Die Gemeinden des Kreises Groß Wartenberg
In diesen Kurzbeschreibungen folgen wir im wesentlichen den Angaben, die uns aus der Franzkowskischen "Chronik" überliefert sind. Es kann nur von jeder Gemeinde ein kurzer Abriß der geschichtlichen Daten und Abläufe gegeben werden. Auch erheben diese Angaben nicht den Anspruch, in allen Punkten vollständig zu sein. Das ist nach Lage der Dinge zur Jetztzeit auch gar nicht mehr möglich. In den meisten Fällen sind alle Unterlagen verloren gegangen, in vielen Fällen sind leider nur recht unvollständige Angaben derzeit für uns greifbar. Es ist Sinn und Zweck dieser Kurzbeschreibungen, daß das Wenige, was wir noch über die einzelnen Gemeinden des Kreises wissen, aufgezeichnet ist und nicht in Vergessenheit geraten soll. Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt diese Aufzeichnungen, dann sind sie ein wertvoller Beitrag zur Geschichte unseres Heimatkreises.

Die Ortsbeschreibungen sind, soweit nicht anders vermerkt, aus dem Schlesischen Ortschaftsverzeichnis von 1913. Einwohnerzahlen in [] sind bereits im zugehörigen Ort mitgezählt

Name Ortsliste 1913 Geschichte
POLNISCH-STEINE (ab 1907 Schönsteine)
Dorf + Rittergut (mit Försterei): Kreis Groß Wartenberg 16,5 km; Postbestellanstalt, evang. Kirche Neumittelwalde 6 km; Amtsgericht Festenberg 10,5 km; Eisenbahnstation, Amtsbezirk, Standesamt Bukowine 3 km; kath. Kirche Tscheschen; Einwohner: 184 + 25
Seit dem 17. Juli 1907 ist die bis dahin gebräuchliche Ortsbezeichnung in Schönsteine umgeändert worden und zwar durch eine Verfügung des Königlichen Regierungspräsidenten. Der Ort wurde vorher Polnisch-Steine genannt. Bereits 1340 ist Steine im Besitz von Konrad. Von 1530 bis 1594 sind die Herren von Lohr Besitzer von Steine. Um 1620 gehört es Friedrich von Niebelschütz. Dieser wurde wegen verweigerter Vasallenpflicht dem Standesherrn gegenüber durch das Wartenberger Hofgericht 1623 mit Weib und Kind ausgewiesen und sein Gut zwangsverwaltet. Zu Michaelis 1623 wurde die Zwangsverwaltung zwar aufgehoben und von Niebelschütz bekam sein Gut wieder zurück, wurde dafür aber mit einer das Gut dauernd belastenden Geldstrafe belegt. Die Nachfolger des Niebelschütz hatten noch unter der Belastung zu leiden. Diese muß sehr groß gewesen sein, denn es fand sich zunächst kein Käufer. 1660 haben es dann die Vormünder des damals noch mindejährigen Standesherrn, Karl Hannibal Burggraf Dohna, für diesen gekauft. Am 27. März 1700 wurde die 1625 gegen Friedrich von Niebelschütz verhängte Strafe aufgehoben und das Allodialgut bekam mit Johann Albrecht von Siegrodt und Slawikau einen neuen Besitzer. Von 1715 bis 1778 gehört es den von Prittwitz. Dann kauft es Freiherr von Seidlitz. Am 14. Februar 1795 ersteht es Hans Christian Freiherr von Puttkammer. Im Besitz der Familie von Puttkammer bleibt Schönsteine bis zum Kriegsende 1945. 1666 ist aus einem Urbarium der Standesherrschaft Wartenberg zu berichten: Demnach zinsten die Freigärtner zu Steine 25 Taler 12 Groschen bar, 38 Hühner, neuneinhalb Schock Eier, neun Stück Gespinnst umsonst und 12 Stück gegen Lohn. Die Scheffelgärtner zahlten 8 Taler in Bar, 24 Hühner, sechs Schock Eier, fünf Stück Gespinnst umsonst und 42 Stück gegen Lohn. Die herrschaftliche Brettmühle schnitt jährlich 10 Schock(?). Die Eichelmastung genügte für 15 Schock Schweine. Der Wald lieferte prächtiges Bau- und Schirrholz. Zum Rittersitz gehörten die Ober- und Niedergerichte und das "ganz freie Kirchlehn". Um 1715 erfahren wir beim Kauf durch die Familie von Prittwitz, daß sich die meist armen Einwohner des Dorfes vorwiegend mit Schindelmacherei beschäftigen. Viele gingen auch nach Polen in Arbeit. Daher ist wohl auch der frühere Name Polnisch-Steine abzuleiten.
