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Feldkirche in Bralin bei Groß-Wartenberg, Nach einer Federzeichnung von Erzpriester Gabriel in Bralin.
2. Die Parochie Bralin
Die Kirche und Pfarrei sind erwiesen zuerst durch eine Urkunde des Bischofs Thomas von Breslau vom 8. Juli 1288 (Schles. Reg. 2075), in welcher Johannes, plebanus von Bralin, als Zeuge auftritt. Zum Jahre 1440 wird Bernhard Gaffron, Pfarrer von Trembatschau, als Kommendarius der Braliner Kirche genannt. 1504 ist Stephan Unoldt Pfarrer. Am Sonntag nach Egidii d. J. bekennt er vor den Gebrüdern Albrecht und Karl, Herzögen zu Oels, für sich und in Vollmacht seiner beiden Schwestern, der Jungfrauen Agnes und Anna, daß sie verkauft und aufgelassen haben ihr Gut und Dorf Duchav nebst dem wüsten Vorwerke dabei, Gorke genannt, im Herrnstädtischen Weichbilde gelegen u. dem Albrecht Sobke von Saul auf Herrnstadt. 1510 macht Unoldt ein Legat für die Braliner Kirche. 1523 wird als sein unmittelbarer Nachfolger Johann Gawron genannt. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1598 befand die Kirche sich in protestantischen Händen; ebenso von Ende 1633 bis 1637. Nach den ältesten Archidialkonal-Visitationsprotokollen war die 1622 massiv erbaute, zur Hälfte gewölbte Kirche zu Ehren Mariä Geburt konsekriert. 1638 empfingen 300 Parochianen die Osterkommunion. 1666 besaß die Kirche einen kunstvollen Hochaltar. Seit 1790, da ein neuer Hochaltar aufgestellt wurde, führt die Kirche den Titel von St. Anna. - Patron ist der Freie Standesherr.
Die Parochie umfaßt von jeher Städtlein und Gut Bralin, Cojentschin mit Wassermühle Schum, Grundvorwerk, Münchwitz und Sorge und zählt 1.934 Katholiken.
Die Pfarrwidmut war ursprünglich über drei Huben groß. Einen Teil derselben hat die Patronatsherrschaft in den Zeiten der Religionsumwälzung der Kirche entzogen und mit ihren Gütern vereinigt. An Missalien bezog der Pfarrer 1651: 22 Scheffel Korn und Hafer. Von Gut Cojentschin sollte er 40 Scheffel Korn, ebensoviel Hafer und 6 Reichstaler bar bekommen, erhielt aber nichts; seit 1664 erst gewährte ihm die Herrschaft "im Pausch" 8 Scheffel Roggen und 8 Scheffel Hafer. Dem Pfarrer stand zeitweise ein Kaplan zur Seite. 1791 wurde "ex aerariro ecclesiae" eine Kaplanei erbaut. Anstelle der kleinen, schon schadhaften Monstranz wurde 1799 mit Genehmigung des Patronats eine neue angeschafft, und 1801 durch Majewski-Reichtal eine neue Orgel erbaut. Am 6. Januar 1807 ward in der Kirche ein furchtbarer Gottesraub ausgeführt, wobei aus dem Tabernakel das stark vergoldete Ciborium entwendet wurde. Bei der am 28. Juli desselben Jahres ausgebrochenen Feuersbrunst, welche das halbe Städtchen in Asche legte, kam auch die Kirche zu Schaden, insbesondere war eine Renovation der Orgel nötig geworden. Zum Wiederaufbau der abgebrannten Pfarrei gewährte die Feldkirche ein Geschenk von 1 000 Talern, wovon dem Patronate 300 Reichstaler zugute kamen. Weil die Pfarrkirche beim öffentlichen Gottesdienste schon längst die Eingepfarrten nicht mehr fassen konnte, mußte ein Erweiterungsbau vorgenommen werden, welcher, 1840 ausgeführt, sich auf 4.201 Reichstaler belief, wozu mit Genehmigung des Fürstbischöflichen Amtes die Feldkirche abermals eine Beihilfe in Höhe von 854 Reichstalern gewährte, die ebenfalls dem Patronat zugute kam. Die Erweiterung geschah durch eine Verlängerung des Kirchenschiffs nach Westen. 1881 erfolgte die Aufstellung eines Uhrwerks auf dem Kirchturme; 1883, ebenso 1905 wurden größere Renovationsarbeiten am Aeußern und Innern des Kirchengebäudes vorgenommen, im letzteren Jahre auch nach Disposition des Professor Bohn-Breslau eine neue Orgel durch Spiegel-Reichtal erbaut.

