Goschütz Chronik 1922-1930

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-<font size=small><p class="plainlinks">Diese [http://www.gross-wartenberg.de/orte/goschuetz/goschuetz.pdf Chronik in Süterlin](2MB) erhielt ich von Wolfhard Weiß, dessen Mutter sie von einer Lehrerin aus Goschütz erhielt.Falls jemand die Lücken im Text ausfüllen kann, so würde [mailto:rolf@gross-wartenberg.de ich] mich über eine kurze Nachricht freuen.+<font size=small><p class="plainlinks">Diese [http://www.gross-wartenberg.de/orte/goschuetz/goschuetz.pdf Chronik in Süterlin](2MB) erhielt ich von Wolfhard Weiß, dessen Mutter sie von einer Lehrerin aus Goschütz erhielt. Mittlerweile wurden die Textlücken durch die Nithilfe von Manfred Behrens und Detlef Oel geschlossen. Vielen Dank dafür.</p></font>
-<br> ... kennzeichnet fehlenden Text, bei ''kursiven'' Teilen bin ich mir nicht ganz sicher.</p></font>+
==Fortsetzung des II. Teiles der "örtlichen" Chronik.== ==Fortsetzung des II. Teiles der "örtlichen" Chronik.==

Version vom 17:45, 30. Nov 2014

Fortsetzung des II. Teiles der "örtlichen" Chronik.

Seite 1
1922
Glückverheißend mag es sein, dass ich mit einem segenbringenden Ereignisse einer kirchlichen „Mission“ beginnen kann, die von dem Franziskanerpater Alexander,Gross-Borek O/S(Oberschlesien)und Domiarius Carlowitz in den Tagen vom 28. November bis 8. Dezember 1922 abgehalten wurde. Die Abholung erfolgte von der Pfarrei Prozessionsweise in die Kirche unter Gesanges „Großer Gott“,schließlich setzte auch die Orgel ein. Am Hochaltar hielt Pfarrer Franzkowski eine Ansprache, dass er einer inneren Stimme folgend, die hochw. Patres hierher gebeten hat und sie gern gekommen sind nicht für irdischen Lohn, sondern um Seelen zu retten und zu heilen. Dann wandte er sich an die zahlreich erschienenen Männer und Frauen, wie auch zu den Kindern, die alle vom regnerischen Wetter sich nicht abhalten ließen. Das Erdreich ist schon mit Schnee bedeckt und ruht. Ihr Landleute habt den Pflug eingehohlt und wollt ausruhen. Nun ist Zeit, in höherem Sinn Früchte zu sammeln. Nach Überreichung der Stola an die Leiter der Mission fand Segensandacht statt und noch sang der Kirchenchohr 4ff. „Oh selige Jungfrau Maria“. Die letzten Tage 7/12.) war die Einweihung des vor dem halbverdeckten Fenster der mittleren Vorhalle angebrachten Missionskranzes und nächsten Morgen die Einweihung der Krieger-Gedenktafel in der Turmhalle, wobei der Chor "Schlafwohl Kamerad" sang.-Zu unserer Kirche ist es die erste Mission.
Seite 3 sie wird Groß und Klein unvergesslich bleiben *)
*) Die vor schon 25 Jahren gesprungene Signalglocke u. Stock ließ Pfr. Franzkowski auf seine Kosten bei Geitner - Breslau umgießen u. mit Lioba benennen, am 27.II.1922 Vormittags wurde Sie bei der Hochmesse wieder geläutet, …
Diebstähle: Klingt es aber nicht wie Hohn, wenn der Zeit nach gleich von Diebstählen berichtet werden muß! Denn in der Nacht vom 28. zum 29. November kamen drei je 4 Meter lange Schuldach-Zinkrinnen abhanden. Die Täter blieben unerkannt.Nach einem halben Jahrwerk wurde der eine verraten, ein ehemaliger Lehrling eines Klempnermeisters in Festenberg, welcher bei den mehrfachen Dachrinnendiebstählen dort selbst sich mit beteiligt hat. In F. mussten dieserhalb gar Wachen gestellt werden.

