Distelwitz

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Übersichtskarte Distelwitz

Inhaltsverzeichnis

Ortsteile

  • DISTELWITZ
1913: Dorf und Rittergut (mit Forsthaus, Försterei Distelwitz-Gahle und Niederhof): Kreis, Amtsgericht, ev. Kirchspiel Groß Wartenberg 8,5 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, kath. Kirche Rudelsdorf (Kr Groß Wartenberg)4,5 km; Eisenbahnstation Bukowine 6 km; Einwohner: 202 + 81
  • DREIHÄUSER
1913: Kolonie : Kreis Groß Wartenberg 6,5 km; Postbestellanstalt Rudelsdorf (Kr Groß Wartenberg) 5,5 km; Eisenbahnstation Bukowine 8 km; Einwohner: [11]
  • WIESEMÜHLE
1913: Mühle : Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 7 km, Bahnhof 9,5 km; Post Rudelsdorf (Kreis Groß Wartenberg) 5,5 km; Einwohner: [6]


Chronik

Das Dorf wurde nach seinem Gründer oder Besitzer Dzyslaw benannt. Erste Erwähnung findet es um 1305 im L. f. als villa Zycslai. Es wurde zu Deutschem Recht ausgesetzt. 1597 gab es nach einem bestehenden Urbarium (Wasserrecht) im Dorf vier Wassermühlen, darunter war die Kirchmühle. Die Radiner Mühle war nach Distelwitz zinspflichtig. Ein Wladimir Ogrezona "sonst von Distlawitz" genannt wurde als Zeuge in einer am 28.10.1329 erstellten Urkunde des Herzog Conrads in Wartenberg benannt. Die Besitzverhältnisse wechselten lebhaft bis im Jahre 1734 der Ort und das Gut der Standesherrschaft zufallen. Um 1700 wurde an der Kreisgrenze gegen Polen zum Schutz vor dem Einschleppen der Pest mächtige Eichen und sonstiges nutzbares Holz zu einem Schutzwall umgehauen. Man wollte die Grenze besser überwachen. Tag und Nacht ließ man diesen Schutzwall bewachen und die Wachen wurden durch besonders bestellte "Pestdragoner" und Kommissare beaufsichtigt. Diese Grenzsperre fand nicht den Beifall der Nachbarn. Als Racheakt fielen am 23.10.1709 polnische Truppen in Stärke von 15 000 Mann unverhofft in die Herrschaft Wartenberg ein, verübten Gewalttätigkeiten aller Art, richteten großen Schaden an und verbreiteten dazu noch die "leidige Kontagion" (Ansteckung). Schwer betroffen wurden die Gemeinden Kammerau, Distelwitz, Rudelsdorf und Stradam. Im Jahre 1841 ließ der Standesherr in Distelwitz einen Tiergarten anlegen, der aber später wieder einging. Distelwitz war prinzliches Forstrevier (Förster Gigas). Der letzte Bürgermeister, Johann Schebesta, erlebte im Jahre 1967 seinen 100. Geburtstag und ist kurz danach hochgeehrt in Zinzenzell bei Regensburg gestorben. Kirchlich gehörte Distelwitz 1376 bereits zum Groß Wartenberger Archipresbyterat und dieses wiederum zum Breslauer Archidiakonat. Distelwitz gehörte auch zu den Gemeinden, die ihre inzwischen in protestantischen Händen befindlichen Kirchen aufgrund des Westfälischen Friedens (nach dem 30jährigen Krieg) an die Katholiken zurückgeben mußten. Sie wurde 1654 der Pfarrkirche zu Rudelsdorf zugeordnet. Sie hieß damals St. Katharina und Kirchweih wurde am Sonntag nach Katharina (25. Nov.) gefeiert. Die Kirche bestand ganz aus Holz und befand sich 1666 in gutem Zustand. Der Turm jedoch war es nicht. In seinem Inneren hingen 3 Glocken, die 4. Glocke war abhanden gekommen. 1835 fand eine gründliche Renovation der Kirche, 1859 der Pfarrwirtschaftsgebäude und ein Neubau des Pfarrhauses statt. Wann die Kirche den Namen St. Trinitatis erhielt hat man nie genau feststellen können. Im Gebälk über der Sakristeitür befand sich eine etwa undeutliche Inschrift aus dem Jahre 1492. Die beiden Turmglocken waren sehr alt. Kreisschilder und Darstellungen aus dem Leben Jesu zierten die größere Glocke. Von 1868 bis 1877 bestand eine katholische Schule. Die Kinder erhielten dann Unterricht durch den Kammerauer Lehrer. 1895 wurde die Schule zu einer öffentlichen Schule erhoben, nachdem vorher ein Umbau vorgenommen wurde. Um 1779 gelten die Evangelischen von Distelwitz mit Ellgut als zu Groß Wartenberg eingepfarrt. Vom 1.10.1896 ab genehmigte der Evangelische Oberkirchenrat zu Berlin die Anstellung eines Vikars in Groß Wartenberg. Dieser sollte in wechselnder Reihenfolge in den zum Parochialverband gehörenden Außengemeinden den Gottesdienst halten. Er fand in den jeweiligen Schulhäusern statt, so auch in Distelwitz. Die evangelische Schule ist wahrscheinlich aus der vorherigen katholischen Kirchschule hervorgegangen und war schon 1762 vorhanden. 1835 wurde das Schulhaus massiv neu erbaut. Die Schule wurde vor dem Ersten Weltkrieg einklassig geführt, mit rund 40 bis 45 Schülern. Eng verbunden mit dem Geschehen in Distelwitz war der Ortsteil Distelwitz-Ellgut seit jeher. Auch er findet bereits 1305 erste Erwähnung im L. f. und war zu Deutschem Recht ausgesetzt. Bis 1659 saßen die gleichen Besitzer auch in Distelwitz-Ellgut, danach bis gegen 1734 finden wir u. a. die von Kotulinski, von Schenkendorff, und von Franckenberg als Besitzer, danach fällt der Ort an die Standesherrschaft Groß Wartenberg.

Besondere Ereignisse

Hagelunwetter vom 26. Juni 1741

Den 26. Junii Abends gegen 4. Uhr, bey vorgängigen Sudwind, traff einen Strich der Laußnitz, insonderheit Schlesien, wie auch Pohlen gen Warschau zu, ein erschreckliches Hagelwetter, die Schlossen waren wenige kleiner, viele grösser als Hüner Eyer, und darunter viele eckichte noch grössere Stücke Eis. Zuerst berichtete man: Das dieses Hagelwetter in denen Jauerischen Gebürgen sich aufgezogen, daselbst angefangen, und von Abend gegen Morgen biß in Groß-Pohlen nach Masovien gezogen....

....Denn traff es Nordwerts die Freye Standes-Herrschaft Wartenberg, und ruinirte viele Felder, insonderheit zerschlug es zu Repin dem Herrn General Major von Pritwitz zugehörig, alles Winter-Korn, und that der Orangerie in einem schönen angelegten Garten sehr grossen Schaden, auch wurden die Fenster in denen Glashäusern gäntzlich eingeschlagen: Zu Distelwitz blieb nicht ein Halm Winter-Kornes stehen, und in Pohlen hat es zu Guderle, Wischnave, Ellgut, Royawa biß Schiltberg den entsetzlichsten Schaden gethan, auch hernach an der Warschauer-Strasse die Felder von beyden Seiten sehr mitgenommen....

Standesamtunterlagen

Vor der Beschaffung einer Personenstandsurkunde aus Polen sollte geprüft werden, ob sich das gesuchte Personenstandsbuch nicht auch im Standesamt I in Berlin befindet.

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