übersicht Geschichte der freien Standesherrschaft, der Stadt und des landräthlichen Kreises Groß Wartenberg Nächster Teil

Die Landräte von Groß Wartenberg

Von dem Zeitpunkt an, als Schlesien zu Preußen kam, ist Groß Wartenberg Kreisstadt. Folgende Landräte waren in Groß Wartenberg tätig:
1.Leonhard Moritz von Prittwitz und Gaffron (1741 bis 1742) geboren den 10. März 1686 zu Pontwitz, studierte zu Frankfurt die Rechtswissenschaft, erkaufte 1718 Cammerau. Am 20. Dezember 1741 als Landrat vereidigt, legte er nach dem Verkauf von Cammerau (Februar 1742) die Verwaltung des Landratsamtes nieder und zog sich auf sein väterliches Erbgut Pontwitz zurück, wo er am 8. April 1758 starb.
2.Just Siegmund Freiherr von Dyhrn (1742 bis 1761), geboren 14. September 1689 als Sohn des Landeshauptmanns, kaiserlichen Rats, Regierungsrat und Herzoglich Oels'schen Konsistorialpräsidenten Hans Georg Freiherrn von Dyhrn und dessen Gattin Magdalena von Possadowski, Königlich Preußischer Obristleutnant, Erbherr auf Nieder Stradam und eines Anteils von Ober Stradam, starb am 16. November 1761 und wurde tagsdarauf in Nieder Stradam begraben.
3.Gottlieb Heinrich von Poser und Nädlitz (1762 bis 1784), Sohn des Christian Heinrich von Poser und Nädlitz auf Grunwitz, Domsel, Nassadel und Perschau, und dessen Gattin Johanna Charlotte von Thielau, geboren Juni 1713, königlicher Leutnant, vermählt mit Johanna Christiane von Rymultowski, als königlicher Marschkommissarius nach Dyhrns Tode schon Landratsamtsverweser, seit 1737 Besitzer von Perschau, starb Anfang August 1784.
4.Joachim Siegmund Sylvius von Franckenberg (1784 bis 1785), geboren 1. Februar 1727, seit 1760 vermählt mit Johanna Friederike von Teichmann, seit 1765 Besitzer von Schreibersdorf, Königlicher Marschkommissarius, starb schon am 13. Februar 1785.
5.Christian Wilhelm von Teichmann (1785 bis 1806) Besitzer von Bischdorf, Kreisdeputierter; seine unterm 16. April 1785 beim Könige angezeigte Wahl zum Landrat wurde durch Kabinettsordre vom 22. April 1785 bestätigt; seine Anstellung erfolgte vom 2. Mai 1785 ab.
6.Georg Albert Anton Gerhard von Bosse (1806 bis 1822), geboren 10. Februar 1767 zu Nordhausen als Sohn des Generalleutnants Friedrich Leopold von Bosse, seit 1795 vermählt mit Juliane Amalie Gräfin von Dyhrn, Rittmeister von der Artillerie, 1801 Landesältester und Kreisdeputierter, Besitzer von Nieder Stradam, zum Landrat erwählt am 4. Dezember 1806 und am 4. Oktober 1807 durch Kabinettsordre bestätigt, durch Kriegs- und Steuerrat von Trebra vereidigt, starb am 10. Juli 1882 in Bad Warmbrunn, daselbst am 12. Juli begraben.
7.Heinrich Moritz von Prittwitz und Gaffron (1822 bis 1823), geboren 5. Oktober 1787 zu Klein Bresa, zeichnete sich als junger Offizier im Feldzuge 1807 durch außerordentlichen Heldenmut aus, erhielt deshalb den Orden pour le mérite, ererbte durch seine Gemahlin, Auguste Sophie Ernestine Freiin von Wechmar, Schmoltschütz (Kreis Oels) und Görnsdorf, überkam vom 1. September 1822 die Verwaltung des Landratsamts. Seine definitive Anstellung als Landrat des Wartenberger Kreises blieb nach einem Ministerialrescript ausgesetzt, die interimistische Verwaltung ihm aber gegen vollen Bezug der damit ver bundenen Einkünfte auf ein Jahr anvertraut. 1823 zum Landrat des Oelser Kreises erwählt, beschloß er seine hiesige Wirksamkeit mit Ende des Jahres. Das landrätliche Amt des Oelser Kreises verwaltete er nahezu 34 Jahre. 1846 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, starb er 12. November 1857 und wurde zu Allerheiligen begraben.