Feldkirche ad St. Mariam
Die erste zuverlässige Nachricht über diese Kirche haben wir in der Verkaufsurkunde über Kunzendorf d. d. Wartenberg 21. Januar 1615, worin der St. Matthias in Breslau, als Käufer, die Verpflichtung auferlegt, neben dem Kaufgelde "eine Beisteuer von 50 ungarischen Floren zum Wallfahrtskirchlein zu gewähren, welches von der Stadt Bralin nie erbaut wird." Einer frommen Sage nach soll das uralte Kirchlein seine Entstehung dem Umstande verdankt haben, daß die heilige Landespatronin, Herzogin Hedwig, als sie einst gen Krakau reiste, dort geruht und ihre Andacht verrichtet, weshalb noch heut der Hauptaltar inmitten der Kirche auf der nach West gerichteten Seite das Gnadenbild der Gottesmutter, auf der nach Ost gerichteten Seite das Bild der heiligen Hedwig zeigt. Nach Wiedereinführung des durch die Religionsneuerung des 16. Jahrhunderts unterbrochenen katholischen Gottesdienstes und Herstellung des verfallen gewesenen Kirchleins erfreute sich dasselbe eines besonderen Rufes, weil in ihm auf die Fürbitte der heiligen Gottesmutter viele wunderbare Gebetserhörungen geschehen sind. So sagt ein im Breslauer Domarchiv aufbewahrter, glaubhaft verbürgter Bericht: jm Jahre 1630 starben zu Baranow an der Pest mehrere Hundert Personen. Die Ueberlebenden flüchteten nach den Feldern und errichteten Hütten an verschiedenen Stellen. Auch der Bürgermeister von Baranow, Jakob Mucha, tat solches. Er und die benachbarten, in acht verschiedenen Feldhütten wohnenden Flüchtlinge gelobten: an sieben Sonntagen die eine Meile entlegene Braliner Feldkirche zu besuchen. Sie erfüllten, was sie gelobt. Niemand aus ihnen starb, obgleich alle angesteckt waren, und mit großem Trost kehrten alle gesund ins Städtchen zurück." ,Und zum Jahre 1648 heißt es: daß in der Braliner Feldkirche die Leute in Nöten und Krankheiten durch die Fürbitte der Allersel. Jungfrau Maria große Hilfe erlangen ("na polku Bralinskim, gdzie ludzie wielkiéj pomocy doznawaja w dolegliwociach i chorobach przez przyczyne Najswietszej P. Maryi.") Laut testamentarischer Bestimmung des Burggrafen Karl Hannibal von Dohna vom 14. April 1626 sollten alljährlich, wenn in der Feldkirche bei Bralin und zu St. Markus bei Wartenberg die Festivitäten gehalten werden, 300 Fl. zur Verteilung an die Armen kommen, welche fromme Stiftung aber infolge der Kriegsnöte nicht zur Ausführung gelangen konnte. 1711 wurde die Feldkirche neu und größer erbaut. Als ein großer Wohltäter und eifriger Förderer dieses Baues erwies sich ein gewisser Drobig, Bürger in Reichtal. Eine gründliche Erneuerung ließ Erzpriester Mosch 1801 ausführen. Die Feldkirche ist ein interessanter Centralbau ganz von Holz in Form eines griechischen Kreuzes mit gleichlangen, nach außen sich etwas verjüngenden Armen. Sie faßt über 4.000 Personen. In der Mitte, das heißt unter der Vierung, erhebt sich freistehend der über sechs Meter hohe, spätbarocke Hauptaltar, von einem Holzgitter umgeben, an dessen vier Ecken vier auf Postamenten erhöhte große Engelsfiguren durch Holzbänder unter sich verbunden sind. über dem Altare erhebt sich die Holzdecke als mächtiges Tonnengewölbe, welches nur von den Innenecken des Kreuzbaues und vier Holzsäulen getragen wird. Den Schnittpunkt der Kreuzarme bekrönt der kühn emporstrebende Dachreiter mit zwei Laternen und Zwiebeldächern. Die Raumwirkung der Kirche ist geradezu überwältigend. Die ganze östliche Außenseite hat einen gedeckten Umgang, dessen Enden nach West noch eine ca. 15 Meter lange Fortsetzung haben.

