Standesherrschaft Goschütz
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Zugehörige Ortsteile
Die Standesherrschaft umfaßt die Orte Bunkai, Charlottenthal, Dobretz |Dobretz mit Breschine, Drungawe, Festenberg - Alt, Groß Gahle, Goschütz mit Szodrok und der Schäferei Wessolke, Lassisken, Muschlitz, Neudorf Goschütz, Olschofke, Sacrau und Groß Schönwald mit Klein Schönwald und Schöneiche.
Eine Übersicht über die Freie Standesherrschaft Goschütz finden Sie auf dieser Karte
Die Freie Standesherrschaft Goschütz und die Herrschaft Groß-Schönwald
Von Graf Christoph Heinrich von Reichenbach-Goschütz
Quellennachweis: "Groß Wartenberg Stadt und Kreis".
Eine Beschreibung des niederschlesischen Kreises bis zum Jahre 1945. Zusammengestellt
von Karl-Heinz Eisert. 1974 herausgegeben von der Heimatkreisorganisation Groß Wartenberg.
Das Schloß Goschütz mit seinen gepflegten Parkanlagen, die Schloßkirche und der Ring von Goschütz |
Am Anfang des 13. Jahrhunderts, vor dem Beginn der deutschen Besiedlung,
war der Landstrich, der später den nordwestüchen Teil des Kreises Groß
Wartenberg bildete, wenig bevölkert, ein Wald- und Sumpfgebiet, das nur
geringe Möglichkeiten für menschliche Besiedlung bot. Goschütz wird zwar
schon im Jahre 1155 als Bistumsgut erwähnt, aber erst um die Mitte des
13. Jahrhunderts liegen urkundliche Nachrichten über die
Besitzverhältnisse in diesem Raum vor. Danach war das nördlich gelegene
Land in kirchlichem Besitz, während der südliche Teil die eigentliche
Herrschaft Goschütz bildete.
Als erste nachweisbare Lehnsbesitzer der
Herrschaft und des Kirchenhalts traten im 13. Jahrhundert die Grafen von
Wiesenburg auf. Peregrin von Wiesenburg ist in der schlesischen
Geschichte bekannt durch seinen Opfertod für den Piastenherzog Heinrich,
den Gemahl der heiligen Hedwig. Bei einem feindlichen überfall deckte er
den Herzog mit seinem Leibe und empfing tödliche Wunden. Dessen Sohn
Peregrin wird noch 1355 als Besitzer von Goschütz genannt. In Urkunden
jener Zeit wird erwähnt, daß in der Umgebung von Goschütz schöne Wälder
lagen, die sich bis auf 200 Hufen erstreckten und in denen die Jagd dem
Breslauer Bischof zustand. Wie lange das Geschlecht der Wiesenburg noch
im Besitz von Goschütz war, ist nicht festzustellen. Denn es liegen aus
der folgenden Zeit kaum Nachrichten über die Gebiete der Herrschaft und
des Kirchenhalts vor. Fehden und Kämpfe aller Art scheinen hier nicht
nur das Land verwüstet, sondern auch die Besitzverhältnisse verdunkelt
zu haben.
Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts sind als Besitzer die
Herren von Borschnitz festzustellen. Von ihnen weiß die Geschichte
jedoch nicht viel Gutes zu berichten. Sie brachten durch Unordnung und
Mißwirtschaft ihre Begüterungen herunter und gerieten schließlich
dermaßen in Schulden, daß sie im Jahre 1605 die
Herrschaft für 50 000 Taler an den Wartenberger Standesherrn, den
Burggrafen Abraham zu Dohna, verkaufen mußten. An den letzten Besitzer
aus dieser Familie erinnert ein auf Holz gemaltes Epitaph in der Kapelle
zu Festenberg, dessen Inschrift lautet:
"Anno 1603 den 2. April ist der gestrenge ehrenveste und wohlbenamte Herr Caspar von Köckritz und Friedland auf Festenberg, Linsen und Neudorf durch Hans Borschnitz von Goschütz durch einen unvorsehenen mordlichen Büchsenschuß erbarmlicherweise allda zu Goschütz vom Leben zum Tode gebracht."
Nicht lange blieb die Herrschaft im Besitz der Wartenberger
Standesherren. Im Jahre 1665 verkauften die Enkelinnen des Abraham zu
Dohna die Herrschaft an den Freiherrn von Heister, kaiserlichen
Feldmarschalleutnant. Auch dieser Besitzstand war nicht von Dauer, denn
1693 ging der Besitz durch Kauf an den Herzog Carl von Württemberg-Oels
über, mit der von seiten des Kaisers auferlegten Bedingung, daß die
Herrschaft niemals Bestandteil des Fürstentums Oels werden dürfe,
vielmehr stets gesondert als Freie Herrschaft weiterbestehen und damit
der kaiserlichen Oberamts-Jurisdiktion unterstehen solle. 1717 verkaufte
der Herzog die Freie Herrschaft an Melchior Abraham von Langenau, dessen
Erben sie nach seinem Tode schließlich im Jahr 1727 an den Freiherrn
Heinrich Leopold von Reichenbach verkauften. Im Besitz dieser Familie
verblieb die Herrschaft, durch mehr als 200 Jahre in sieben Generationen
vom Vater auf den Sohn vererbt, bis zur Vertreibung im Jahre 1945.
