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Bäuerin mit Rosenkranz

Aus den Pfarreien Goschütz, Kunzendorf und Schollendorf

Die bedeutendste und jedenfalls auch schönste unter allen Landkirchen des Kreises Groß Wartenberg ist die katholische St.-Marien-Kirche in Goschütz. Sie hat Krieg und Nachkriegszeit fast unbeschädigt überstanden und dient heute den polnischen Katholiken in Goschütz und Umgebung als Pfarrkriche.
Die Parochie Goschütz gehörte unstreitig zu den ältesten Parochien der Breslauer Diözese. Der Goschützer Kirchenhalt, aus dem sich später die Freie Standesherrschaft Goschütz entwickelte, war ebenso, wie der dem Breslauer Kathedralkapitel gehörige Kirchenhalt Tscheschen, ein Besitztum der Breslauer Bischofs, das ihm als solches von Papst Hadrian IV. durch Urkunde vom 23. April 1155 bestätigt wurde. Man kann deshalb annehmen, daß lange vorher schon zu Goschütz eine Pfarrkirche bestanden hat. Ein Bericht in den Pfarrakten aus dem Jahre 1740 (er stützt sich auf alte Regesten vom Jahre 1359) besagt, daß die Pfarrkirche zu Goschütz schon siebenhundert Jahre bestehe. Sie war ein Schrotholzbau, der 1778/79 durch einen Massivbau ersetzt wurde. Dieser ist in einfachem Barock ausgeführt. Anfang Juni des Jahres 1836 richtete ein Blitzschlag am Turm schweren Schaden an. Der Turmhelm wurde total zerstört und mußte abgebrochen werden.
Die Kirche hatte ein sehr schönes Geläut. Die große Glocke mit der Jahreszahl MDXL (1540) trug an der Haube die Umschrift: "Christus Rex fortissimus Nazarenus Judaeorum". Am Mantel befanden sich zwei prächtige Reliefs: Maria und Johannes unterm Kreuz und Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Die mittlere und die kleine Glocke zeigten an der Haube die Umschrift: "Gottes Segen macht reich. H.P.S. 1599." Bereits im Jahre 1917, während des Ersten Weltkrieges, wurden durch die damalige Oberste Heeresleitung die bronzenen Kirchenglocken zum Einschmelzen eingezogen. Auch die katholische Kirchengemeinde Goschütz war in Gefahr ihr schönes Geläut zu verlieren. Auf Grund der Gutachten des damaligen Provinzialkonservators der schlesischen Kunstdenkmale blieben die Glocken "wegen ihres wissenschaftlichen, geschichtlichen und Kunstwertes" von der Einziehung verschont und dadurch erhalten. Wir wissen leider nicht mit Sicherheit zu sagen, ob die Glocken auch im Zweiten Weltkrieg erhalten geblieben sind und ihren Platz in der alten ehrwürdigen Kirche behalten haben.
Im Jahre 1925 wurde auf Initiative des damaligen Pfarrers Franzkowski die Turmhalle der Kirche in eine überaus stimmungsvolle Krieger-Gedächtnisstätte für die 84 Toten der Goschützer Parochie, die als Opfer des Ersten Weltkrieges starben, verwandelt. Das Andenken an diese Toten sollte in der Gemeinde lebendig erhalten bleiben.