Die Filialkirche ad S. Catharinam zu Münchwitz
Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß in diesem dem Augustiner Chorherrnstift auf dem Sande zu Breslau seit 1220 gehörenden Dorfe sehr früh schon eine Kirche errichtet wurde, doch besitzen wir darüber keine sichere Nachricht, erst aus dem Jahre 1602 haben wir eine solche, nach der ein gewisser Gregor aus Polen, welcher sich bei Mathes Kositza in Münchwitz aufgehalten, der Münchwitzer Kirche letztwillig 50 Reichstaler vermachte. Die Kirche, über welche der Abt des Sandstifts das Patronatsrecht übte, war, wie das Protokoll des Archidiakons Petrus Gebauer vom Jahre 1638 besagte, der heiligen Jungfrau und Martyrin Katharina geweiht, von Holz, sehr klein, ganz arm und seit der Plünderung ohne alle Paramente. Nach dem Visitationsprotokoll von 1651 gehörte ihr eine Wiese, für deren Nutzung jährlich zwei Reichstaler gezahlt wurden. Der Altar war entweiht, weshalb an einem Tragaltärchen zelebriert wurde und zwar gewöhnlich jeden dritten Sonntag. Die nötigsten Paramente waren schon vorhanden, ebenso ein gut verschlossener Taufstein. Im Turme hingen drei Glocken. Mit Ausnahme von vier Personen waren alle Einwohner des Dorfes katholisch. Von jeder der 40 Huben bezog der Pfarrer von Bralin jährlich einen Scheffel Roggen und Hafer. - 1802 ist die Kirche massiv neu erbaut worden und am Sonntag nach Martini benediziert worden. Die Braliner Feldkirche gewährte dazu eine Unterstützung von 385 Reichstalern. Eine 1858 ausgeführte Renovation erforderte eine Ausgabe von über 1.200 Reichstalern. 1882 wurde die Kirche stilgerecht ausgemalt, die drei Altäre, die Kanzel und der Taufstein neu staffiert, zwei Fenster im Presbyterium mit Glasgemälden und ein schöner Kreuzweg angeschafft, die Orgel renoviert und der Turm mit einer Uhr versehen. Das Bild im Hochaltar ausgenommen, (ein Geschenk des Pfarrers Nawacki) sind sämtliche Anschaffungen und darauf entstandene Kosten durch freiwillige Beiträge der ganz katholischen Gemeinde Münchwitz bestritten worden. Am 02. August 1906 schlug der Blitz in den Turm, durchlief die Kirche bis zum Hochaltar, zahlreiche Spuren hinterlassend, ohne jedoch einen nennenswerten Schaden anzurichten. Um die Kirche liegt der von einer Mauer eingeschlossene Friedhof. Seit Säkularisation des Sandstifts(1810) steht das Patronat dem Fiskus zu.