Die Verwaltung des Landratsamtes Wartenberg wurde vom 1. Januar 1824 einstweilig dem Landesältesten, Obristleutnant a. D. Heinrich Joachim Christoph Grafen von Reichenbach-Schönwald übertragen. Der Landrat bezog damals: Gehalt 600 Reichstaler, zur Unterhaltung des Sekretärs 250 Reichstaler, an Fuhrkosten 200 Reichstaler, an Bürokosten 150 Reichstaler, auf Botenlohn 12 Reichstaler, zusammen 1212 Reichstaler.
8.Wilhelm von Sellin (1824 bis 1833), geboren in Czernikau Regierungsbezirk Bromberg, Major von der Artillerie, Ritter des Eisernen Kreuzes und des russischen St. Wladimirordens, wurde vom 1 . Oktober 1824 ab vorläufig auf ein Probejahr mit der Verwaltung des Landratsamtes betraut, durch Kabinettsordre vom 7. April 1826 definitiv zum Landrat ernannt. 1833 erkrankte er schwer und starb 27. November 1834 zu Leubus, wo er auch begraben wurde.
9.Otto Freiherr von Zedlitz-Leipe (1834 bis 1867), geboren 31. März 1800 zu Stargard in Pommern, vom 1. Oktober 1817 bis 14. März 1826 Leutnant im 24. Infanterie-Regiment, seit 17. Juni 1825 vermählt mit Heloise von Garnier-Turawa, 1828 Besitzer von Boguslawitz, Landesältester, 1. Juni 1834 Landrat, erwies er sich besonders in schwerer Zeit (1848/49) als ein zuverläßiger, kluger Diener seines Königs, unermüdlich war er auf des Kreises Wohl bedacht, weshalb sein 25jähriges Amtsjubiläum am 28. Juli 1859 auch unter Teilnahme des ganzen Kreises festlichst begangen wurde. Um seine Kraft ungeteilt dem Kreise widmen zu können, verkaufte er 1862 Boguslawitz und nahm seinen Wohnsitz in Wartenberg. Als die Schwächen des Alters sich bemerkbar machten, erbat er den Abschied, der ihm unter Verleihung des Titels eines Geheimen Regierungsrats vom 1. Juli 1867 ab bewilligt wurde. Am 10. März 1868 starb er in Breslau.
Hugo Graf von Reichenbach-Schönwald, zum Landratsamts-Verweser ernannt, führte bis zum 13. Februar 1869 die Verwaltung des Kreises.
10.Richard Freiherr von Buddenbrock-Hettersdorff ( 1869 bis 1888), geboren 3. Juni 1831, seit 1857 Besitzer von Bischdorf, mit den Verhältnissen des Kreises innig vertraut, durch besonderes Verwaltungstalent ausgezeichnet, von herzlichem Wohlwollen gegen jedermann beseelt, galt als vorzüglich für das Amt des Landrats geeignet, dessen Verwaltung ihm vom 13. Februar 1869 ab übertragen wurde; die Allerhöchste Ernennung erfolgte unterm 7. Februar 1870. Groß und schwer waren die Aufgaben, die zu lösen ihm oblagen, wie Ein-und Durchführung der neuen Kreisordnung und Selbstverwaltung, Kranken- und Unfallversicherung etc. 1885 erkaufte er die Herrschaft Medzibor und 1888 vertauschte er Bischdorf mit Ossen. Die Neuordnung seines großen Besitzes veranlaßte ihn, Ende Juni 1888 den Staatsdienst aufzugeben, nachdem ihm schon vom 1. April desselben Jahres ab der nachgesuchte Urlaub erteilt war. Infolge einer Operation starb er zu Breslau am 27. Oktober 1891 und wurde auf hiesigem städtischen Friedhofe an der Seite seiner ihm im Tode vorangegangenen ersten Gemahlin, Amalie Gräfin Kospoth, bestattet.