In der Nacht vom 16. zum 17. Dezember 1922 ein Einbruch in die Kirche von der Nordseite durch Eindrücken zweier Fensterscheiben und Eindrücken des Fensterflügels über dem Beichtstuhl. Gestohlen wurden 2 abgestimmte Altarglocken, 2 Messkännchen und ein wertloser Handleuchter vom Beichtstuhl. Es ist unbekannt geblieben, wer die Diebe waren; jedenfall nach jugendlich und ängstliche Naturen, denn in unmittelbarer Nähe des Einbruchortes hingen wertvolle silberne Lampen.


1923
Ein zweiter Versuch geschah Mitte Juni 1923 durch den gleichen Eingang als es auf Gold- und Silbersachen abgesehen war, denn die Holzbekleidung beim Tabernakel war in großen Stücken losgehauen, die auf dem Altartisch herumlagen, aber umsonst; doch wurden sie bei dem 21. Juni 1923 wiederholten Versuch zumteil die Verräter. Jetzt ist der Stahl Tabernakel herausgehoben worden, der
Seite 4 Speisekelch mitgenommen, frühmorgens nach 5 Uhr fand man den Tabernakel geöffnet, auf der Organistenwiese liegend da, wo der Sühnegedenkstein errichtet ist, und die hl. Hostien zerstreut im nassen Grase liegend. Das Herz müßte einem bluten und jeder brach in Tränen aus. Ein herbeigerufener Polizeihund aus Breslau fand Spuren auf, aber diese u. manch andre Anhaltspunkte genügten der Polizei nicht zuzugreifen und trotz mancherlei Schritte ist das Dunkel noch nicht gelichtet, wenn schon 1924 ein halbes Jahr vergangen ist.
Wetter: Zum Vergleich andrer Jahre sei auch der Wittrung im Jahre 1923 gedacht. Normal war sie nicht. Von Ende März ab sehr leidlich warm, desgleichen auch April und Mai durch. Dann aber selten Sonnenschein, viel Regen und zeitig einsetzender Frost und Schnee, welch letzterer durchaus liegen blieb und besonders um Weihnachten und Neujahr die größten Verkehrsstörungen herbeiführte. Chronist hat solche am eigenen Leibe, auf der Eisenbahn erfahren, indem er am 31./12.23 von ¾ 10 vorm. bis nachm. 6 Uhr auf einen Zug nach G. Graben mit Angehörigen wartete. Zu genannter Zeit kam ein Wagen und um 11 Uhr in der Nacht erst die Ankunft in Öls, nach wiedrum Warten im Wartesaal 4. Klasse, der eisig u. naß war, über die Nacht geblieben bis früh ½ 8 Uhr, in Kreuzburg wiedrum gesessen von ½ 10 Uhr bis nachm. 7 Uhr u.s.w.
Das Jahr 1923 stand buchstäblich im Zeichen der „Geldentwertung – Inflation“. Ihr Werdegang fing an mit der Gleichsetzung des Gold- und Papiergeldes bis zur Ruhrbesetzung durch die Franzosen am 10. Januar 1923. Der Dollarstand ... die Kreditwär.
Seite 5 schwand vollständig. Die Preise schnellten von Stunde in die Höhe und besonders mußte der Beamtete das Geld sofort in Waren anlegen, falls er Verluste nicht erleiden wollte. Viele, besonders ältere Leute konnten sich in diese Währung nichtfinden, heben sich das Papiergeld Körbe voll auf, und auf einmal galts nichts mehr, auch die Sparkassen konnten nichts retten. Eine Besserung setzte mit der Rentenmark im Dezember ein, einzelne Preisangaben mit Gegenüberstellungen sind zur Verständlichung beigeheftet.
Sühnegedenkstein Einweihung: Das vorhin erwähnte Sakrileg schwebte den Kirchenbesuchern immer vor Augen und der Gedanke an ein Wiedergutmachen verließ sie nicht, bis eine Sühneprozession an diesem Ort gehalten wurde. Es reifte der Entschluß, aus milden Gaben einen Gedenkstein zu stiften. Am Patronatsfeste Mariae Geburt konnte derselbe schon eingeweiht werden. Bei der Segensandacht entwickelte sich ein mächtiger Zug, die Marianische Kongregation Lichter tragend unter Führung von 8 Geistlichen - zu dem Denkmal unter Absingen „Liebe hier sind deine Höhen“. Es wurde die Litanei z. allerh. Altarssakramente gebetet u. der Kirchenchor sang „Ave verum“ v. Mozart, auf dem Rückwege in die Kirche „Milde Königin“, das Denkmal besteht aus … und stellt Jesum das Kreuz tragend dar, ein Landsknecht sticht Jesum in die Seite und ein Engel fängt das herausfließende Blut auf. Die Aufschrift lautet: „Cor Jesu saturatum opprobriis, miserere nobis (Herz Jesu, mit Schmach gesättigt, erbarme dich unser), anno Domini 1923“.
Seite 6 In die Länge zog sich die Errichtung eines Kriegerdenkmals, die der Kriegerverein zunächst auf sich nahm. Da war in erster Linie die Frage seiner Beschaffenheit, noch mehr strittig die Platzfrage. Inzwischen trat längst die Geldentwertung ein und es konnten die gesammelten Gelder erst nicht in Anrechnung gebracht werden. Da wurde das Unternehmen auf breitere Schultern gelegt, in dem es die Gemeinde übernahm und eine Sammlung von Wertbeständigem, an Getreide veranstaltete, die … Ztr. Roggen ergab. Zementfabrikant Schillheim hier wurde mit Herstellung betraut und am 10. September 1923 fand die feierliche Einweihung unter äußerst zahlreicher Beteiligung von hier und auswärts. Das Nähere bringt ein Referat in der Festenberger Zeitung, die beigelegt ist, in den meisten umliegenden Ortschaften sind folgende Denkmale längst errichtet gewesen, so in Drungawe im Oktober 1922, in Brustawe, und in Neudorf den 9. September 1923, in Festenberg im Juni desselb. Jahres. *)
*) Hiesiges ist ein Säulen- Denkmal aus Fein- Granit von Oberschlesien