Die Kapelle ad St. Hedwigem bei Münchwitz
ist im Jahre 1640 im Besitztum des Bauern Simon Kupietz auf derselben Stelle, wo ehedem ein Feldkreuz gestanden, durch freiwillig gespendete Gaben nach eingeholter Genehmigung des Sandstiftes und des Bischofs aus Holz errichtet worden. Es geschah dies infolge mehrerer an jenem Orte empfangener göttlicher Gnadenerweise, wie solche von den Beteiligten an Gerichtsstelle eidlich bezeugt wurden.
Seit Errichtung der Kapelle wallfahrteten die Gläubigen in Prozessionen nach derselben. Als sie baufällig geworden, entstand an ihrer Stelle ein Massivbau. Dieser scheint es gewesen zu sein, wie er bis 1892 existierte, und in welchem alljährlich am St. Hewigsfeste Gottesdienst gehalten wurde. Das Kapellchen war so klein, daß es lediglich den Altar umschloß und nur dem zelebrierenden Priester und den Ministranten Platz gewährte. - In den Jahren 1889/90 war der Bauergutsbesitzer Ludwig Mosch in Münchwitz so schwer erkrankt, daß der behandelnde Arzt Dr. von Daßkiewitz-Kempen eine Wiedergenesung für völlig ausgeschlossen erklärte. Der Kranke aber vertraute auf die Hilfe des allmächtigen Gottes, flehte St. Hedwig, welche die Münchwitzer als ihre Schutzpatronin verehren, um Fürbitte an und gelobte: "Wenn der liebe Gott mir noch einmal die Gesundheit schenkt, will ich die baufällige Hedwigskapelle renovieren lassen." Zur größten Verwunderung des Arztes und der ganzen Gemeinde änderte sich der Zustand des Kranken; binnen kurzem genas er vollständig und erfreut sich seitdem heute noch der besten Gesundheit. Als Mosch bald nach seiner Genesung Anstalten traf, sein Gelübde zu erfüllen und dieses selbst in der Gemeinde bekannt wurde, riefen viele: Nicht renoviert soll die Kapelle werden, sondern eine neue, größere und schöne Kapelle wollen wir zu Gottes und der heiligen Hedwig Ehr' erbauen!" Und man hielt Wort. Reichlich flossen freiwillige Beiträge. Ohne Zögern begann der Bau und schon am 18. Oktober 1891 konnte die schmucke Kapelle unter freudiger Teilnahme der Gemeinde Münchwitz und vieler Frommen der Umgegend die kirchliche Weihe empfangen. Fünf Fenster mit prächtigen Glasgemälden der rühmlichst bekannten Firma Redner-Breslau zieren das Innere. Viermal im Jahre findet stiftungsmäßig Gottesdienst statt. Ein durch freiwillige Gaben gesammelter Fond sichert die Instandhaltung der Kapelle für immer. Der Umfang des Kapellengrundstücks ist katasteramtlich festgelegt und im Grundbuch unter Nr. 65 verzeichnet. Als Hauptwohltäter der Kapelle gilt der obengenannte Ludwig Mosch. Große Verdienste hat sich um dieselbe auch der Ortslehrer Walczyk erworben.

Das Hospital zu Bralin
Das Neisser Lagerbuch (Rep. 31. F. Neisse III. 21. N.) im Kgl. St.-A. erwähnt eine Stiftung für das Hospital zu Bralin aufgrund einer testamentarischen Bestimmung vom 20. Mai 1523. Das Regest der Stiftungsurkunde lautet: "Bischof Jakob bestätigt auf Bitten des Pfarrers Thomas Weygmann in Wartenberg, Johannes Gawron in Bralin, Paulus in Czermin und des Vogts und der Kirchenväter in Bralin, eine testamentarische Stiftung des Stephan Unoldt, Pfarrers in Bralin. Derselbe vermacht 5 Mark (140 Mark heutigen Geldes) wiederverkäuflichen Zinses für ein ewiges Licht vor dem Altar in der Pfarrkirche zu Bralin, 2 1/2 Mark zur Unterhaltung der Armen im Hospital und 1 Mark für die Verbesserung des Altars der armen Leute, nämlich des Altars St. Nikolaus in der Pfarrkirche daselbst. Von diesem Zins sollen jedoch 4 Mark zunächst noch reserviert werden als Leibrente für die Schwester des Testators, Agnes Unoldt."