POREMBEN
Kolonie [Dobretz + Goschütz + Lassisken]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 23 km; Post Conradau(Kreis Groß Wartenberg) 2,5 km; Eisenbahn Bukowine 8 km; Einwohner: [74 + 8 + 33]
POSMYK
Vorwerk [Trembatschau]: Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 11,5 km, Bahnhof 9,5 km; Post Trembatschau 2,5 km; Einwohner: [10]
PRZYDZIALEK
Kolonie [Tscheschen]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 19,5 km; Post Tscheschen (Kreis Groß Wartenberg) 1,5 km; Eisenbahn Bukowine 7 km; Einwohner: [47]
RADINE
Dorf + Rittergut: Kreis, Amtsgericht, evang. Kirche, Eisenbahnstation Groß Wartenberg 8, Bahnhof 10,5 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, kath. Kirche Rudelsdorf 2 km; Einwohner: 91 + 80
Es ist seit 1757 mit Rudelsdorf verbunden. Ein ehemaliges Bistumsgut. Nach der Protektionsbulle des Papstes Adrian IV. erhielt es das Bistum am 23. April 1155 aus einer Schenkung des Grafen Zlawo. Der Bischof besaß dort 4 Hufen Wald (die Bauern hatten 24 Hufen, davon gehörten zwei freie Hufen dem Schulzen). Im L. f. 1305 wird von einer Kastellanei in Radine berichtet. Daraus gehörten nach altem Recht der Schollendorfer Kirche 12 Hufen. Bald nach 1305 muß Radine verkauft worden sein, denn es erscheint danach nicht mehr im Besitz der Kirche. In einer Urkunde vom 30. Januar 1317 wird ein Leonhard von Radine als erster weltlicher Besitzer genannt. Im Jahre 1642 wird Radine von den in der Standesherrschaft Wartenberg "gewaltätig hausenden" Schweden ausgebrannt und völlig vernichtet. 1738 wird ein Ferdinand von Dresky Besitzer, dessen Erben verkaufen 1757 an Ernst von Dyhrn und Schönau auf Rudelsdorf. Radine war zuletzt Ortsteil von Rudelsdorf.
Nach einem Archidiakonalbericht vom Jahre 1666 waren die Dörfer Ellgut und Radine zur St.-Hedwigs-Kirche von Rudelsdorf eingepfarrt. Zu der im Jahre 1857 in Rudelsdorf eingerichteten katholischen Privatschule, die unterm Datum vom 5. Mai 1866 zur öffentlichen Schule erhoben wurde, war mit Distelwitz-Ellgut und Dyhrnfeld auch Radine eingeschult. Die Schule hatte 1910 61 Schüler. Die Evangelischen aus Rudelsdorf und Radine gehörten um 1779 als Gäste zur Wartenberger Kirche. Die evangelischen Kinder aus Radine besuchten die bereits 1763 durch den Grundherren Ernst Freiherr von Dyhrn gegründete Schule in Rudelsdorf. Der erste Lehrer hieß Langhammer, Karl Wilhelm. 1902 wurde ein schönes neues Schulhaus gebaut. Die Schule wurde um 1910 dreiklassig geführt. Zwei Lehrer unterrichteten 124 Schüler.