1924
Fahnenweihe:
Die im vorigen Jahr neu gegründete Marianische Kongregation enthüllte am Gründonnerstag den 17.4. ihr seidenes Banner in weiß und blau mit dem Inspruch „Unbefleckte Empfängnis bitte für uns“ und:“ Marianische Jungfrauen Kongregation Goschütz 1924“. In der Ansprache gab der Pfarrer der Freude Ausdruck nun auch eine Fahne zu haben und zu zeigen, daß der Verein nebst der anderen in Kirche und Staat als Zeuge der Treue besteht und d. Bild der allerheiligsten Jungfrau nachzuahmen. Auch der Stoff zur Fahne will auf die Reinigkeit und Festigkeit hinweisen.
Seite 8 Und so sie gebraucht wird bei kirchlichen Festen, Beerdigung von Mitgliedern, da zeiget Ihr, was Ihr versprochen haben habt, die Treue.
Das Vereinslied „Stimmet Schwestern“ dichtete Hauptlehrer u. Kantor i. R. Franzkowski und wird nach Mitterers Melodie „Auf zum Schwur“ gesungen.
Auch dieses Jahr fand eine kirchl. Feier für schulentlassene Kinder der Parochie statt mit Ansprache, die sich an das Sonntagsevangelium von der wunderbaren Brotesvermehrung anschloß und schließlich auf die Gemeinschaft Jesu in der hl. Kommunion bezog und mit der Mahnung zum öfteren Empfange derselben endete.

Goschütz, den 31.März 1924

Goschütz, Althammer - Breschine, Bunkai, Tscheschen – Bendschine, Poremben mitzus. ... kamen.