Die Kunzendorfer Pfarrkirche besteht seit dem Jahre 1867. Bis zum Jahre 1869 gehörte Kunzendorf zur ehemaligen Pfarrei Schleise. Als der Burggraf Karl Hannibal von Dohna 1615 Kunzendorf an das St.Matthias-Stift Breslau verkaufte, wurde dem Käufer auferlegt, da auch das Kirchenpatronat und Kirchenlehn beim Kauf inbegriffen waren, in Kunzendorf eine Kirche zu bauen, einen Pfarrer einzusetzen und den Zehnten, welchen die Kunzendorfer bisher an den Pfarrer von Schleise entrichteten, dem Pfarrer in Kunzendorf zu zahlen. Die Einhaltung dieser Klausel wurde wohl vom Matthias-Stift nicht sehr genaugenommen, es sorgte aber dafür, daß die Kunzendorfer im dortigen Herrenhause durch einen Ordenspriester regelmäßig Gottesdienst halten konnten und so seelsorgerisch versorgt wurden. Diese Regelung bestand bis zum Jahre 1810 (Säkularisation der Klöster). Danach mußten die Kunzendorfer den weiten Weg nach Groß Wartenberg zurücklegen, um an einem Gottesdienst teilnehmen zu können. Es entstand der Wunsch und der Wille eine eigene Kirche und Pfarrstelle in Kunzendorf zu entwickeln. Der damalige Stadtpfarrer Kupietz aus Groß Wartenberg unterstützte nach Kräften diesen Plan und war bei der Ausräumung der verschiedenen Schwierigkeiten selbst unter persönlichen Opfern behilflich. Am 19. Dezember 1865 erstand man den Bauplatz und am 13. September 1866 konnte durch Pfarrer Kupietz der Grundstein gelegt werden. Bauausführender war Maurermeister August Molke aus Groß Wartenberg. Die vier wohlhabenden Kunzendorfer Bauern: Karl Wanzek, Andreas Rack, Ignatz Wanzek und Johann Wanzek waren große Förderer des Kirchenbaues. Karl Wanzek lieferte als Sägewerksbesitzer das Bauholz. Die Ziegelsteine wurden in einfachen Feldöfen hinter dem Hof Hager gebrannt. Man errichtete zuerst das Pfarrhaus. Der Bau der Kirche selbst konnte bereits am 13. Oktober 1867 mit der Aufsetzung
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Turm der Kunzendorfer Pfarrkirche
des Turmknopfes und des Kreuzes abgeschlossen werden. Am 27. September 1868 wurde die Kirche, die St. Maria gewidmet war, durch Erzpriester Leidel zur größten Freude der neuen Pfarrgemeinde und unter der großen Teilnahme des Archipresbyterats geweiht und ihrer Bestimmung übergeben. Es war wohl selbstverständlich, daß der große Förderer der Kirchenbaus Stadtpfarrer Kupietz in dem neuen Gotteshause das erste heilige Amt zelebrierte.
Am 21. Juni 1869 wurde der Errichtungs- und Umschreibungsurkunde des Fürstbischofs Heinrich für die Pfarrei Kunzendorf vom 24. April 1969 die Landesherrliche Genehmigung erteilt. Die Parochie Kunzendorf umfaßte die Gemeinden Carlowitz, Neu- und
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Kriegerdenkmal auf dem Friedhof in Kunzendorf
Nieder-Stradam. Es bestand keine Patronat, so daß die Parochianen sämtliche Lasten allein zu tragen hatten. Die Besetzung der Pfarrstelle oblag der freien bischöflichen Verleihung.
Zwei Grundstücke Hypotheken-Nr. 80 und Nr. 33 gehörten der Pfarrgemeinde insgesamt zirka 4 Hektar, von denen im Jahre 1940 fast dreiviertel Hektar zum Bau der neuen Bahnlinie Namslau-Groß Wartenberg-Neumittelwalde entschädigungslos abgegeben werden mußten.
Außerdem gab es noch eine in der Errichtungsurkunde erwähnte Pfarrwidmut in Nieder-Stradam in der Größe von 42 ha 33 a und 20 qm, darunter 12,9960 ha Holzung. Diese Pfarrwidmut war bestimmt für den Unterhalt des Pfarrers. Zur Pfarrei gehörte auch ein Pferdestall, eine große Scheune und ein Küsterhaus. Neben der Kirche wurde ein neuer Friedhof angelegt. Bis dahin begrub man die Toten auf dem im nördlichen Dorfteil gelegenen sogenannten "Alten Friedhof", der eine lange Vergangenheit hatte. Bezeugt waren noch mehrere Franzosengräber aus dem Befreiungskriegen. Aus dem Pferdestall entstand nach einem Umbau im Jahre 1933 ein Saal zur Erteilung des Religionsunterrichts. Der Baustil der Kirche läßt sich nicht einem bestimmten Stil zuordnen. Auf dem Hauptaltar ist Maria, die Mutter Gottes, dargestellt, während der Seitenaltar links ein Herz-Jesu-Bild trägt, trägt der rechte Seitenaltar ein Bild der hl. Hedwig, der Schutzpatronin Schlesiens.