RIPPIN
Dorf (mit Bartelmühle, Brettmühle und Große Mühle) und Rittergut (mit 2 Forsthäusern): Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 8,5 km, Bahnhof 11 km; Post, Eisenbahn, Amtsgericht, kath Kirche, ev. Kirche Neumittelwalde 7,5 km, Bahnhof 8,5 km; Amtsbezirk, Standesamt Ossen; Einwohner: 373 + 83
RIPPIN-ELLGUT (ab 1937 Ostfelde)
Dorf + Rittergut: Kreis Groß Wartenberg 9,5 km; Postbestellanstalt, Amtsgericht, evang. Kirche, kath. Kirche, Eisenbahnstation Neumittelwalde 5 km; Amtsbezirk, Standesamt Ossen; Einwohner: 77 + 94
Der frühere Name Rippin-Ellgut ist wahrscheinlich von dem polnischen Riba = Fisch abgeleitet. Es gab in Ostfelde seit alters zahlreiche Fischteiche. Die Rippiner Karpfen waren sehr gesucht. Seit langen Jahren befanden sich die Güter im Besitz der Familie von Prittwitz. 1481 ist Peter von Prittwitz bekannt. Im Jahre 1656 verkauft die Witwe des Joachim Friedrich von Prittwitz, Maria Elisabeth geborene von Posadowski, "die nach Adam von Prittwitz (um 1602) verbliebenen, durch den Krieg völlig ruinierten und verschuldeten zur Subhastation gekommenen Güter Rippin, Mangschütz, Ellgut und Fruschof von den Prittwitzschen Creditoren und Interessenten" für 16 760 schles. Taler. 1671 ist deren Sohn Bernhard Moritz bereits wieder Besitzer und am 7. Oktober 1740 verkauft dann der letzte von Prittwitz, Alexander Moritz, für 45 300 Taler die Güter Rippin mit Ellgut, Mangschütz und Fruschof an den damaligen Standesherrn, den Grafen Münnich.
RODELAND
Kolonie [Dombrowe]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 22 km; Post, Eisenbahn Großgraben 4 km; Einwohner: [51]
ROTHEMÜHLE
Mühle [Wioske]: Kreis, Post, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 4,5 km, Bahnhof 7 km; Einwohner: [6]
RUDELSDORF
Dorf + Rittergut (mit 2 Förstereien und Oberhof): Kreis, Amtsgericht, evang. Kirche Groß Wartenberg 10 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, kath. Kirche Rudelsdorf; Eisenbahnstation Bukowine 7 km; Einwohner: 304 + 167
Das Dorf ist nach seinem Gründer Rudolphi villa benannt worden und als solches 1305 im L. f. bereits erwähnt. Es hatte einschließlich des Schulzens 56 Hufen. Der älteste erwähnte Besitzer nannte sich Leonhard de Rudolphi villa (1307). Ab 1435 erscheinen die Sternberg in Rudelsdorf. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts wurden dann zwei Anteile unterschieden: Ober- und Nieder-Rudelsdorf. Beide Teile sind ab 1721 unter Karl Maximilian Freiherr von Dyhrn und Schönau endgültig wieder vereinigt.