Der
neue Grundherr entstammte einem alten schlesischen Geschlecht, das schon
um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Schlesien unter den um diese Zeit
aus dem Westen, mit großer Wahrscheinlichkeit aus Franken Eingewanderten
urkundlich nachweisbar ist. Die ersten bekannten Träger des Namens
gründeten die Städte Reichenbach, Brieg und Bernstadt nach deutschem
Recht, sie wurden in der Folge im nördlichen Vorland der Sudeten und in
der Grafschaft Glatz ansässig. In der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts, als nach der Schlacht am Weißen Berge die Gegenreformation
einsetzte, verlor die Familie jedoch nach mehr als 300jährigem Besitz
den größten Teil ihrer alten Stammgüter in der Grafschaft Glatz, als
eine große Zahl protestantischer Besitzer durch die kaiserliche
Confiscationskommission von ihren Gütern vertrieben und ihr Besitz für
eingezogen erklärt wurde.
In der Zeit vom 15. bis zum 17. Jahrhundert
waren Mitglieder der zeitweise sehr zahlreichen Familie im Besitz einer
großen Anzahl von Gütern in Schlesien. Indes starben gegen Ende dieses
Zeitraumes die Seitenlinien des Geschlechtes aus und es lebten zur Zeit
des Erwerbes von Goschütz als Träger des Namens und der Tradition der
Familie nur noch Heinrich Leopold und sein Bruder Christoph Heinrich,
der die Minderfreie Herrschaft Neuschloß (Wirschkowitz) im Kreise
Militsch besaß. Dieser Besitz ging nach dem Aussterben des Neuschlosser
Hauses in den Besitz der Grafen von Hochberg über.
Vor der
Besitzübernahme der Herrschaft Goschütz durch Heinrich Leopold von
Reichenbach im Jahre 1727 hatte die Herrschaft innerhalb von 120 Jahren
nicht weniger als fünfmal den Besitzer gewechselt. Dementsprechend war
auch der Zustand der Güter, denen 200 Jahre lang durch Mißwirtschaft und
ständigen Besitzwechsel jegliche Pflege gefehlt hatte. So ergab sich für
den jungen und, wie sich bald herausstellen sollte, betriebsamen und
tüchtigen neuen Herrn ein weites und dankbares Feld der Tätigkeit. Zur
Herrschaft gehörten damals die Güter Goschütz, Drungawe, Domaslawitz,
Groß- und Klein-Gahle und Dobrsetz. Im Laufe der Zeit wurde der Besitz
durch Zukauf benachbarter Güter erweitert, und zwar im Jahre 1728
Olschofke, 1732 Sacrau, 1743 Neudorf und das Gut Bunkai sowie im
gleichen Jahre die Herrschaft und Stadt Festenberg, im Jahre 1749 das an
Goschütz grenzende Gut Muschlitz mit Wescholke. Im Jahre 1746 waren
außerdem die zum Fürstentum Oels gehörigen Güter Ober- und
Nieder-Strehlitz mit Strehlitz-Neudorf angekauft worden. Diese Güter
schieden - ebenso wie die Stadt Festenberg - aus dem Herrschaftsbereich
des Oelser Fürstentums aus und wurden Bestandteil der Freien
Standesherrschaft. Durch diese Ankäufe wurde der Umfang der Herrschaft
erheblich erweitert. Der neue Besitzer bemühte sich auch mit Erfolg, den
wirtschaftlichen Zustand der Güter zu heben. Gefördert wurden seine
Bestrebungen
durch die übernahme der Regierung durch das Königreich Preußen. Die
schwerfüllige und jeglichen Neuerungen abgeneigte Bürokratie der
kaiserlichen Regierung in Wien und ihrer schlesischen
Verwaltungsbehörden hatte von jeher hemmend auf jegliche
fortschrittlichen Maßnahmen eingewirkt. Das wurde unter der Regierung
des preußischen Königs sehr bald anders. Wie sehr dem König der
Wiederaufbau und die wirtschaftliche Förderung der eroberten Provinz am
Herzen lag, ist unter anderem daraus zu ersehen, daß Gesuche um
Genehmigung wirtschaftlicher oder bevölkerungspolitischer Maßnahmen fast
immer schnell beantwortet wurden, daß die Bescheide mitunter von ihm
selbst unterschrieben oder mit seinen meist zustimmenden, zuweilen aber
auch kritischen oder ablehnenden Bemerkungen versehen waren.