Seite 7 Die fleißige Chronistenfeder, die mein verehrter Vorgänger - dem Zwang gehorchend, nicht dem eignen Triebe - aus seiner noch unermüdeten Hand legte, will ich nun aufnehmen. An das alte Goschütz knüpfen mich von früher her schöne Erinnerungen an froh verlebte Jugendjahre. Möge ich jetzt, da es mir aufs neue zum Wohnsitz, ja vielleicht zur zweiten Heimat werden soll; recht viel des Guten und recht wenig trübe Tage aus seiner Geschichte aufzuzeichnen haben.

Die Ernte des Jahres 1924 konnte gut eingebracht werden, zeigte aber in ihrem Ertrage leider die Folgen des langen und strengen Winters. Die Getreidepreise, sowie die für Rauhfutter und Kartoffeln zogen an. Roggen stieg bis 12,50 M für den Zentner. Ende Juli ging ein furchtbares Gewitter über die Gegend nieder, gottlob, ohne Schaden anzurichten.
Im August wurden in der Kirche die Kommunionbank, Kanzel, der Taufstein und die Beichtstühle stil- und kunstgerecht gestrichen und staffiert, was dem Gotteshause sehr zum Schmucke gereicht. Die Arbeiten wurden vom Malermeister Oskar Krüger Festenberg ausgeführt. Die geplante Ausbesserung

Seite 9 des Kirchendaches konnte wegen Geldmangels nicht ausgeführt werden. Jedoch wurde wenigstens das Material angekauft.

Im Herbst entriß der Tod der hiesigen gräflichen Verwaltung zwei langjährige verdiente Beamte, den Amtsvorsteher und Standesbeamten, zugleich Verwalter der Postagentur Christian Klisch und den Amtmann August Schmidt. Besonders der letztere verdient auch hier als stets entgegenkommender und verständnisvoller Vertreter des Patronats unserer Kirche ein dankbares memento.
Im Oktober wurde das Amtslokal aus dem gräflichen Amt in das Pastorenhaus verlegt.
Die Wahlen zum Reichstag am 7.Dezember verliefen nach einigen stürmischen Wahlversammlungen ruhig und zeitigten ein wenig unverändertes Ergebnis (DSL= 347; Z= 328; SD= 84; DV= 3; D=18; K= 16; Zersp = 14 Stimmen).
Als Weihnachtsgeschenk bescherte Herr Pfarrer Franzkowski seiner Gemeinde eine Missionserneuerung (vergl. 1922), abgehalten durch den Redemptoristenpater Peter aus Grüneiche. Von der ersten Predigt in der Christnachtsmesse bis zur letzten am Sonntag, d. 28. Dezember lauschte

Seite 10 eine dichtgedrängte Menge den ergreifenden Worten des frommen Redners. Der Sakramentenempfang war sehr rege, alles in allem ein schöner Erfolg, eine wahrhaft christliche Weihnachtsfeier.
Aus der kirchlichen Statistik für 1924 sei folgendes entnommen: 18900 hl. Kommunionen, 47 Taufen, 15 Trauungen und nur 15 Beerdigungen gegenüber 30 – 50 in anderen Jahren, so daß der Tod in diesem Jahre recht gnädig mit unserer Gemeinde verfahren ist.
Winter will es in diesem Jahre im Gegensatz zu 1923 gar nicht werden. Seit Jahrzehnten ist ein solch milder Winter – bisher ohne jeden Schneefall – noch nicht beobachtet worden.