Am 4. Juni 1789 kaufte Heinrich Graf Reichenbach-Goschütz Rudelsdorf nebst Radine und Dyhrnfeld für 115 000 Reichstaler. Von den Goschützer Grafen wurden die Rudelsdorfer Güter für den am 7. April 1808 geborenen unter Gewalt seines Vaters, des Gutsbesitzers und Kaufmanns Johann Gottlob Korn in Breslau stehenden Wilhelm Gottlieb Korn mit dem Kaufbetrag von 81000 Reichstalern erworben. Mit der unter dem 23. Dezember 1865 ausgestellten Stiftungsurkunde errichtet Wilhelm Gottlieb Korn mit Rudelsdorf, Dyhrnfeld und Radine und den dazugekauften Grundstücken ein Fideikommiß, dem er ein bis auf 120 000 Taler zu verstärkendes Geldfideikommiß von 80 000 Talern an die Seite stellte. Wilhelm Gottlieb Korn wurde am 24. Dezember 1866 in den erblichen Adelsstand erhoben. Er starb am 7. September 1877. Rudelsdorf blieb bis 1945 im Besitz der Familie von Korn. Bei Franzkowski findet man auf Seite 434 den Hinweis, daß die Pfarrkirche "sicher schon bei der Aussetzung des Dorfes zu deutschem Recht" gegründet wurde. Franzkowski stützt seine Vermutung auf einen Hinweis bei Herrn. Neuling, Schles. Kirchorte, 2. Ausgabe S. 268. Im Jahre 1640 fielen die Schweden in Rudelsdorf ein und brannten den Pfarrhof ab. 1602-1656 amtierte als Pastor Johann Waltsgott. 1616-17 Jeremias Schur, bis 1643 Balthasar Nierowny. Von 1643 bis 1645 Adam Albing, danach bis 1651 Zacharias Süßenbach. Ihm folgte Georg Rupilius, der 1654 die Pfarrei verlassen mußte. Aus den Angaben bei Franzkowski ist nicht zu ersehen, warum der Pfarrer Rudelsdorf verläßt. 1633 wurde Schönwald mit Rudelsdorf vereinigt. Dieser Zustand endete erst, als am 8. August 1883 Klein- und Groß-Schönwald mit Dombrowe bei der Erhebung der Kuratie Festenberg zur Pfarrei, nach Festenberg eingepfarrt werden. Im 16. und 17. Jahrhundert war die Kirche dem neuen Glauben zugehörig. Als 1654 die Rückgabe für den katholischen Ritus erfolgte, war das Kirchengebäude in trostloser Verfassung, "mehr einer Räuberhöhle ähnlich". Sie trug nach einem Archidiakonalbericht vom Jahre 1666 den Namen St. Hedwig. Es gehörten die Dörfer Rudelsdorf, Distelwitz-Ellgut und Radine zur Pfarrei. Auch das Pfarrhaus und das Kirchschreiberhaus waren in sehr schlechtem Zustand. Im Kirchturm hingen zwei Glocken. Mit Andreas Johann Joseph aus Reichtal erhielt die Kirchgemeinde 1665 wieder einen eignen Pfarrer. In seiner Amtszeit wurde 1677 die Kirche, das Pfarrhaus und die Schule neu gebaut. Der sehr rührige Geistliche ging 1682 als Pfarrer nach Bralin. Aus der langen Reihe der Rudelsdorfer Pfarrer ist besonders zu erwähnen Pfarrer Franz Gogol. Geboren 1803 zu Münchwitz, ordiniert 1827, am 1.5.1827 zum Administrator ernannt, blieb er bis Neujahr 1844 als wirklicher Pfarrer in Rudelsdorf. Er verstand es, die im Jahre 1837 der Pfarrei drohende Auflösung zu verhindern. Besonderer Erwähnung verdient auch Pfarrer Adalbert Krause, geboren 1823 zu Ratibor. Er studierte zuerst Jura und dann Theologie und war seit 1847 Priester. Er versah das Pfarramt von 1853 bis zu seinem Tode am 7.3.1865. Er brachte unter unsäglichen Mühen in die im argen liegenden kirchlichen Verhältnisse Ordnung. Die 850 Katholiken seiner Parochie lebten in 36 Ortschaften in einer Entfernung bis zu 20 Kilometern unter 9000 Andersgläubigen. In der ganzen Parochie gab es nicht eine einzige katholische Schule. Deshalb gründete Pfarrer Krause bald in Bukowine und danach in Rudelsdorf eine katholische Schule. 1862 unternahm er auch die ersten Verhandlungen zur Gründung einer katholischen Schule in Distelwitz. Sie wurde aber erst nach seinem Tode am 3.4.1868 eingeweiht. Unter seinem Nachfolger wurde auch 1885 "die altersgraue, mehr als bescheidene Pfarrkirche, ein Bindwerkbau ohne Turm, in ein schönes massives Gotteshaus mit Turm verwandelt", nur der alte Dachstuhl und das Schindeldach sind geblieben. Diese Erneuerung wurde unter Pfarrer Muschallik ergänzt durch den Neubau eines massiven Pfarrhauses. Im Jahre 1902 wurde unter Pfarrer Weinhold dann auch das Schulhaus neu gebaut.
