstation, Amtsgericht, Standesamt, kath. Kirche Festenberg (Kr Groß Wartenberg) 1,5 km;
Amtsbezirk, evang. Kirche Goschütz;
Einwohner: 246 + 75
| | | Es wird im L. f. (1305) Moslicze genannt und bestand aus 40 Hufen. Es
war zu deutschem Recht ausgesetzt. Bis 1612 gehörte es zur Herrschaft
Goschütz. Danach wechselten die Besitzer mehrfach bis es am 1. Februar
1749 nebst Wescholke von Lucia Möstel verwitwet gewesene von Carcani
geborene von Rava für 21000 Taler schles. der Goschützer Graf Heinrich
Leopold von Reichenbach erwirbt. Die Obergerichte und das Braurecht
gehörten 1609 dem Standesherrn von Wartenberg, Burggraf Abraham zu
Dohna.
| |
NASSADEL | Dorf + Rittergut:
Kreis, Amtgericht GROß WARTENBERG 16 km;
Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamtsbezirk,
ev. Kirchspiel, Eisenbahnstation BRALIN 4 - 5 km;
kath. Kirchspiel FÜRSTL. NEUDORF;
52 + 156 Einwohner. | | | |
NASSADEL | Dorf + Rittergut + Forsthaus [ROSCHKOWITZ]:
Kreis, Amtsgericht KREUZBURG 16 km; Postbestellanstalt
USCHÜTZ (Oberschles.) 5 km;
Eisenbahnstation, kath. Kirchspiel PITSCHEN 10 km;
Amtsbezirk, Standesamt, ev. Kirchspiel NASSADEL;
1.195 + 144 [+ 5] Einwohner. | | | |
NASSADEL | Dorf + Rittergut:
Kreis, Amtsgericht NAMSLAU 8 km;
Poszbestellanstalt, Eisenbahnstation Amtsbezirk NASSADEL;
Standesamt ECKERSDORF-NASSADEL;
ev. Kirchspiel HÖNIGERN; kath. Kirchspiel Eckersdorf;
167 + 318 Einwohner. | | | |
NAßBROCKUTH | Dorf:
Kreis, Amtsgericht NIMPTSCH 17 km;
Post, ev. Kirchspiel KARZEN (Kr. NIMPTSCH) 1 1/2 km;
Eisenbahn KURTWITZ 5 1/2 km; Amtsbezirk, Standesamt,
kath. Kirchspiel ROTHSCHLOß; 145 Einwohner. | | | |
NEU BIEHALS | Kolonie [MITTELSTEINE]:
Kreis NEURODE 5 1/2 km;
Postbestellanstalt, Eisenbahnstation MITTELSTEINE 3, Bahnhof 4 km;
[69 Einwohner]. | | | |
NEU BURAU | Kolonie (mit Forsthaus/Försterei) [BURAU]:
Kreis SAGAN 25 1/2 km;
Postbestellanstalt, Eisenbahnstation, ev. Kirchspiel FREIWALDAU
(Kreis SAGAN) 1 1/2 km; 19 Einwohner. | | | |
NEU HEIDE | Dorf:
Kreis, Amstgericht, ev. Kirchspiel GLATZ 11 1/2 km;
Post, Amtsbezirk, Standesamt, Eisenbahn ALTHEIDE
(Bez. BRESLAU) 1 1/2 km, Bahnhof 3 km;
kath. Kirchspiel OB SCHWEDELDORF; 386 Einwohner.
| | | |
NEU LOMNITZ | Dorf
Kreis, Amtsgericht, ev. Kirche: Habelschwerdt; 10 1/2 km entfernt
Post, Amtsbezirk, Standesamt, kath. Kirche: Altlomnitz (Krs. Habelschwert) 2
1/2 km entfernt
Eisenbahnstation: Grafenort, 7 km entfernt
Einwohner: 242
| | | |
NEU PINKOTSCHINE (NEUWALDE) | Kolonie
[PINKOTSCHINE]: Kreis, Eisenbahn MILITSCH 6,
Bahnhof 7 1/2 km; Post SULAU 7 km; [110 Einwohner]. | | | |
NEU RADZIONKAU | Vorwerk (mit Radzionkaugruben)
Kreis: Tarnowitz 9 km
Post: Neu Radzionkau (Oberschl.)
Eisenbahnstation: Neu Radzionkau (Oberschl.)
Einwohner im Bestand von Radzionkau | | | |
NEU REICHENAU | Dorf:
Kreis, Amtsgericht BOLKENHAIN 15 km;
Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamtsbezirk, ev.