1925
Am Sonntag, den 11. Januar 1925 brannte in der gräflichen Gärtnerei abends gegen ½ 11Uhr ein Gewächshaus nieder. Die Ortsspritze war rasch zur Stelle, größerer Schaden entstand nicht.
Die Wahlen im März und April ( Neuwahl des Reichspräsidenten) verliefen ruhig und ergaben am 29. März für die Kandidaten Jarres 334, Braun 83, Marx 312, Hellpach 11, Held 2, Ludendorff 1 u. Thälmann 8 Stimmen. Am 26. April erhielten Hindenburg 382, Marx 427, Thälmann 5 Stimmen.
Seite 2 Herr Pfarrer Franzkowski hatte sich infolge Überanstrengung und unter Einfluß der naßkalten Luft in unserer Kirche ein Halsleiden zugezogen und mußte auf Anraten der Ärzte eine Kur in Wörishofen i. B. gebrauchen. Während seiner Abwesenheit vom 23. Mai bis 2. Juli wurde er von dem hochw. Franziskanerpater Herrn Othmar Fengler vertreten.
Beim diesjährigen hochh. Fronleichnamsfeste gelangten die Stationen von I. Reimann mit Blasmusikbegleitung zur Aufführung. Die Mittel dafür wurden durch eine Sammlung von den Gemeindemitgliedern reichlich aufgebracht.
Die Volks- und Betriebszählung am 16. Juni ergab für Goschütz Gemeinde --- männlich und --- weiblich
für Goschütz Gut --- männlich und --- weiblich
insgesamt --- Einwohner.
Die Feldfrüchte hatten sich unter dem Einfluß eines für ihr Gedeihen äußerst günstigen Wetters ausgezeichnet entwickelt. Mitte Juli setzte eine Hitzeperiode ein, die dem Fortgang der Erntearbeiten sehr fördernd war. Vor Unwettern, wie sie andere Gegenden der Heimatprovinz heimsuchten, blieb der hiesige Kreis gottlob bisher bewahrt. Nur die Hafer-und Grummeternte wurden durch später einsetzenden Regen stark beeinträchtigt. Die Kartoffelernte konnte bei günstigem Wetter von statten gehen und ergab einen mittleren Ertrag. Die Preise für Getreide und Kartoffeln
Seite 11 erfuhren eine starke Senkung z. T. weit unter Friedenspreis, während auf allen anderen Gebieten ein Anziehen der Preise zu bemerken war.

Herr Pfarrer Franzkowski tat in seinem Bestreben nach stilvoller Verschönerung der Kirche wiederum einen Schritt weiter. Durch Herrn Oberschullehrer a. D. Kriech vom Matthiasgymnasium in Breslau wurde die Turmhalle nach Beseitigung der unschönen Treppe zu einer würdigen Kriegergedächtnisstätte ausgemalt. Auch die bisher ungünstig stehende Pieta fand hier Aufstellung, ebenso wie der stilvolle alte Kronleuchter vom Kirchboden Auferstehung feierte. Die Arbeiten waren nach wochenlanger Dauer am Patronatsfest beendet und fanden allseitigen Beifall.
Das Amtslokal befindet sich ab 1. Oktober d. J. in der Wohnung des neuen Amtsvorstehers Wenke im hiesigen Schulhause.
Aus der kirchlichen Statistik am Ende des Jahres 1925 seien erwähnt: 54 Taufen, 16 Trauungen, 34 Beerdigungen, 95 Versehgänge.


1926
Nach normalen Winter verlief das Jahr 1926 zunächst ohne besondere Ereignisse. Die Ernte, die allenthalben unter der großen Nässe litt, konnte auf dem leichten Boden der hiesigen Gegend als leidlich bezeichnet werden.
Im Juli – August erfolgte die längst geplante und durch Ankauf des Materials vorbereitete Neudeckung des Norddaches der Kirche. Die Gesamtkosten betrugen etwa 2.000 RM. Aus Mangel an Mitteln musste die
Seite 12 gleiche Reparatur am Süddach und Presbyterium auf günstigere Zeiten verschoben werden.
Ende Oktober besuchte Sr. Eminenz der hochw. Herr Kardinal Fürstbischof Bertram die hiesige Gemeinde, um das hl. Sakrament der Firmung zu spenden. Unter Leitung des Pfarrers tat die Gemeinde an Opferwilligkeit das denkbar Mögliche, um den geliebten Oberhirten würdig zu empfangen. Beim Empfange wurde der ausgezeichnete Vortrag eines Begrüßungsgedichtes –verfaßt von Herrn Kantor i.R. Franzkowski- durch die Schülerin Maria Schiewek (11 Jahre alt) viel bemerkt.
Aus der kirchlichen Statistik: Taufen 51, Trauungen 19, Beerdigungen 28, Versehgänge 59.