SACRAU
Dorf und Rittergut: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 24 km; Post, Amtsbezirk, Standesamt, kath Kirche, ev. Kirche Goschütz (Kreis Groß Wartenberg) 3 km; Eisenbahn Bukowine 8,5 km; Amtsgericht Festenberg 7 km; Einwohner: 82 + 13
SANDRASCHÜTZ
Dorf: Kreis Groß Wartenberg 19,5 km; Postbestellanstalt, Eisenbahnstation, Amtsgericht, Standesamt, kath. Kirche, evang. Kirche Festenberg (Kr Groß Wartenberg) 2,5 km; Amtsbezirk Groß Schönwald; Einwohner: 140
1791 ist es als Kolonie durch den Besitzer von Schönwald, Friedrich Ferdinand Graf von Sandretzky, angelegt. Die dort ansässigen Dresch- und Hofegärtner waren erbuntertänig. Sie erhielten zunächst ungefähr 130 Hektar steuerfreien Forstgrund und konnten darauf sechs Kolonistenstellen gründen. 1795 wurden weitere 15 Stellen gegründet. Danach bis 1800 eine weitere Stelle und 1803 ebenfalls eine Kolonistenstelle.
SAUERWINKEL
Kolonie [Nieder Stradam]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 10 km; Post, Eisenbahn Stradam (Kreis Groß Wartenberg) 5,5 km, Bahnhof 4,5 km; Einwohner: [32]
SBITSCHIN
Dorf und Rittergut: Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 16 km; Post, Standesamt, kath Kirche Trembatschau 2,5 km; Eisenbahn Perschau 10 km; Amtsbezirk Fürstlich Neudorf; ev. Kirche Droschkau; Einwohner: 109 + 58
SCHLAUPE
Dorf (mit Ziegelei) und Zollhaus [Rittergut Groß Kosel]: Kreis, Post, Amtsgericht, Eisenbahn, ev. Kirche Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 6 km, Bahnhof 8 km; Amtsbezirk Schloß Wartenberg; Standesamt Mechau; kath Kirche Türkwitz; Einwohner: 545 [+ 4]
SCHLEISE
Dorf + Rittergut (mit Forsthaus): Kreis, Post, Amtsgericht, ev. + kath. Kirchspiel, Eisenbahn GROß WARTENBERG (Bez. BRESLAU) 4 1/2 km; Bahnhof 3 km; Amtsbezirk, Standesamt SCHLEISE; 672 + 48 Einwohner.
Das Dorf gehörte dem Bistum Lebus. Am 1. Juni 1260 wurde es von Bischof Wilhelm Lebus zu deutschem Recht ausgesetzt. Die Aussetzungsurkunde ist zu Schleise selbst von zwei Lebuser Domherren bezeugt und vom Bischöflichen Notar Konrad ausgefertigt worden. In der "Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus und des Landes gleichen Namens" von Siegmund Wilhelm Wohlbrück (Bd. 1, S. 132) steht der Wortlaut nach einer Abschrift aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Das Original ist schon um 1900 nicht mehr vorhanden. Schleise ist nach Meinung von Franzkowski dem Bistum Lebus bereits von den ersten schlesischen Herzögen geschenkt worden. Es ist somit eins der Dörfer aus dem Kreisgebiet, das eine sehr lange und alte Geschichte aufzuweisen hat und nachweisen kann.
Der Lebuser Bischof Johann von Borschnitz legte 1400 ein Stiftsregister an. Nach diesem hatte Schleise 50 Hufen. Davon besaß der Bischof 8 Hufen für ein Vorwerk. Diese acht Hufen konnten die Bauern aber für einhalb Schock selber nutzen. Fünf Hufen hatte der Schulze. Sie gehörten zur Scholtisei. Von den 37 Zinshufen gab jede 6 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Roggen, 2 Scheffel Weizen und 1 Vierdung, zur Hälfte dem Pfarrer, zur Hälfte dem Bischof, zu Zehnt und Zins; ferner von jeder Hufe 1 Huhn dem Bischof und 1 Huhn dem Pfarrer. Die Bauern arbeiteten viermal im Jahr, wie es üblich war. 28 waren es insgesamt. Sie besaßen jeweils zweieinhalb, eineinhalb oder eine Hufe. Die meisten hatten slawische Namen: Panguski, Peczoski (Pietzonka), Goliski (Galinski), Hastiri, Nowant (Nowak). Das zu Schleise gehörende Dorf Gonsow lag südlich des Ortes. Es gehörte ebenfalls zum Bistum Lebus. Der Ort Gansow ist untergegangen. Nur im Namen eines Waldbezirkes überdauerte "Gansow" die Zeit.