Schloß Goschütz, Vorderfront |
Besondere Anerkennung des Königs erfuhren die Pläne zur Besiedlung der
Landstriche im Norden der Herrschaft mit deutschen Siedlern. In den
Jahren 1756 und 1757 wurden die Dörfer Charlottenthal und Amalienthal
mit 44 bäuerlichen Wirtschaften gegründet. Ihr gutes Aussehen und
Gedeihen wurde in späteren amtlichen Berichten rühmend hervorgehoben.
Beide Dörfer legte der Besitzer ohne die sonst vielfach gewährte
königliche Beihilfe auf seine alleinigen Kosten an. Später, 1773 und in
den folgenden Jahren, entstanden noch die Kolonien Wedelsdorf mit 17
Bauernstellen, Langebirke mit 13 sowie Klein-Olschofke und Grabek mit 6
Stellen.
Auch sonst wurde für die wirtschaftliche Belebung der Dörfer
manches getan. In den Jahren 1768 und 1769 wurden die lange Zeit recht
bedeutenden Papiermühlen an den zahlreichen Wasserläufen in der Umgebung
von Goschütz errichtet, deren Betrieb so ausgedehnt wurde, daß sie unter
anderem den Papierbedarf der gesamten preußischen Zuckerraffinerien
befriedigen konnte. Diese Papiermühlen konnten sich allerdings in
späterer Zeit gegen die Konkurrenz größerer und zentraler gelegener
Bereiche auf die Dauer nicht behaupten, sie gingen im Laufe des 19.
Jahrhunderts nach und nach ein oder wurden in Getreidemühlen
umgewandelt. Auch die damals in der Umgebung von Goschütz betriebenen
Eisenhämmer konnten sich mit ihrer primitiven Verarbeitung des
Eisensteins auf die Dauer nicht halten. Bleibende Verbesserungen ergaben
sich durch die Urbarmachung und Trockenlegung größerer Flächen, vor
allem im nördlichen Teil der Herrschaft. Hierdurch konnte die Zahl der
Vorwerke auf 18 vermehrt werden. In den Teichgebieten wurde die
Fischzucht intensiviert und neben den vorhandenen Teichen, deren Anlage
zum Teil noch in der Zeit der kirchlichen Herrschaft im 13. Jahrhundert
erfolgt war, wurden neue Teiche angelegt, so daß ihre Zahl auf 127
anwuchs und der Ertrag an Fischen auf einen hohen Stand gebracht werden
konnte.
So ergibt sich seit Beginn der preußischen Herrschaft ein recht
erfreuliches Bild von der Entwicklung dieses Gebiets. Nach Jahrhunderten
der Vernachlässigung trat nun ein deutlicher Aufschwung in den
wirtschaftlichen Verhältnissen der Herrschaft und ihrer Bewohner ein-
Korrespondenzen mit dem schlesischen Provinzialminister von Hoym aus
diesen Jahren zeigen, mit welcher Energie und welchem Erfolg
wirtschaftliche Verbesserungen auf der Herrschaft durchgeführt wurden,
sie zeigen auch die Aufgeschlossenheit der preußischen
Provinzialverwaltung neuen wirtschaftfichen und bevölkerungspolitischen
Maßnahmen gegenüber.
Ernste Rückschläge und Gefahren traten ein, als der
Krieg drohte, auch dieses bisher verschonte Gebiet in Mitleidenschaft zu
ziehen. Mit dem Jahre 1758 begannen Truppendurchmärsche sich auch auf
Goschützer Gebiet auszudehnen. Nach der Schlacht bei Kunersdorf rückten
russische Heereseinheiten in bedrohliche Nähe. Zwar trat nach dem
preußischen Sieg bei Liegnitz zunächst wieder Ruhe ein, aber das
Frühjahr 1760 brachte erneut den Anmarsch russischer Truppen. Von Polen
her drangen die Korps der Generale Tschernitschew und Soltikow über
Wartenberg, Medzibot und Militsch in Schlesien ein. Zur Abwehr wurden
die Bewohner der Goschützer Herrschaft bewaffnet und eine Art
militärischer Dienst eingerichtet. Doch diese Einwohnerwehr war
natürlich viel zu schwach, um den russischen Truppen Widerstand leisten
zu können und die Besetzung des Landes zu verhindern. Durch
Plünderungen, Brandschatzungen und die Wegnahme von Vieh und Getreide
wurde die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt, die meisten
verloren ihr ganzes Hab und Gut, viele flohen nach Polen. Die
Standesherrschaft mußte - neben dem, was die
Russen beim Durchmarsch hatten mitgehen heißen unter anderem 800 Stück
Rindvieh und 3000 Schafe hergeben. Zwar hatte im August 1761 der
Besitzer erreicht, daß die russischen Generale Buturlin und
Tschernitschew ihm zusicherten, daß der Herrschaft mit Rücksicht auf die
großen Verluste durch Plünderungen und willkürliche Beschlagnahmungen
keine weiteren Kontributionen mehr auferlegt werden und die
Drangsalierungen durch Einwohner durch die Truppen aufhören sollte. Aber
trotzdem schrieb der in Rawitsch liegende General Czerepow neue
Getreidelieferungen aus. Die Proteste des Standesherrn wurden mit der
Androhung von Zwangsmaßnahmen beantwortet.