Vom 23. November 1870 bis zum 16. September 1872 war Pfarrer Paul Stanowski Pfarrer in Kunzendorf. Darauf bis zu seinem Tode Erzpriester Franz Marzon. Bis 1884 blieb die Stelle verwaist. Am 26. April 1884 wurde Augustin Liborius Rossochowitz aus Reichtal Pfarrer in Kunzendorf. Am 21. August 1888 folgte ihm der Pfarrverweser von Groß-Lassowitz, Franz Böhm. Er starb 1892 im Kloster der Barmherzigen Brüder in Breslau. Auf dem Kunzendorfer Friedhof ist er bestattet worden. Bis 1897 war der Domsakristan Richard Liwowski Pfarrer in Kunzendorf, als dieser nach Trembatschau versetzt wurde übernahm der Kurator Urban aus Oberglogau das Amt. Bereits 1899 ist Administrator Franz Paterok und als eigentlicher Pfarrer folgt diesem Martin Pancherz aus Pogrzebin. Dieser Pfarrer machte sich auch auf landwirtschaftlichem und bautechnischem Gebiet verdient. Er bewirtschaftete die Grundstücke der Pfarrei selbst und gab den Bauern gute Ratschläge bei Neubauten und künstlicher Düngung. Er ließ die Scheune neben dem Pfarrhaus errichten, legte einen Zaun um den Pfarrhof an, pflanzte Bäume auf dem Friedhof, vergrößerte die Bienenzucht seiner Vorgänger und war überall sehr hilfsbereit. über seine Polenfreundlichkeit sah man in Kunzendorf teilweise großzügig hinweg. Sie kostete ihm im Jahre 1920 allerdings fast das Leben und zwang ihn zur Flucht ins Gebiet von Posen.
Schleise und Kunzendorf gehörten damals vom 19.1.1920 bis zum 17.7.1920 zu dem neuen Staat Polen. Man glaubte in Kunzendorf wohl, daß der Pfarrer nicht ganz unschuldig an dieser Grenzziehung gewesen ist. Bis 1937 war dann Alfons Witschisk Pfarrer in Kunzendorf. Unter seine Amtszeit fällt die Gründung der Mariannischen Kongregation. Er führte auch einen neuen Prozessionsweg durch das Dorf ein und hielt die erste Mission in Kunzendorf. Er ist in seinem Heimatort Eiglau im Kreis Leobschütz begraben. Von März bis September 1937 war Kaplan Czichon in der Gemeinde tätig. Ihm verdanken wir einen Teil der Aufnahmen vom Inneren der katholischen Pfarrkirche in Groß Wartenberg, die in diesem Buch erscheinen. Er gründete mit Unterstützung der Standesherrin von Groß Wartenberg den Mütterverein. Von September 1937 bis 1945 war Pfarrer Hayduck aus Rietschütz (Glogau) Pfarrer von Kunzendorf. Er wurde 1945 des Landes verwiesen und ein polnischer Pfarrer übernahm das Amt. Er kam mit einem kleinen Koffer nach Kunzendorf hat den dort gebliebenen Pfarrer Hayduck und seine Angehörigen unmenschlich drangsaliert und ist nach Jahresfrist mit einem vollen Lastzug Hausrat und Möbel aus Kunzendorf verschwunden. Gerüchte besagten, er sei kein geweihter Priester gewesen, sondern ein Betrüger und soll 1946 in Reichtal aufgehängt worden sein. Heute verwaltet die Pfarrstefle ein polnischer Pfarrer aus Türkwitz.