1549 hatte sich Freiherr Joachim von Maltzan, der damalige Standesherr von Wartenberg, in unrechtmäßiger Weise Schleise angeeignet und zu seinem Kammergut gemacht. Die Schleiser Bauern mußten nun dem Maltzan den Zins entrichten. Nach einem Urbar von 1666 zahlten die Schleiser Bauern an die Herrschaft Wartenberg 78 Taler, 24 Groschen in bar, 2 Malter 10 Scheffel Weizen, 6 Malter 1 Scheffel Roggen, 8 Malter 11 Scheffel Hafer, 70 Hühner, 8 Schock 3 Mandeln Eier, 10 Stück Gespinnst umsonst und 51 Stück gegen Lohn. Im 16. Jahrhundert gelangte die ehemals selbständige Pfarrgemeinde infolge der kirchlichen Umwälzungen vollends zur Parochie Wartenberg. Es begann wie mit allen Gemeinden der Standesherrschaft auch in Schleise ein dauernder Wechsel der religiösen Zugehörigkeit, je nach Ansicht und Zugehörigkeit des Standesherrn. Auf die zum protestantischen Glauben hinneigenden von Maltzan folgten die katholischen Burggrafen von Dohna, und so bekam 1598 Schleise wieder eine eigene katholische Pfarrei. 1633 wird die Kirche aber wieder evangelisch, muß aber bald danach wiederum katholisch geworden sein. Im Archidiakonal-Visitationsbericht von 1651 wird berichtet, daß die Kirche dem Apostel Mathäus geweiht sei, Kirchweihfest ist am Sonntag nach Mathäus, also im September. Gottesdienst wird jeden 3. Sonntag gehalten, drei Glocken sind vorhanden, der Pfarrer hat zwei Gärten, der Kirchschullehrer einen Garten. Das dem Matthias-Stift gehörende Kunzendorf ist eingepfarrt, Nach einem Bericht aus dem Jahre 1666 war die Kirche ganz aus Holz gebaut und dem Erzengel Michael geweiht. Kirchweihfest war am Sonntag nach dem St.-Michaels-Tag, also Ende September. Ein neuer Altar zeigte das bis in die Neuzeit erhalten gebliebene Bild des Erzengels Michael. Außer dem Schulzen (!) waren alle Einwohner katholisch. Vom 4. Dezember 1793 datierte ein Inventarverzeichnis der Schleiser Kirche. Darinnen wird "ein neugebautes Pfarrhaus, das zugleich zum Schulhause dient" aufgezählt. Unter dem Groß Wartenberger Stadtpfarrer Ignaz Kupietz (1845 bis 1876) wurde in Schleise (1851) eine neue Kirche gebaut, da die alte Holzkirche so baufällig war, daß sie (1846) polizeilich geschlossen wurde. Die neugebaute Kirche wurde am Michaelstag 1851 durch Erzpriester Pietzka eingeweiht. Von den drei Glocken, die im Turm hingen, tragen die große und die mittlere Glocke eine Inschrift: "Sebastian Götz goss mich anno Domini 1632" steht auf der großen Glocke. Die mittlere Glocke ist mit einem Vers in Latein geziert:
"Aera Canova Sonant Mentes Hominum Que Fatigant. "Ut Cuncti Veniant Reddere vota Deo. "Aere Conis Sed Sit Curae Tibi Fundere Corde. "Aetemo Domini Sit Tua Cura Preces." Jakob Götz goss mich anno 1606.