Erst das Jahr 1763 stellte
mit dem Frieden von Hubertusburg die Ruhe wieder her. Aber die Wunden,
die die Besatzungszeit geschlagen hatte, waren schwer, und es dauerte
lange Jahre, bis die Bevölkerung sich von den erlittenen schweren
Schäden und Verlusten einigermaßen wieder erholen konnte. Von den
Grausamkeiten, die die Russen begingen, zeugen auch die Totenlisten der
Goschützer Schloßkirche. Von dem häufig verzweifelten Widerstand der
Einwohner spricht folgende Eintragung im Begräbnisbuche der katholischen
Pfarrkirche zu Goschütz:
"Den 20. July 1761 ist begraben ... ein russischer Dragoner-Soldat vom hochlöbl. Razinski'schen Dragoner-Regiment mit Namen Michael Zarykow, welcher als Salvegarde in Drungawe gestanden und zu Jeziore vom dasigen lutherischen Schulhalter, als er zum Fenster bey demselben den Kopf eingestecket, mit einer Axt erschlagen worden; liegt bey hiesiger Kirche begraben, seines Alters 35 Jahr."
Aber schließlich waren auch die Folgen der schweren Kriegszeiten überwunden. Im Jahr 1779 wurde die Gesamt-Einwohnerzahl der Standesherrschaft mit 6052 Seelen angegeben. Das ist für ein Gebiet mit einem großen Anteil an Wald für die damalige Zeit ein verhältnismäßig hoher Stand. Man kann daraus schließen, das außer den in den landwirtschaftlichen Betrieben, den Papiermühlen und anderen Nebenbetrieben Beschäftigten eine beträchtliche Anzahl von Einwohnern gute Lebensmöglichkeiten in Handel und Gewerbe gefunden hatte. Heinrich Leopold, der die Herrschaft im Jahre 1727 erworben hatte, starb im Jahre 1775, nachdem er fast 50 Jahre lang seine ganze Arbeitskraft der Bewirtschaftung seiner Standesherrschaft gewidmet hatte. Vergleicht man die trotz zeitweiliger schwerer Kriegsschäden erreichte hohe wirtschaftliche Blüte der Begüterung und der zugehörigen Dörfer mit dem trostlosen Zustand, in dem er sie übernommen hatte, so muß man feststellen, daß seiner Lebensarbeit ein sehr großer Erfolg beschieden war.
Schloß Goschütz, Galerie |
Sein Sohn sah seine Aufgabe vor allem in dem Ausbau und der
Erhaltung der von seinem Vater geschaffenen Einrichtungen. Er erwarb das
an Neudorf angrenzende, später zum landrätlichen Kreise Militsch
gehörige Gut Althammer. Aber er besaß nicht die Gesundheit und
Arbeitskraft seines Vaters. Als er 1790 im Alter von 58 Jahren starb,
ging der Besitz an seinen Sohn über. Dieser sah sich, nach anfänglichen
Erfolgen und Fortschritten, bald erneutem Unheil gegenüber, das nicht
nur die Herrschaft, sondern Deutschland und die ganze abendländische
Welt bedrohte. Die napoleonischen Kriege, wenn auch Schlesien von ihnen
zunächst nicht unmittelbar betroffen wurde, begannen sich doch schon
nachteilig auf das ganze Wirtschaftsleben auszuwirken. Wichtige
Handelsverbindungen wurden unterbrochen, Mangel an lebenswichtigen
Gütern und Teuerung waren die Folge. Und dann trat das schon lange
Gefürchtete ein, im Januar 1807 mußte Breslau den Franzosen übergeben
werden und Schlesien wurde mit feindlichen Truppen belegt. Wieder
drohten die unumgänglichen Kriegskontributionen Schlesien in Armut und
Not zu stürzen. Wie sich schon bei der Besetzung durch die Russen im
siebenjährigen Krieg gezeigt hatte, hatten die schlimmsten Folgen die
willkürlichen und vielfach auch illegalen Zwangsbeitreibungen der
Truppenbefehlshaber und Kommissare. Um die maßlosen Forderungen der
französischen Kommissare auf ein einigermaßen erträgliches Maß zu
beschränken und eine möglichst gerechte Verteilung der Last auf alle
Schultern zu erreichen, beschloß die schlesische Generallandschaft die
Bildung eines Generalkomites, das den Franzosen gegenüber die heimischen
Interessen vertreten sollte, andererseits aber auch die Verantwortung
für die Aufbringung der Kriegskontributionen zu übernehmen hatte. Dieser
recht undankbaren Aufgabe stellte sich der Besitzer der
Standesherrschaft zur Verfügung, im weiteren Verlauf wurde er Präsident
dieses Komitees. Dank der guten Zusammenarbeit der Mitglieder konnte in
geschickten Verhandlungen erreicht werden, daß das gesamte
Verpflegungswesen der französischen Truppen in fast allen Teilen
Schlesiens in den Händen des Komitees lag. Wenn auch so die auf den
Bewohnern Schlesiens liegenden Lasten noch schwer genug waren, so war
doch der Willkür habsüchtiger und korrupter Armeekommissare, die ihren
eigenen Vorteil suchten, ein Riegel vorgeschoben.