Kirchspiel,
kath. Kirchspiel GIEßMANNSDORF (Kr. BOLKENHAIN) 3 km;
Eisenbahnstation RUHBANK 8 km; 388 Einwohner. | | | |
NEU SCHEUNIG | Ziegelei [Rittergut Groß Kosel]:
Kreis, Post, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 4 km, Bahnhof 6,5 km;
Einwohner: [2]
| | | |
NEU STRADAM | Dorf + Rittergut (mit Försterei und Hundeg.):
Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg 8,5 km;
Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, Eisenbahnstation Stradam (Kr Groß Wartenberg) 2 km;
evang. Kirche Reesewitz;
kath. Kirche Kunzendorf;
Einwohner: 182 + 144 | | | Schon bei der Aussetzung zu deutschem Recht unterschied man zwischen
Nieder- und Ober-Stradam. Durch Teilung sind aus beiden Orten mehrere
Güter bzw. Gemeinden entstanden. Stradam inferior (Nieder-Stradam) wird
schon im L. f. 1305 erwähnt. 1357 war Besitzer der Scholtisei ein
Wilczek. Konrad der Weiße, Herzog in Schlesien zu Oels, Wohlau,
Wartenberg etc.
überträgt seinem lieben getreuen Stanislaus Dziatkowski das Gut zu
Nieder-Stradam. Die Dziatkowski werden auch von Oderwolff genannt
(1508). Sie ließen sich also umtaufen würde man heute sagen. Bis zum
1620 sind Abkömmlinge der Familie auf Nieder-Stradam feststellbar.
Danach zerfällt der Besitz in mehrere Teile, die immer wieder den
Besitzer wechseln. Erst 1715 gelingt es Hans Georg Freiherr von Dyhrn
wieder ganz Nieder-Stradam in einer Hand zu vereinen. Man unterschied
grundbuchamtlich jedoch drei Anteile: 1. das von Buchwitzsche Gut,
Neu-Stradam genannt, während der zweite und dritte Anteil das Gut
Nieder-Stradam bildeten. Bei dieser im Jahre 1799 vorgenommenen
Einteilung ist es bis zum Jahre 1945 geblieben. Im Jahre 1880 erwirbt
Neu-Stradam Ferdinand von Korn. Nieder-Stradam gelangte 1866 an Adolf
Gröger für 135 000 Taler und im Jahre 1896 an dessen Sohn Richard
Gröger. Auch bei Ober-Stradam unterschied man lange Zeit mehrere Teile.
1557 gehörte es der Familie von Gaffron. Nach 1557 unterschied man zwei
Anteile. 1611 besitzt den Anteil 1 Leonhard von Prittwitz und Gaffron
seine seit 1686 an einen Paul von Dresky verheiratete Tochter. Die
Dresky sind fast 100 Jahre Herren des Anteils I. Am 21. Oktober 1786
kauft Sigmund Friedrich Traugott Fischer von Reinersdorff den Besitz für
48 300 Reichstaler. Damit sind die Vorfahren des Landrats Detlev von
Reinersdorff im Anteil I Besitzer geworden. Im Anteil II verlief die
Entwicklung der Besitzverhältnisse ebenso wechselvoll. Anfänglich sind
die Gaffron als Besitzer nachzuweisen, dann Franckenberg, von Dyhrn, von
Prittwitz, von Pückler usw. 1865 kauft es Wilhelm Giersberg. Durch
Tausch wird Hausbesitzer Wilhelm Wirth in Breslau um 210 000 Mark
Besitzer des Gutes, jetzt Mittel-Stradam genannt. Es kommt in die
Zwangsversteigerung und wird von einer Gräfin von Niebelschütz aus
Erfurt für 150 000 Mark gekauft. 1890, 1896, 1898, 1904, 1907 wechselt
es den Besitzer. Am 30. April 1910 ist nach Franzkowskis Feststellung
Frau Valeska Wisliceny geborene Scholtz im Besitz von Mittel-Stradam.