Dieses Hospital ist später eingegangen. 1732 stiftete Pfarrer Joseph Woznika ein neues Hospital für zehn alte Leute, das heut noch existiert und unter ausschließlicher Verwaltung des Ortspfarrers steht.
Pfarrer von Bralin. Urban (1598-1633); Laurentius Encaeniastes (Kirmes) seit 1637; Martin Kanovius (1640); Paul Schlenzek (1648-52), N. N. (1652-64). Johann Ferdinand Bestling (1664-66), Thomas Michael Krysla, am 22. September 1663 durch Weibbischof Neander zum Priester geweiht, war Kaplan in Reichtal, 1666 Administrator in Trembatschau, nach Bestlings Weggang Pfarrer in Bralin, † 13. Februar 1682, Andreas Johann Joseph, ein Reichtaler, (1682-85); Paul Laurentius Klisch, am 18. März 1679 in Polen zum Priester geweiht, zunächst drei Jahr in Polen, dann drei Jahr Vikar in Wartenberg, am 7. März 1685 zum Pfarrer von Bralin präsentiert, versieht das Pfarramt bis 1705; Adam Kasimir Lazar aus Zyrowa gebürtig, Priester seit 1680, zuletzt Kaplan in Wartenberg (1705-11); Joseph Anton Woznika, Priester seit 1703, zuletzt Kaplan in Wartenberg (1711-40); Ferdinand Xaver Klose, ein Groß Strehlitzer, Priester seit 1722, (1740-52) † 15. April 1752, Johannes Sczyrba, ein Rathorer, Priester seit 1746, wurde als bisheriger Kaplan von St. Nikolai in Breslau durch die Königliche Kriegs- und Domänenkammer am 28. Juli 1752 für Bralin zum Pfarrer "voziert", erhielt Juni 1764 die Pfarrei Schlawentzitz, Andreas Lensky, Priester seit 1735, Kaplan in Wartenberg, Pfarrer in Rudelsdorf, 17. Juli 1764 in Brahn, † daselbst 1783; Johann Ignaz Libor, am 15. Dezember 1783 präsentiert, geht 1786 nach Wartenberg. - Der bisherige Kaplan in Bralin, Laurentius Mosch, zu Münchwitz 8. August 1758 geboren, wird am 21. September 1786 zum Pfarrer von Bralin präsentiert. Am 10. September 1799 übernahm er die Verwaltung des Archipresbyterats, 1801 wurde er zum Kreisschulinspektor ernannt. Er starb im März 1806. Ihm folgte Johannes Kaffanke, geb. zu Rauden 27. Dezember 1778; Priester seit 30. Januar 1802, Kaplan in Wartenberg, am 26. März 1806 präsentiert, seit August 1814 Erzpriester und Kreisschulinspektor, † 28. Februar 1839 am Schlage. Er hatte sich um den notwendig gewordenen Erweiterungsbau der Kirche, der aber erst unter seinem Nachfolger zur Ausführung kam, sehr verdient gemacht. Johannes Pietzka, geb. 2. Mai 1810 zu Frauenwaldau, Priester seit März 1834, Kaplan in Frauenwaldau, dann Goschütz, November 1836 in Wartenberg, Juni 1838 Administrator in Groß Lassowitz, 26. April 1839 Administrator in Bralin, 5. Januar 1841 wirklicher Pfarrer. Er bekleidete zweimal das Amt eines Erzpriesters und Kreisschulinspektors von 1843-53 und von 1855-61 bezw. 1864. † 16. Juni 1864. Prinz Calixt Biron erteilt unterm 7. Juli 1864 dem Kuratus Posor in Medzibor "Vokation" für Bralin. Die geistliche Behörde ersucht die dem Posor erteilte Vokation in eine kirchlich gültige Präsentation umzufertigen, was der Patron entschieden ablehnt, auch dann noch, als der Kultusminister auf Ersuchen des Fürstbischofs die Differenz beizulegen sucht. Infolgedessen fiel die Besetzung der