Die Hoffnung auf den
Abzug des Feindes nach dem Tilsiter Frieden erfüllte sich zunächst
nicht. Neue Bedingungen für den Abzug wurden gestellt, statt der
erhofften Räumung erfolgte eine erneute Besetzung durch das Korps des
Marschalls Mortier. Als dieses abzog, rückte Davoust mit dem 3.
Armeekorps an seine Stelle, bis gegen Ende des Jahres 1808 die
französischen Truppen endlich abrückten. Als im Jahre 1813 die Stunde
der Befreiung vom Joch der napoleonischen Herrschaft schlug, hatte sich
das Land und seine Bewohner noch nicht von den in der Besatzungszeit
erlittenen Schäden und Verlusten erholt. Der Viehbestand hatte die
frühere Höhe noch nicht wieder erreicht, die Ernteerträge waren durch
Mangel an Saatgut und Dünger zurückgegangen, die Ersparnisse waren
aufgezehrt. Um so höher ist die Opferwilligkeit zu bewerten, die die
Bevölkerung aller Schichten beim Beginn des Befreiungskrieges an den Tag
legte. Viele gaben von dem Wenigen, das ihnen verblieben war, was sie
nur irgend entbehren konnten, um zur Aufstellung und Ausrüstung des
preußischen Heeres beitragen zu können. Eine große Anzahl von Einwohnern
meldete sich freiwillig zur Einstellung in die neu aufgestellten
Jäger-Detachements oder in das von den schlesischen Ständen aufgestellte
National-Cavallerie-Regiment. Dieses Regiment, dem auch Freiwillige aus
dem Bereich der Standesherrschaft angehörten, erlitt bald in schweren
Kämpfen hohe Verluste an Toten und Verwundeten, es verlor über die
Hälfte seines Bestandes.
Schloß Goschütz, Parkseite |
Der Waffenstillstand von Poischwitz im Juni
1813 brachte noch nicht den ersehnten Frieden. Erst die Völkerschlacht
bei Leipzig im Oktober des Jahres besiegelte das Schicksal der
französischen Armee und befreite Deutschland vom Joch der Herrschaft
Napoleons. Aber es sollten noch zwei Jahre vergehen, bis die Gefahr
gebannt und der Friede gesichert erschien. Die Jahrzehnte nach den
Befreiungskriegen standen im Zeichen eines langsamen und mühsamen
Aufbaus. Die Folgen dieser letzten Kriegsjahre waren unvergleichlich
viel schwerer als die der schlesischen Kriege. Die Eroberungszüge
Napoleons hatten ganz Europa in Mitleidenschaft gezogen und das gesamte
Wirtschaftsleben auf Jahrzehnte hinaus schwer geschädigt. Nach den
schlesischen Kriegen hatte Friedrich der Große
alles daran gesetzt, die Schäden, die der Krieg in Schlesien
hinterlassen hatte, zu beheben und den Einwohnern durch wirtschaftliche
Maßnahmen zu helfen. Ganz anders war die Lage der vom Kriege betroffenen
Gebiete nach dem Sieg über Napoleon. Das in sieben Kriegs- und
Besatzungsjahren ausgeblutete und verarmte Preußen war nicht in der
Lage, den vom Kriege Geschädigten nennenswerte Hilfe zu leisten. So
waren äußerste Sparsamkeit und einfachste Lebensführung überall geboten,
man mußte sich auf das Bemühen beschränken, bestehendes zu erhalten
und die durch den Krieg entstandenen Verluste ganz allmählich wieder
auszugleichen.
Schloß Goschütz, Torhaus |
Aus den folgenden Jahren ist nur wenig an Berichten über
die wirtschaftlichen Verhältnisse auf der Herrschaft vorhanden. Erst
nach 1850 wird von umfangreichen Neubauten von Wirtschaftsgebäuden auf
den Höfen und Vorwerken berichtet. In diese Zeit fällt auch die
Einrichtung einer nach damaligen Begriffen
modernen und geordneten Forstwirtschaft in den großen Waldgebieten der
Herrschaft. Diese wurden noch erweitert durch den im Jahre 1880
erfolgten Ankauf der unmittelbar angrenzenden Herrschaft Schönwald mit
Schöneiche und Sechskiefern. Die Gesamtfläche der Herrschaft betrug
danach rund 10 000 ha, wovon 5000 ha auf die Forsten, 4100 ha auf die
Landwirtschaft und 900 ha auf die Teiche entfielen. Die Jahre bis zum
Beginn des ersten Weltkrieges brachten wechselnde Voraussetzungen für
wirtschaftlichen Erfolg in der Land- und Forstwirtschaft. An dem
allgemeinen Aufschwung in den "Gründerjahren" nach dem Kriege 1870/71
nahmen vor allem Industrie und Handel teil, während die Landwirtschaft
mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Hauptursache war der Verfall
der Getreidepreise infolge von vermehrten Importen und eine gegen Ende
des Jahrhunderts wenig landwirtschaftsfreundliche Regierungspolitik.