Die kleine Glocke hatte keine Inschrift (Signierglocke). Die Schule in Schleise ist als ehemalige Kirchschule "uralt". Zu dieser Feststellung kam Franzkowski in seiner Chronik auf Seite 416. In einem Protokoll vom 5. Juni 1767 wird dem Organisten und Schulhalter Mathias Woytasch, der das Lehrer- und Organistenamt schon 1755 versah, das jährliche Gehalt neu festgesetzt, durch den "Scholtze von Schleiße Woytek Lichy" und den ältesten Gerichtsmann Michel David. Von "Mertini 1766" erhielt er von der Schleiser Gemeinde: 16 Rtl. 12 Sgr. in Bar. An Deputat: Korn 12 Scheffel 8 Metzen, 13 Schock Krauth, ein Fuder Heu und das benötigte Holz aus den herzoglichen Forsten, das ihm die Bauern unentgeltlich zuführen mußten. In dem Protokoll ist auch festgelegt, wie diese an den Lehrer zu zahlenden Geld- und Sachleistungen von den Bauern aufgebracht wurden: 26 Bauern sowie der Scholze und Kretschmer zahlen von jeder Hube
10 Sgr. zusammen 14 Rtl. - Sgr.
8 Dreschgärtner, jeder 2 Sgr. 9 pf. 20 Sgr.
8Freyleuthe, inklusiv Schäfer, Schmied, Müller und Ziegler, jeder 4 Sgr. 1 Rtl. 2 Sgr.
8Häusler, jeder 2 Sgr. 9 Hl.20 Sgr.
zusammen: 16 Rtl. 12 Sgr.
Ähnlich wurden die Sachleistungen unter der Gemeinde aufgeteilt.
1854 wurde neben dem alten Schulhaus ein zweites neues Schulhaus erbaut. Im Jahre 1866 trug man das alte Schulhaus ab und erweiterte das neue Schulhaus. 1855 wurde eine zweite Lehrkraft eingestellt und 1903 kam eine 3. Lehrkraft hinzu. Auf den Lehrer und Organisten Matthias Woytasch folgte im Jahre 1787 der Sohn Michael; nach diesem 1813 Martin Warwas, 1837 Franz Orßulok, 1874 Vincenz Orschulok. 1910 hatte die Schule 185 Schüler. Der letzte uns bekannte Lehrer in Schleise war der in Kunzendorf geborene Alfons Dirbach. Er starb am 27. Oktober 1956 in einem Dorf bei Bielefeld.
SCHLOß WARTENBERG
Rittergut: Kreis, Post, Eisenbahn, Amtsgericht, kath Kirche, ev. Kirche Groß Wartenberg (Bz. Breslau), Bahnhof 2 km; Amtsbezirk, Standesamt Schloß Wartenberg; Einwohner: 120
SCHLOßVORWERK
Vorwerk [Weinberg]: Kreis, Post, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 0,5 km, Bahnhof 1,5 km; Einwohner: [174]
SCHOLLENDORF
Dorf (mit Zollhaus) + Rittergut (mit Ziegelei): Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg 12 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, kath. Kirche Schollendorf; Eisenbahnstation Stradam 6 km; evang. Kirche Pontwitz; Einwohner: 520 + 176
Der Ort ist zu deutschem Recht ausgesetzt worden. 1460 gehört Schollendorf einem Lorcke. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts teilt es sich in Ober- und Nieder-Schollendorf. In Ober-Schollendorf ist von 1611 bis 1721 die Familie von Prittwitz ansässig. Im Jahre 1721 kauft es Ernst Wilhelm von Poser und Pangau für 18 500 Taler. 