Der zeitweise vorhandene Anteil III ist seit 1729 mit Anteil I vereinigt
durch den Kauf des Hans Christoph von Dresky. Ebenso ist der Anteil IV
durch Kauf im
Jahre 1732 von Just Siegmund Freiherr von Dylim mit Neu-Stradam
vereinigt worden. Am 27. Februar 1893 wurden durch allerhöchsten Erlaß
die Gemeinden Mittel- und Ober-Stradam zu einem Gemeindebezirk mit dem
Namen "Ober-Stradam" vereinigt. Die ehemalige katholische Pfarrkirche ist
vermutlich bei der Aussetzung zu deutschem Recht gegründet worden. Sie
kam Mitte des 16. Jahrhunderts in protestantische Hände wird 1629 wieder
katholisch und blieb es auch über 1633 hinaus, als alle übrigen
Landkirchen im Gebiet der Standesherrschaft evangelisch wurden, denn der
damalige Patron der Kirche Kaspar von Oderwolff, war Katholik. Zunächst
unterhielt er sogar einen eigenen Kaplan. 1637 wird Nieder-Stradam dann
zu Wartenberg zugeteilt. Nach einem Bericht des Weihbischofs Neander vom
27.9.1666 war die Kirche ganz aus Holz gebaut. Auch der Turm, in dem
zwei Glocken hingen war aus Holz gebaut. Es war ein altes nicht mehr
gebrauchtes Ciborium vorhanden, das Sanktissimum fehlte. Die Kirche war
sauber und mit Bilder geziert, hatte aber keinen gepflasterten Fußboden.
Gottesdienst war jeden 3. Sonntag. Mitte der zwanziger Jahre des 18.
Jahrhunderts wurde die Kirche durch den Patron Hans Georg Freiherr von
Dyhrn gründlich renoviert. Die Gottesdienste waren von den katholischen
Einwohnern der umliegenden Orte zahlreich besucht, aber in Stradam
selbst lebten nur wenige Katholiken. So blieb es nicht verwunderlich,
daß die Unterhaltungskosten höher waren als die Eingepfarrten
aufzubringen in der Lage waren und die Kirche verfiel. Sie mußte 1806
wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Weihnachten 1811 kam die Kirche
zum Verkauf und wurde abgebrochen. Ein Fleischer aus Stronn hatte sie
für 35 Reichstaler gekauft. Der Glockenturm mit den beiden Glocken blieb
erhalten, mußte aber 1816 ausgebessert werden. Er diente für das
tägliche Läuten und das Läuten bei Beerdigungen. Der Kirchhof ging im
Prozeßweg in den Besitz der politischen Gemeinde über. In Ober-Stradam
bestand ursprünglich auch nur eine kleine Holzkirche, eine Kapelle.
Diese ist zuletzt in sehr schlechtem Zustand. Pfarrer Krause aus
Rudelsdorf hat sich sehr um einen Neubau bemüht. 1863 wurde dieser in
Massivbauweise erstellt und die St. Bartholomäuskapelle in Ober-Stradam
konnte geweiht werden. Der Kirchhof ist Eigentum der Kirche. Von
Evangelischen Pfarrern ist in Nieder-Stradam Christoph Srocius in der
Zeit von 1624 bis 1628 bekannt. Nach seinem Tode wurde das Pfarramt
einstweilig vom Reesewitzer Pastor versehen. Um 1779 gelten die
Ober-Stradamer als Gäste der Kirche zu Wartenberg. Ab 1. Oktober 1896
wurden durch einen ordin. Pfarrvikar in Groß Wartenberg
Außengottesdienste auch in Ober-Stradam gehalten. Ab 1901 wird für
Ober-Stradam, Groß Woitsdorf, Rudelsdorf und Distelwitz-Ellgut ein
besonderes Vikariat eingerichtet. Daraufhin zieht der Vikar am 16.
Dezember 1901 nach Ober-Stradam und hält abwechselnd in Ober-Stradam und
Rudelsdorf die Gottesdienste. Die durch Georg von Reinersdorff, dem
Majoratsherrn, im Jahre 1902 erbaute Ober-Stradamer evangelische Kirche
wurde am 16. Dezember 1902 durch Superintendent Nowak geweiht. Ihre
Benützung ist durch Vertrag vom 24. Oktober 1909 der Kirchengemeinde
Ober-Stradam zugesichert. Die Gutsbezirke Ober- und Mittel-Stradam und
der Gemeindebezirk Ober-Stradam bilden seit 27. Dezember 1904 die
Kirchengemeinde Ober-Stradam und seit Neujahr 1905 ist die
Kirchengemeinde mit der Kirchengemeinde Groß Wartenberg unter diesem
Pfarramt verbunden. Seit 1908 bestand in der Parochie Groß Wartenberg
auch eine Christliche Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche. Die
Schule in Ober-Stradam ist 1763 gegründet worden. Der erste Lehrer hieß
nach Franzkowskis Feststellung Gottfried Warkus. Das Schulhaus wurde
1848 massiv neu gebaut. 1910 wurde die Schule dreiklassig geführt mit
184 Schülern. Von den letzten Ober-Stradamer Lehreren sind noch die
Namen Flegel, Max Pirling (gestorben 19.3.1956 in Roth bei Gelnhausen),
Herbert Sämann (gestorben am 10.6.1968 in Braunschweig) zu nennen. | |