Erst nach Jahren trat wieder eine Besserung ein, aber dieser
hoffnungsvollen Entwicklung sollte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges
ein jähes Ende setzen.
Vom eigentlichen Kriegsgeschehen des Ersten Weltkrieges wurde unsere
Heimat nicht betroffen. Zerstörungen, Raub und Plünderungen wie in
vergangenen Zeiten blieben den Einwohnern erspart. Groß aber war die
Zahl derer, die ihr Leben dem Vaterland geopfert hatten. Es gab kaum
eine Familie, die nicht um den gefallenen Vater, um einen Sohn oder
Bruder trauerte. Unter denen, die aus dem Kriege nicht zurückkehrten,
waren auch drei der vier Söhne aus dem Hause Goschütz. Das Versailler
Diktat entrechtete Deutschland völlig und lieferte es der Willkür
rachsüchtiger Feinde aus. So konnte es geschehen, daß von einer
interalliierten Kommission eine willkürliche Grenze mitten durch den
Kreis gezogen und das ganze östlich dieser Grenze gelegene Gebiet ohne
Abstimmung - die ein überwältigender Beweis für das Deutschtum der
Bevölkerung geworden wäre - den Polen zugesprochen wurde. Vergeblich
blieben die Proteste der verzweifelten Einwohner, vergeblich auch die
Bemühungen des Goschützer Standesherrn, den Leiter der Kommission
umzustimmen. Er begegnete nur höhnischer Abweisung.
Das Waldhaus im Goschützer Forst |
Vom Gebiet der Standesherrschaft fielen etwa 100 ha des Gutes Dobrsetz
an den polnischen Staat, nördlich davon verlief die Grenze unmittelbar
am Gebiet der Herrschaft.
Nur 20 Jahre dauerte der Frieden, der in Wahrheit nur die Fortsetzung
des Vernichtungskrieges gegen das deutsche Volk mit anderen Mitteln war.
Inflation, Arbeitslosigkeit und Niedergang der gesamten Wirtschaft waren
die Folgen dieser Politik und trafen gerade den deutschen
Osten besonders schwer. Auch hier bewiesen die Bewohner des Kreises
wieder ihren zähen Willen, sich in ihrer Heimat zu behaupten. Aber dann
brachte der Zweite Weltkrieg nach- seinen ungeheuren Menschenopfern und
Zerstörungen mit seinem Ende die Vertreibung der Deutschen aus ihrer
alten Heimat und die Einsetzung der "polnischen Verwaltung" der
deutschen Ostgebiete.
Soweit eine Betrachtung der geschichtlichen
Vergangenheit der Standesherrschaft, die ja auch die Geschichte ihrer
Einwohner ist. Sie zeigt, wie aus einem unerschlossenen kaum bewohnten
Waldgebiet durch den Fleiß und die Ausdauer deutscher Kolonisten und
Siedler ein blühendes Land wurde. Es soll hier noch eine Darstellung der
Wirtschaftsarten auf der Herrschaft gegeben werden, wie sie in den
Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg bestanden.