11.Richard von Busse (1888 bis 1894), geboren 1. November 1847 zu Andersdorf Kreis Glogau, besuchte das Gymnasium zu Oels, dann die Ritterakademie zu Liegnitz, trat 1866 beim 1 . Schlesischen Husaren-Regiment Nr. 4 ein, machte die Feldzüge gegen Österreich und Frankreich mit; ins Mecklenburgische Dragoner-Regiment versetzt, nahm er 1874 als Premierlieutenant seinen Abschied, erwarb das Rittergut Ossen und begann hier sein für den Kreis recht segensreiches Wirken und Schaffen. (Anfang Januar 1875 Amtsvorsteher und Standesbeamter, 1877 Kreistagsmitglied, 1878 Mitglied des Kreisausschusses, dann Kreisdeputierter und Landesältester, Mitglied des Provinziallandtags.) Hohe Begabung, große Schaffensfreudigkeit, aufrichtige Religiosität, glühender Patiotismus, herzliche Teilnahme an des Nächsten Wohl und Wehe zeichneten ihn vorteilhaft aus und erwarben ihm allseitiges Vertrauen. Nachdem er schon vom 1. April 1888 ab mit der kommissarischen Verwaltung des Kreises betraut war, brachte ihn der am 30. August versammelte Kreistag durch Acclamation einstimmig zum Landrat in Vorschlag, worauf durch Allerhöchste Kabinettsodre d.d. Wien 4. Oktober 1888 seine Ernennung zum Landrat erfolgte. In der verhältnismäßig kurzen Zeit seiner Amtsführung erwies er sich als ein wahrer Vater des Kreises, der in der Sorge für des Kreises Wohl aufging. Es sei nur erwähnt die Errichtung der Kreissparkasse, die Erweiterung des Kreischausseenetzes und die Gründung der "Holzgenossenschaft in Festenberg", durch die er die dasige Möbelfabrikation vor dem sonst sicheren Ruin bewahrte. Der unerwartet schnelle Heimgang dieses edlen, mit so herrlichen Gaben des Geistes und Herzens ausgestatteten Mannes rief deshalb die innigste Teilnahme und tiefste Trauer hervor. Nach kurzer, tückischer Krankheit starb von Busse am 23. August 1894 zu Bischdorf. Auf hiesigem städtischen Friedhofe fand er seine Ruhestätte. Landrat von Busse war Ehren- und Rechtsritter des Johanniterordens, Ritter des Eisernen Kreuzes, des Mecklenburgischen Militärverdienstkreuzes, Inhaber der Feldzugsmedaillen von 1866 und 1870/71, vermählt mit Ella von Rathenow.
Der Kreisdeputierte Majoratsbesitzer Georg von Reinersdorf-Stradam wurde Landratsamtverweser.
12.Hans Ludwig David Paul Heinrich Graf Yorck von Wartenburg (1894 bis 1898) ein Enkel des berühmten Generals, Sohn des Majoratsbesitzers, erblichen Herrenhausmitglieds Hans Ludwig David Paul Grafen Yorck von Wartenburg auf Klein Oels und dessen Gemahlin Luise geborene von Wildenbruch, zu Breslau geboren 16. Oktober 1861, Dr. jur., Regierungsassessor in Königsberg, übernahm am 4. Oktober 1894, die kommissarische, nach Allerhöchster Ernennung zum Landrat Ende Mai 1895 die definitive Verwaltung des Kreises. Infolge Todes seines Vaters sah er sich gezwungen, das hiesige Amt 1898 aufzugeben beziehungsweise mit demjenigen seines Heimatskreises Ohlau zu vertauschen.