1656 gehörte die Scholzenstelle nur halb zu Ober-Schollendorf. Außerdem war der Scholze zinsfrei, aber er mußte die Wolle zum Markt fahren. Es gab damals acht Bauern, die zusammen 10 Hufen hatten. Der Zins bestand aus: 17 Reichstaler 33 Groschen bar. Ferner: 7 Scheffel, 2 Viertel Roggen, ebensoviel Gerste, 41 Stück Hühner, 10 Schock 1 Mandel Eier. Die Frondienste und Arbeitsdienste (Robotten) wurden auf 10 schwere Mark berechnet. Die 10 Freigärtner zahlten 17 Taler 30 Groschen in Bar. Außerdem lieferten sie 34 Hühner, 8 Schock 2 Mandeln Eier. Sie waren zum Teil Handwerker und leisteten keine Arbeitsdienste. Von den sechs Dreschgärtnern hatte jeder 12 Groschen zu zahlen, dazu zwei Hühner und drei Mandeln Eier. Für abzuleistende Arbeitsdienste wurden bei vieren eine schwere Mark verrechnet. Nieder-Schollendorf gehörte 1555 Christoph von Kossembar genannt Skorkowski und bleibt bis 1676 im Besitz dieser Familie. Aus dem Jahre 1658 stammen gerichtliche Taxwerte über Nieder-Schollendorf. Der Taxwert ist 15 842 Taler 30 Groschen. Zum Ort gehören 12 Bauern, dazu vier Frei- bzw. Groschengärtner sowie neun Dreschgärtnerstellen. Der Gutsbesitzer zahlte 350 Reichstaler an Steuern, die Untertanen mußten dafür 112 Reichstaler und 24 Groschen aufbringen. Im Jahre 1717 kauft Ernst Wilhelm von Poser und Pangau für 19 000 Taler schles. und 125 Taler Schlüsselgeld das Gut. So befanden sich dann seit 1721 wieder beide Güter in einer Hand. 1768 kauft Helene Sophie von Klinggräff das vereinigte Gut. 1845 verkauft Ludwig von Klinggräff für 135 000 Taler an Johann Gottlieb Müller. 1850, 1852 und 1863 wechseln wieder die Besitzer, bis 1883 Karl von Gräffendorff das Gut für 645 000 Mark ersteht.
SCHÖNEICHE
Dorf +Anteil [GrSchönwald]: Kreis GroßWartenberg - 19 km; Postbestellanstalt, Eisenbahnstation, Amtsgericht, Standesamt, evang Kirche, kath Kirche Festenberg 5 km. Amtsbezirk GroßSchönwald;231+13 Einw.
Die Gemeinde entstand aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts neu angelegten Vorwerk "Schöneich". Herzog Karl von Württemberg-Oels erwähnt es in einer Urkunde vom 31. Mai 1707. Vor 1774 bestanden außer dem Kretscham, der 1724 einem Martin Kupke gehört, nur zwei Frei- und vier Dreschgärtnerstellen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen fünf weitere dazu, alle anderen wurden später gegründet. Südlich von Schöneiche liegt die Kolonie Altbrettmühle mit sieben Freistellen und einer Häuslerstelle. Nordwestlich liegt die Kolonie Pawelke, die gleichfalls aus einem gegen Ende des 18. Jahrhunderts kassierten Vorwerk mit sieben Frei- und zwei Häuslerstellen angelegt worden ist.
SCHREIBERSDORF
Dorf und Rittergut (mit Försterei und Ziegelei): Kreis, Amtsgericht, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 4,5 km, Bahnhof 7 km; Post, ev. Kirche Schreibersdorf (Kreis Groß Wartenberg); Amtsbezirk, Standesamt Baldowitz; kath Kirche Märzdorf; Einwohner: 283 + 192
SCHUMMÜHLE
Mühle [Kojentschin]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 17,5 km; Post, Eisenbahn Bralin 3,5 km, Bahnhof 4 km; Einwohner: [9]
SIELONKE
Rittergut: Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 12,5 km; Post, Eisenbahn, Amtsgericht, Amtsbezirk, Standesamt, kath Kirche, ev. Kirche Neumittelwalde 0,5 km; Einwohner: 77
SKLARKA
Kolonie [Kunzendorf]: Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 7 km, Bahnhof 5 km; Post Stradam (Kreis Groß Wartenberg) 7 km; Einwohner: [24]
SMOLOK
Kolonie [Tscheschenhammer]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 26,5 km; Post Conradau (Kreis Groß Wartenberg) 5,5 km; Eisenbahn Kraschnitz 12,5, Suschen 13,5 km Einwohner: [114]

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