Blick in die Kuppel des Waldhauses |
über die Hälfte der Fläche war mit Wald bestanden und so war auch die
Forstwirtschaft der bedeutendste Wirtschaftszweig. Der größte Teil der
Forsten bildete einen zusammenhängenden Komplex, der sich ungefähr
östlich der Linie Goschütz - Festenberg - Groß-Schönwald erstreckte und
die Forstreviere Schönwald I und II, Muschlitz, Groß-Gahle und Teile des
Reviers Domaslawitz umfaßte. Auch die übrigen Forstreviere - mit
Ausnahme des etwa 20 km von Goschütz entfernt liegenden Reviers
Strehlitz - lagen im Zusammenhang oder nur in geringer Entfernung
voneinander. Entsprechend der geologischen Entstehung war die
Bodenbeschaffenheit in den einzelnen Waldteilen verschieden. Während in
der höher gelegenen südlichen Hälfte - der Höhenunterschied zwischen
Schönwald und dem Teichgebiet im Norden betrug etwa 120 m ,anlehmiger
bis lehmiger Endmoränenboden überwog, herrschten im nördlichen Teil
diluviale Sande vor. Demgemäß waren auch die Holzarten, je nach ihren
Ansprüchen an den Boden, verteilt. Die Hauptholzart war jedoch fast
durchweg die Kiefer. Sie war aber auf den besseren Böden, d. h. in den
Forstrevieren südlich von Goschütz, fast überall mit - Laubhölzern oder
anderen Nadelhölzern gemischt. Reine Buchenbestände gab es in den
Revieren Muschlitz und Groß-Gahle. Nur auf den geringeren Böden im
Norden gab es reine Kiefernbestände. Der Forst war in 9 Reviere
aufgeteilt, mit den Revierförstereien in Goschütz, Wildbahn
(Bendschine), Festenberg, Domaslawitz, Muschlitz, Groß-Gahle, Groß- und
Klein-Schönwald sowie in Strehlitz im Kreise Oels. Das Forstamt befand
sich in Goschütz. Den Stamm der Arbeitskräfte bildeten 26 ständige
Forstarbeiter. Dazu kamen zur Zeit des Holzeinschlags und der Kulturen
bis zu 170 nichtständige Arbeitskräfte, von denen die meisten schon seit
Jahren im Forst beschäftigt wurden und denen diese Arbeitsmöglichkeit
einen Teil ihrer Existenzgrundlage gewährleistete. Bis zu 300 Frauen
arbeiteten außerdem jährlich im Frühjahr in den Kulturen.
Schloß Goschütz, Orangerie, der architektonisch schönste Teil des Schlosses |
Das natürliche Absatzgebiet für den Holzeinschlag war die nähere
Umgebung, vor allem die Stadt Festenberg mit ihren vielen
Tischlereibetrieben. Ein erheblicher Teil des Holzes ging an die
"Festenberger Holzindustrie", eine durch die Initiative der Festenberger
Tischler Ende des vorigen Jahrhunderts auf genossenschaftlicher
Grundlage gegründete Gesellschaft mit einem leistungsfähigen
Dampfsägewerk. Ein kleines eigenes, mit Wasserkraft betriebenes Sägewerk
bei Goschütz versorgte den für die Instandhaltung der vielen Gebäude,
Brücken usw. vorhandenen ziemlich erheblichen Eigenbedarf.
Durch den Arbeitseinsatz mit dem Forstbetrieb verbunden war die
Teichwirtschaft. Dies ergab sich schon aus dem Umstand, daß die Teiche
überwiegend im Gemenge mit den Forstflächen lagen. Die meisten Teiche
befanden sich im nördlichen Gebiet im Bereich des Forstreviers Wildbahn.
Außer dem größten Teich, dem Grabekteich mit 109 ha, lagen hier noch 6
Teiche in Größen von 40-60 ha sowie eine große Anzahl mittelgroßer und
kleinerer Teiche. Hier befanden sich auch die für die Aufzucht der
Karpfen notwendigen Brutteiche. Von ihnen aus wurde im Frühjahr nach dem
Laichen die Brut zunächst in kleinere Teiche, die sogenannten
Brutstreckteiche, umgesetzt, um im nächsten Frühjahr wiederum in größere
Teiche eingesetzt zu werden. Von diesen, wurden die Karpfen als numnehr
"zweisömmerige" Fische im folgenden Jahr in die großen Abwachsteiche
umgesetzt, in denen sie zu Speisefischen im Gewicht von zweieinhalb bis
dreieinhalb Pfund heranwuchsen. In diesem Jahr erhielten die Karpfen
zusätzlich zu der im Teich verhandenen Naturnahrung Futter in Form von
Lupine oder Sojaschrot.
Nach den im Herbst stattfindenden Abfischungen wurden die Karpfen und
als Nebenprodukt Schleien und auch Hechte in die zentralen Hälteranlagen
in Goschütz gebracht und dort zum Verkauf bereitgehalten, der in der
Hauptsache vor den Weihnachtstagen erfolgte, sich aber meist bis in die
ersten Monate des folgenden Jahres hinzog. Ein Teil der Produktion wurde
in Breslau abgesetzt, größere Mengen gingen auch mit Bahntransport nach
Dresden oder Berlin. Die Arbeiten in der Teichwirtschaft wurden
hauptsächlich durch die Forstarbeiter ausgeführt. Neben den Arbeiten in
den Teichen selbst erforderte die Instandhaltung und Räumung der vielen
Wasserläufe und Gräben erheblichen Arbeitsaufwand. In Zeiten erhöhten
Arbeitsanfalls, vor allem bei den Abfischungen im Herbst, mußten
zusätzlich Arbeitskräfte aus den umliegenden Dörfern eingestellt werden.
Die langen Anfuhrwege von den Teichen bis zu den Goschützer Hältern
machten den Einsatz von sehr vielen Gespannen erforderlich, die von den
Bauernwirtschaften der Dörfer gestellt wurden. Motorfahrzeuge auf den
Wegen im. Teichgebiet einzusetzen war damals nur in beschränktem Umfang
möglich. Von den landwirtschaftlichen Betrieben waren die Güter
Goschütz-Neudorf, Drungawe und Muschütz sowie Groß-Schönwald verpachtet,
in eigener Bewirtschaftung befand sich nur das Schloßvorwerk Goschütz.