13.Paul Emil Stanislaus Graf Dönhoff (1898 bis 1908) geboren 17. Juli 1862 zu Königsberg in Preußen, Dr. jur., Regierungsavessor daselbst, vom Minister des Innern mit der Vertretung des beurlaubten Landrats Grafen Yorck betraut, übernahm die landrätlichen Geschäfte am 7. Dezember 1897; im Dezember 1898 erfolgte seine Allerhöchste Ernennung zum Landrat. Königlicher Kammerherr, Ritter des Roten Adler-Ordens. Der Tod seines älteren Bruders nötigte ihn, den Staatsdienst aufzugeben, um die väterlichen Erbgüter in Ostpreußen zu übernehmen. Nur ungern schied er aus dem ihm liebgewordenen Kreise am 31. Mai 1908. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Errichtung des Kreiskrankenhauses.
14.Leo von Busse (1908 bis 1918) Seine Wiege stand im hiesigen Kreise. Er wurde zu Ossen am 15. Juli 1876 geboren, besuchte das Gymnasium zu Wohlau, studierte zu Heidelberg und Berlin die Rechtswissenschaften, bestand 1898 zu Breslau das Referendarexamen, genügte vom 1. Januar bis 31. Dezember 1899 seiner militärischen Pflicht bei den 8. Dragonern zu Bernstadt, machte 1904 zu Berlin sein Assessorexamen, worauf er zunächst beim Landratsamt zu Wolmirstedt, dann beim Königlichen Oberpräsidium zu Posen beschäftigt war. Durch den Minister des Innern mit der kommissarischen Verwaltung unseres Kreises vom 1. Juni 1908 ab betraut, wurde er auf Vorschlag des Kreistages unterm 7. Dezember desselben Jahres als Landrat des Kreises Allerhöchst bestätigt und am 13.März 1909 durch den Königlichen Regierungspräsidenten von Baumbach feierlichst in sein Amt eingeführt. Bei dem zu Ehren des Tages im Saale des Hotels zum Weißen Adler veranstalteten Festmahl, an weichem 97 Personen aus dem ganzen Kreise teilnahmen, gab sich in unzweideutiger Weise die Freude darüber kund, gerade Herrn von Busse ("des trefflichen Vaters so würdigen Sohn") zum Oberhaupt des Kreises erhalten zu haben. Den Fußstapfen seines Vaters folgend, getragen vom Vertrauen aller Kreiseinsassen, geht Landrat von Busse in der Sorge um des Kreises Wohl völlig auf.
15.Detlef von Reinersdorf (von 1918 bis 1944), geboren 1879, von Reinersdorf war mit Gräfin Huberta von Maltzan, aus Militsch verheiratet. Nach dem Militärdienst bis 1918 wurde er zum Landrat unseres Kreises berufen. In dieser Zeit herrschte in unserem Kreis wie überall in Deutschland Chaos. Die Revolution und die Abtrennung der Hälfte von unserem Kreisgebiet durch den Versailler Vertrag fielen in seine Amtszeit. Er unternahm alles Menschenmögliche dieses zu verhindern, aber er konnte nur die Dörfer Schleise und Kunzendorf zurückgewinnen, welche schon von Polen besetzt waren. Detlef von Reinersdorff verstand es ausgezeichnet unseren Kreis durch seine geschickte Leitung durch schwere Zeiten zu führen. 1944 wurde er mit 65 Jahren von den braunen Horden vorzeitig pensioniert, mit denen er sich schon öfter angelegt hatte. Er hatte zwei Söhne, welche im 2. Weltkrieg gefallen sind und eine Tocher, welche in Australien lebt. Er war Besitzer des Rittergutes Oberstradam. Am 14.01.1973 im Alter von 94 Jahren ist er in Bad Homburg verstorben.
16.Friedrich Wäscher, geboren 1893, übernahm ab 1.10.1944 auf Empfehlung von Herrn von Reinersdorff die Geschicke des Kreises mit dem bitteren Ende der Flucht und Vertreibung. Friedrich Wäscher verstarb am 11. Mai 1968.
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