1927
Ein Jahr des Fortschritts muss das Jahr 1927 für die Gemeinde Goschütz genannt werden.
Im März wurde auf Anregung des rührigen Amtsvorstehers Wenke am Orte eine freiwillige Feuerwehr gegründet, der alsbald etwa 60 diensttuende Mitglieder beitraten. Leiter der Wehr wurden die Herren Leutnant a.D. Heinrich und Kaufmann Bistry jun. als 1. bzw. 2. Brandmeister, während Amtsvorsteher Wenke zum Vorsitzenden gewählt wurde. Durch dessen Bemühungen gelang es in kurzer Zeit die junge Wehr zu uniformieren und ihre Ausrüstung zu vervollständigen.
Der Monat Juli brachte dem Orte den langer
Seite 13 sehnten Anschluss an die Überlandzentrale und damit die elektrische Beleuchtung und Kraft. Leider ließen sich die maßgebenden Kreise die schöne Gelegenheit entgehen, dem Gemeindesäckel eine sichere Einnahme zu verschaffen. Die schon bestehende Genossenschaft wurde aufgelöst und die Firma Dommer-Oels übernahm auf eigene Rechnung, aber ebenfalls mit unter Bürgschaft der Gemeindevertretung geborgtem Geld, den Bau der Hochspannungsleitung und des Ortsnetzes. Der Baukostenzuschuss betrug für die Einheit 18,- RM, die Gesamtkosten einer normalen Brennstelle beliefen sich auf etwa 40,- RM. Auch zur Straßenbeleuchtung wurden 7 Lanpen aufgestellt.
Am 1. Oktober eröffnete der hiesige Gasthausbesitzer Kurt Petzka mit einem Autobus für 15 Personen einen regelmäßigen Fahrdienst zu den Zügen nach Festenberg und fuhr auch 3 x wöchentlich zur Kreisstadt. Sonnabend und Sonntag wurde auch Anschluß zu dem Nachtzuge in Groß Graben hergestellt. Der Fahrpreis (pro km 10 Pfg) ist durchaus angemessen und es war zu hoffen, dass sich das dankenswerte Unternehmen hält.
Der Saal des Hotels zur Reichskrone genügte schon lange nicht mehr den Anforderungen. Die gräfliche Verwaltung als Besitzerin ließ darum durch den hiesigen Architekten Micher einen umfangreichen Neubau mit Parkettboden und Theaterbühne errichten.
Aus der kirchlichen Statistik: Taufen 47, Trauungen 10, Beerdigungen 29, Versehgänge 82
Seite 14
1928
Der Neubau der evangelischen Schule - ein Musterbau – konnte im Februar eingeweiht werden.
Nach langen Verhandlungen wurde in den Monaten Juni – August endlich der Umbau des katholischen Pfarrhauses ausgeführt. Es entspricht nun einigermaßen den Anforderungen der Zeit. Die Arbeiten wurden durch die Firma Schipke von hier für den Preis von 13.000 RM ausgeführt.
Die Lage der Landwirtschaft gestaltet sich infolge der geringen Ernten und der ungenügenden Preise recht kritisch. Hinzu kommt in unserer Gegend die Grenzlandnot. Staatliche Hilfe wird aufgrund mehrfacher Besuche von Abordnungen der gesetzgebenden Körperschaften erhofft. Der Ausbau des Straßennetzes in unserem Kreise (Charlottental – Tscheschenhammer; Domaslawitz – Bukowine und Domaslawitz – Lassisken – Drosdenschin) stellt wohl den Beginn der Osthilfe dar.
Aus der kirchlichen Statistik: Taufen 46, Trauungen 16, Versehgänge 103