Eine sehr alte Gründung ist die Pfarrkirche in Schollendorf. Im Liber fundationis Episc. Vrat. (1305) ist Schollendorf bereits erwähnt. Ein in der Kirche befindlicher Klappaltar trug die Inschrift: 1491. In einem Balken im Innern der Kirche war gut sichtbar die Jahreszahl 1585 eingeschnitzt. Sie ließ darauf schließen, daß in diesem Jahr die Kirche neu erbaut wurde. Im 16. bis 17. Jahrhundert gehörte die Kirche mit den übrigen Kirchen der Standesherrschaft zum lutherischen Bekenntnis. Sie wurde am 3. März 1654 dem katholischen Bekenntnis wieder zurückgegeben. Sie war ganz aus Holz gebaut und von einer ruinenhaften Mauer umgeben. Eine Glocke hing im Turm, eine zweite im Dachreiter und die dritte Glocke war beschädigt und nicht brauchbar. Der Altar hatte 1666 kein Tabernakel. Das Allerheiligste wurde "in der einer gemeinen Spelunke zwar ähnlichen Sakristei in einem doch ehrwürdigen Behältnis sauber aufbewahrt" schreibt Franzkowski (Chronik, Seite 437). Die Reihe der Pfarrer von Schollendorf beginnt nach der Kirchenreduktion von 1654 (bei Franzkowski) mit dem Priester Urban Johannes Brzezny bis 1662, danach Pfarrer Joachim Czech (ein geborener Rosenberger), der 1671 nach Frauenwaldau ging. Von 1672 bis 1707 Simon Sigismund Dominik (ein Reichtaler) bisher Pfarrer von Mangschütz. Er hatte bald nach seinem Amtsantritt in Schollendorf einen mustergültigen Obstgarten angelegt, der ihm einen jährlichen Ertrag von 100 Talern abwarf. Von 1707 bis 1719 ist Thomas Gregor Mercator (Kupietz) (ein Münchwitzer) Pfarrer von Schollendorf. Von 1719 bis 1720 ist Christophor Langer als Administrator in Schollendorf. 1720 bis 1733 Cyprian Haveli (ein Oberglogauer). Er war ein sehr frommer Priester, dabei kräftiger Verfechter der pfarrlichen Rechte. Leider machte ihm die Patronatsherrschaft viele Schwierigkeiten, so daß er am 3. Oktober 1733 aus Gram darüber verstarb. Er liegt an der Schollendorfer Pfarrkirche rechts vom Hochaltar begraben. Von 1733 bis 1738 Simon Franz Andretius (ein Rosenberger). Weil das Pfarrhaus in einer erbärmlichen Verfassung war, konnte er in dasselbe nicht einziehen und mußte sich im Dorfe eine Wohnung suchen. Er legte unter dem 7. Oktober 1734 ein Verzeichnis des Kircheneigentums an (Liber jurium parochialium ecclesiae Schollendorfensis") das viele wertvolle Angaben über die Pfarrei und die Kirchen zu Schollendorf, Ober-Stradam und Görnsdorf enthielt. Von 1738 bis 1740 ist Ferdinand Xaver Klose Pfarrer in Schollendorf (er ging nach Bralin). Von 1740 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1756 Matthäus Masur. Danach bis Ende Juni 1772 Anton Beck. Er hatte 1764 auch die Verwaltung der Pfarrei Rudelsdorf übernommen. Von 1772 ab blieb Schollendorf mit Rudelsdorf vereinigt. In dieser Zeit war ab 1780 Johann Ignaz Libor Pfarrer von Rudelsdorf, Schollendorf, Ober-Stradam. Er war ein sehr begabter Mann und wurde später mit hohen kirchlichen Würden und ämtern bekleidet. Dr. Libor erwarb sich große Verdienste um die Verbesserung des katholischen Schulwesens, hier besonders des Landschulwesens. Er ist als eigentlicher Urheber des Schulreglements vom 10.5.1801 anzusehen. Auf