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5. Die Parochie Fürstlich-Neudorf
Die erste Nachricht über die Pfarrkirche haben mir zum Jahre 1440, da Bernhard Gaffron, Pfarrer von Trembatschau und Commendarius von Bralin, auch Pfarrer von Neudorf war. Die Kirche wurde mit den übrigen Kirchen der Standesherrschaft protestantisch, 1629 wieder katholisch, 1633 abermals protestantisch; 1637 finden wir sie wieder in katholischen Händen und mit der Trembatschauer vereinigt. Das Gotteshaus war der Allerheiligsten Dreieinigkeit geweiht, klein, aus Holz; im Turme hingen drei Glocken. 1651 waren alle Einwohner des Dorfes katholisch. Gelegentlich der Archidiakolonalvisitation im Jahre 1666 wird berichtet, daß ein Pfarrhaus und eine Pfarrwidmut vorhanden seien. Gottesdienst wurde hier regelmäßig jeden dritten Sonntag gehalten. Das Protokoll über die Generalkirchenvisitation im Jahre 1721 sagt, daß zu Neudorf jeden zweiten Sonntag, außerdem an jedem zweiten Hochfesttage Gottesdienst sei. 1797 wurden die abgebrannten Pfarrwidmutsgebäude und das Schulhaus wieder aufgebaut. Am 13. Mai 1803 vernichtete eine Feuersbrunst das ganze Dorf, wobei auch die Kirche nebst Turm, drei Glocken, Orgel, ebenso die Pfarrgebäude ein Raub der Flammen wurden. Der Wiederaufbau der Kirche erfolgte im nächsten Jahre. Der Patron ließ dazu Holz und Ziegeln unentgeltlich verabfolgen und gab außerdem noch 200 Reichstaler. Auf Glocken und Orgel wurden 600 Reichstaler aus dem Kirchenärar genommen. Die Kirche wurde massiv mit Schindeldach erbaut und am Sonntag nach St. Hedwig, 21. Oktober 1804, durch den Bischöflichen Kommissar, Dekan Valentin Gogol aus Schildberg benediziert. In der Nacht vom 23. und 24. April 1833 wurde die Kirche gewaltsam erbrochen und neben anderem aus dem Tabernakel das Ciborium mit den heiligen Partikeln geraubt. Ebenso geschah am 19. Mai 1851 ein gewaltsamer Einbruch in die Sakristei. Unterm 30. Dezember 1852 bat die Gemeinde Neudorf den Prinzen Calixt Biron um Erteilung der Patronatsgenehmigung zur Wiederherstellung des früheren selbstständigen Pfarrsystems, worauf ein abschlägiger Bescheid erfolgte. Dagegen erhielt die Gemeinde am 27. Dezember 1853 in Johann Michatsch einen eigenen Geistlichen (Lokalisten). In den nächsten Jahren erfolgte die Instandsetzung der Pfarrgebäude. Michatsch erblindete und starb in Reichtal. Sein Nachfolger Joseph Gillar (1863-66) wurde irrsinnig. Wilhelm Schneider bis 1867; Alexander Zajadacz bis 1872; Emil Gans bis 1885. Am 13. Mai 1872 erklärte sich Fürstbischof Heinrich bereit, die Pfarrkirche und Pfarrei Neudorf mit Nassadel von Trembatschau zu trennen. Der Patron willigte in die Trennung und präsentierte den bisherigen Lokalisten Emil Gans (geb. 16. Juli 1837 zu Altendorf bei Ratibor, ordiniert 28. Juni 1864), unterm 29. November 1872 zum Pfarrer. Gans ging als Pfarrer nach Langendorf Kreis Gleiwitz, und Neudorf wurde einstweilen wieder von Trembatschau aus versehen, bis am 16. September 1886 Hermann Hoffmann (geb. 1. Februar 1846 zu Brieg, ordiniert 28. Juni 1872) präsentiert wurde. Diesem folgte Karl Bartelmus (geb. 30. Dezember 1855 zu Kömitz, ordiniert 26. Juni 1886), vom 1. August 1889 bis Oktober 1890. Emil Müller (geb. 9. Oktober 1857 zu Zülz, ordiniert 13. Februar 1881), von 1890 - 96 Stephan Burek (geb. 16. Dezember 1863 zu Gleiwitz, ordiniert 23. Juni 1888) bisher Kaplan in Berlin, administrierte die Pfarrei bis zu seinem am 12. Juni 1897 unerwartet erfolgten Tode. Kaplan Michael Przywara in Pschow zum Pfarrverweser hierher gesandt, erhielt am 24. November desselben Jahres die Präsente. Geb. 29. September 1867 zu Polnisch Neudorf, ordiniert 11. Juni 1894, verwaltete er das Pfarramt bis zu seiner schweren Erkrankung, Ostern 1906, und starb am 31. Okt. desf. Jahres im St. Josephsstift zu Breslau. Seinem Wunsche gemäß wurde er in Fürstlich-Neudorf bestattet. Ein musterhafter Priester, ausgezeichnet durch hervorragende Eigenschaften des Geistes und Herzens, bekleidete er auch das Amt eines Act. circ. Sein Kousin, Kaplan Johannes Niedziela, verwaltete die Pfarrei bis zur defin. Wiederbesetzung. Pfarrer Albert Kokott (geb. 30. Oktober 1874 zu Komprachtschütz, ordiniert 23. Juni 1900), wurde am 3. September 1907 investiert.
Um eine gesündere Wohnung zu schaffen, wurde 1908 ein gründlicher Umbau des Pfarrhauses vorgenommen.
Da die Kirche zu Fürstlich-Neudorf bis ins dritte Jahrzehnt des 17. Säkulums selbständige Pfarrkirche gewesen ist, existierte bei ihr sicher auch eine Pfarrschule, worüber uns leider urkundliche Nachrichten fehlen. Diese Schule ist jedenfalls zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges eingegangen. Den Organistendienst bei der Kirche in Fürstlich Neudorf versah seit 1637-1855 der Trembatschauer Organist. 1769 hat Fürstlich-Neudorf wieder eine eigene Schule erhalten. Ihr erster Lehrer war Bartholomäus Reimann bis 1802. Ihm folgte sein Sohn Jakob Reimann bis 1840. Maximilian Ciossek bis 1876, seit 1855 auch Organist; Paul Wanzek bis 1890, Paul Wilde seit 1. Februar 1890. Im Jahre 1831 wurde ein Schulerweiterungsbau ausgeführt und ein Hilfslehrer angestellt. Nachdem die Anstellung eines dritten Lehrers notwendig geworden, erfolgte 1907/8 der Bau eines neuen großen Schulhauses. (200 Schüler.)
Die Schule zu Nassadel besteht seit 1857; sie hat gegenwärtig 50 Schüler.

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