Pfarrei nach dem Devolutionsrechte dem Bischöflichen Stuhle anheim, welcher das Benefizium dem bisherigen Administrator (seit 24. Juni 1864) Paul Nawacki, verlieh. Nawacki war geb. 3. August 1832 zu Oppeln, Priester seit 28. Juni 1856, Kaplan in Seichwitz, 1857 in Wartenberg, bekleidete lange Jahre das Amt des Actuarius circuli und starb den 7. Oktober 1895. Kaplan Konrad Molke wird Administrator. Der vom Prinzen Gustav Biron zum Pfarrer präsentierte Administrator Aloys Grossek (geb. 5. Juli 1864 zu Cojentschin, Priester seit 24. Juni 1891) in Kochanowitz, verzichtet, weil er die Pfarrei Stein Kreis Groß Strehlitz sich vorzieht. Thomas Gabriel, bisheriger Oberkaplan in Rosenberg, geb. 1. Januar 1865 zu Groß Döbern, Priester seit 23. Juni 1891, erhielt hierauf am 2. Februar 1896 die Präsente und am 19. März desselben Jahres die bischöfliche Investitur; am 24. November 1902 zum Erzpriester ernannt, legte er dieses Amt im Juni 1908 freiwillig nieder. Der Herr Fürstbischof, welcher die Resignation nicht gelten lassen wollte, genehmigte dieselbe erst Anfang Dezember desselben Jahres unter Belassung des Erzpriestertitels.

Schulen
1. Die Pfarrschule in Bralin ist uralt. Als Lehrer, zugleich Organisten sind bekannt: Thomas (1598); Adalbert Sionko (1651-73); Johannes Rebendowitz (seit 1673); Georg Stiller (1716); Joseph Tenscher (1749-89); Franz Tenscher, Sohn des vorigen (1789-99). Unter ihm wurde 1791 das Schul- bzw. Organistenhaus neu gebaut. Franz Perlitius (1799-1829). Nach dem Brande von 1807, welcher das Schulhaus vernichtete, unterrichtete Perlitius bis zur Wiederherstellung des Schulgebäudes im Jahre 1810 im Hospital. Johannes Dirbach (1830-76) feierte 1869 sein goldenes Dienstjubiläum, August Orßulok seit 1876, Inhaber der Kriegsdenkmünze von 1870/71. - Seit 1829 hat die Schule einen zweiten, seit 1857 einen dritten Lehrer. 1862 erfolgte ein Um- und Neubau des Schulgebäudes. (250 Schüler.)
Eine Industrieschule, in welcher Mädchen unentgeltlichen Unterricht im Nähen und Stricken erhielten, wurde vom Erzpriester Mosch schon 1803 eingerichtet.
2. Die Schule zu Münchwitz war schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts vorhanden. Bis zur Errichtung der Schule in Nassadel besuchten die dortigen Kinder die Münchwitzer Schule. Der erste Lehrer versieht den Organistendienst bei der Filialkirche. Ein zweiter Lehrer (Adjuvant) war von 1853 ab bis zur Errichtung der Nassadeler Schule angestellt. Erster Lehrer und Organist Anton Walczyk feierte am 21. November 1908 sein goldenes Amtsjubiläum, erhielt den Adler des Hohenzollernschen Hausordens und trat mit dem 1. Oktober 1909 in den Ruhestand, Sein Nachfolger wurde Karl Bauch. Seit 1888 hat die Schule wieder einen zweiten Lehrer (90 Schüler.)
3. Die Schule zu Cojentschin, dahin Dominium Cojentschin, Grundvorwerk und Sorge eingeschult sind, besteht seit dem Jahre 1803. 1862 wurde ein neues massives Schulhaus erbaut. 1907 ist ein zweiter Lehrer angestellt worden, der in einem Mietshause unterrichtet. (93 Schüler.)

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