1929
Mit Beginn des neuen Jahres setzte ein Winter ein, wie er in solcher Strenge seit Menschengedenken nicht erlebt worden ist. Ungeheuer war der Schaden, der besonders an den Obstbäumen (im Schulgarten erfroren fast alle Bäume), dem Wilde und an allerlei technischen Einrichtungen angerichtet wurde. Die Wasserleitung der Schule konnte nach langem Bemühen erst im Mai aufgetaut werden. Glücklicherweise erwies sich der Schaden an den
Seite 15 Feldern als viel geringer, als man befürchtet hatte. Im Gegenteil brachte das Jahr 1929 in den hier vorherrschenden Feldfrüchten eine Rekordernte. Die Hoffnungen, die die Landwirtschaft darauf gesetzt hatte, bewahrheitete sich leider nicht, da ein gewaltiger Preissturz einsetzte, so dass das Getreide und die Kartoffeln gar nicht verkauft werden konnten. Nur die Viehpreise waren erträglich.
Die Wahlen zum Provinziallandtag, Kreistag und zur Gemeindevertretung brachten einen ziemlich heftigen Wahlkampf und für die Gemeinde eine Reihe neuer Gemeindevertreter und auch einen neuen Gemeindevorsteher in der Person des Stellmachermeisters Erdmann Siegert. Amtsvorsteher Wenke wurde vom Kreistag wiedergewählt.
Der Winter 1929/30 zeichneten sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger durch außerordentliche Milde aus. Im Laufe des Jahres wurde ein Wohnhaus für die beiden hier stationierten Landjäger auf dem sog. “Sande“ errichtet.
Kirchliche Statistik: Taufen 34, Trauungen 14, Beerdigungen 24, Versehgänge 72

1930
Unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde feierte Herr Hauptlehrer und Kantor i.R. Joseph Franzkowski, der Vater des hiesigen Pfarrers, in erfreulicher Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag. Der Jubilar war Gegenstand zahlreicher Ehrungen, die er sich durch sein langes untadeliges Wirken als Schulmann, Kirchenbeamter und Chronist des Heimatkreises reichlich verdient hat. Die hiesige katholische Pfarrgemeinde verdankt ihm die
Seite 16 im Pfarrarchiv aufbewahrte „Geschichte der Pfarrei Goschütz“ und deren Fortsetzung „Chronik der Pfarrei Goschütz“.

Am Freitag, den 28. März verunglückten die aus dem hiesigen Ort kommenden Maurer Franz Worchnitza und Joseph Kursawe auf der Heimfahrt von Breslau mit dem Motorrade. Beide wollten nach längerer Arbeitslosigkeit in Breslau Arbeit suchen. Auf der Rückfahrt fuhr K. in der Gegend von Bohrau in ein vorschriftsmäßig fahrendes Gespann. W., der Mitfahrer, wurde vom Sitz geschleudert und erlitt einen Schädelbruch, an dessen Folgen er in wenigen Minuten verschied. K. kam mit dem Schrecken davon.
Unter der rührigen, aufopfernden Leitung ihres Vorsitzenden und des 1. Brandmeisters, der Herren Wenke und Heinrich, entwickelt sich die junge freiwillige Feuerwehr immer mehr. Nachdem der Gerätebestand schon durch Anschaffung einer Schiebeleiter vermehrt worden war, gelang nun auch der Ankauf einer Motorspritze. Goschütz hat damit das benachbarte Festenberg mit seiner seit Jahrzehnten bestehenden Wehr überholt.
Das Jahr 1930 zeichnet sich bis Ende Juni durch übergroße Trockenheit und große Hitze aus. Schon in den ersten Julitagen begann deshalb die Ernte des zum Teil notreif gewordenen Kornes. Gegen Ende des Monats einsetzender starke Regen

Seite 17 fälle gefährdeten die Einbringung der Ernte.

Die meist auf auswärtige Arbeit angewiesenen Bauhandwerker des hiesigen Ortes leiden stark unter der anhaltenden Arbeitslosigkeit.

Bild:Goschuetz chronik ende.jpg
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