Von den übrigen landwirtschaftlich genutzten Flächen war der größte Teil
in Parzellen an die kleinbäuerlichen Betriebe der umliegenden Dörfer
verpachtet. Die Pachtflächen bildeten für diese Betriebe seit langem
einen unentbehrlichen Bestandteil ihrer Wirtschaftsfläche. Die dann vor
dem Zweiten Weltkrieg durchgeführten Anliegersiedlungen sicherten einem
großen Teil der Pächter diese Flächen als Eigentum.
Als wichtiger Nebenbetrieb ist die Dampfziegelei in Festenberg zu
erwähnen. Ihre Jahresproduktion betrug 2 Millionen Steine. Außerdem
wurden in größerer Menge Zement-Dachsteine hergestellt.
Eine Beschreibung der Standesherrschaft Goschütz wäre nicht vollständig,
wenn in ihr nicht auch das Schloß zu Goschütz den gebührenden Platz
fände. Denn es galt als eines der schönsten Bauwerke des Barock in
Schlesien, und sicherlich war in der Provinz und darüber hinaus kaum ein
Bau dieser Art zu finden, dem in Hinsicht auf Großzügigkeit der Anlage,
Stilreinheit und Harmonie ein höherer Rang gebührt hätte. Der Bau des
Schlosses wurde durch den Grafen Heinrich-Leopold von Reichenbach, den
Erwerber der Herrschaft, im Jahr 1750 begonnen, nachdem ein von ihm kurz
vorher an der gleichen Stelle erbautes Schloß einem verheerenden Feuer
zum Opfer gefallen war. Leider waren diesem Feuer nicht nur
unersetzlicher alter Familienbesitz an Wertsachen, Gemälden und Möbeln
zum Opfer gefallen, sondern auch die vielen Kunstschätze, die
Heinrich-Leopold auf seinen zahlreichen Reisen in England, Frankreich
und vor allem in Italien gesammlt hatte. über die Baugeschichte waren
leider keine Unterlagen erhalten. Der überlieferung nach sollen
italienische Baumeister den Bau ausgeführt haben, doch ist dies nicht
erwiesen. Erkennbar ist, daß die Baugestaltung unter dem Einfluß
österreichischer Vorbilder gestanden hat, und es ist deshalb eher
wahrscheinlich, daß Entwurf und Anlage das Werk eines namhaften
österreichischen Baumeisters gewesen sind.
Schloß Goschütz, Großer Saal |
Die Schloßanlage bestand aus dem Hauptgebäude, dessen symmetrisch
angeordnete Seitenflügel und Kavalierhäuser einen Ehrenhof von 1 ha Größe
umschlossen. Drei große Tordurchfahrten bildeten den Zugang zu diesem
Hof. Ein zweiter kleinerer Hof wurde von einem an der westlichen
Langseite des Hauptbaus anschließenden Flügel mit der Orangerie und der
mit dieser wiederum verbundenen Schloßkirche umgeben. Die Schloßkirche
war, ebenso wie die Orangerie, von dem Brande des Jahres 1749 verschont
geblieben. Die geräumige Kirche mit ihrem schönen Kuppelraum stand der
Kirchengemeinde Goschütz mit den zugehörigen Dörfern zur Verfügung. Fast
200 Jahre hatte das Schloß gestanden, als in den Weihnachtstagen des
Jahres 1947 das Hauptgebäude und der rückwärtige Flügel aus ungeklärter
Ursache vollständig ausbrannten. Nur traurige Ruinen lassen noch die
Schönheit dieses Baues ahnen. Die Orangerie, der architektonisch wohl
schönste Teil der ganzen Schloßanlage, wurde, obwohl noch unversehrt, in
den folgenden Jahren abgerissen. Auch die Schloßkirche, die noch kurz
vor dem Kriege renoviert worden war, ist seit 1945 dem Verfall
preisgegeben. Nahezu 30 Jahre sind vergangen seit jenen bitterkalten
Tagen im Januar 1945, als die Deutschen ihre Heimat im Osten verlassen
mußten und das große Elend der Vertreibung begann. Nur die Erinnerung
ist uns geblieben an das, was wir verloren haben, sie ist unser
kostbarster unverlierbarer Besitz. Gab es ein schöneres Land als unsere
Heimat mit den großen Wäldern, den stillen Teichen, mit seinen
bescheidenen freundlichen Dörfern? Dieses Land steht in seiner ernsten,
fast schwermütigen Schönheit noch heute so deutlich vor unseren Augen,
als läge die schmerzliche Abschiedsstunde nur um Tage zurück. Ihm gehört
unsere Liebe und unsere Treue, solange unsere Herzen schlagen.