Vorstellung des damaligen Stadtpfarrers Kupietz aus Groß Wartenberg wurde Schollendorf wieder selbständig und erhielt einen eigenen Pfarrer. Dies geschah mit Verfügung des geistlichen Amtes vom 21. Juli 1867. Administrator wurde zunächst Franz Schubert, Fundatist zu Ostrowine. Infolge dieser Veränderung mußte für die Parochie Schollendorf eine neue Gottesdienstordnung erstellt werden. Sie wurde gedruckt unter den Parochianen verteilt und hat sich sehr gut bewährt. Schubert wurde am 5. Oktober 1873 als Pfarrer investiert, ging aber am 4. Oktober 1889 nach Schabenau, Kreis Guhrau. Er feierte am 30. Juni 1910 sein goldenes Priesterjubiläum erhielt den Titel eines Geistlichen Rats und wurde mit dem Roten-Adler-Orden IV. Klasse ausgezeichnet. Früher schon hatte ihn Kardinal Kopp zum Ehrenerzpriester ernannt. Nach Schubert folgten eine Reihe von Administratoren: Karl Mommert bis Juli 1892; Karl Stenzel bis Oktober 1893; bis Dezember 1894 versah Pfarrer Muschallik aus Rudelsdorf die Parochie Schollendorf; danach Anton Wolf bis 1898; 1899 bis März Theodor Schliwa; danach bis 1901 Joseph Grund; bis 1904 folgte Paul Kasperczyk; bis
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Schrotholzkirche in Schollendorf
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Erzpriester Anton Kopka
1907 Johannes Cygan; seit 23. Oktober 1907 Augustin Kucharczyk, der am 26. Dezember 1910 zum Pfarrer vorgeschlagen wurde und im August 1911 als solcher eingesetzt wurde. Unter ihm wurde im Jahre 1911 ein neues schönes Pfarrhaus gebaut, das er im Jahre 1911 nach der Fertigstellung beziehen konnte.
Im September 1919 übernahm Anton Kopka die Pfarrei Schollendorf und hatte dort seinen Amts- und Wohnsitz bis er am 20. Januar 1945 Schollendorf zusammen mit seiner Gemeinde verließ. Geistlicher Rat, Pfarrer Anton Kopka, früher Erzpriester für das Dekanat Groß Wartenberg, feierte am 17. Juni 1959 sein goldenes Priesterjubiläum. Er wurde am 6. Juni 1884 in Schmograu Kreis Namslau geboren. Nach dem Theologiestudium in Breslau wurde er am 17. Juni 1909 zum Priester geweiht. Bis zum Jahre 1912 war er Kaplan im Kreise Gleiwitz OS., danach Kaplan in Bolko, Kreis Oppeln. Im Jahre 1916 kam er als Kaplan nach Groß Wartenberg. Er ist am 22. November 1959 in Storkow bei Berlin gestorben, wo er im Ruhestand lebte.
Die Pfarrei Schollendorf war wohl die räumlich ausgedehnteste in unserem Kreis Groß Wartenberg. Zu ihr gehörten die Gotteshäuser von Görnsdorf, Stradam und Werden (Ostrowine). Damit reichte die Pfarrei bis in den Nachbarkreis Oels hinein. Ab 1938 war Pfarrer Kopka Erzpriester für das Dekanat Groß Wartenberg, zu dem die Pfarreien Groß Wartenberg, Schollendorf, Kunzendorf, Rudelsdorf und Neumittelwalde gehörten. Festenberg, Goschütz und Grenzhammer gehörten zum Dekanat Militsch.
Während seiner Amtszeit ließ Erzpriester Kopka die alte Holzkirche in Schollendorf sowie die Kirche in Görnsdorf renovieren und die Kirche in Ober-Stradam erweitern. Im Jahre 1945 erfolgte die Ernennung zum Geistlichen Rat. Er war seit 1945 als Seelsorger in einer großen Diaspora-Gemeinde im Spreewald, bis er nach einem leichten Schlaganfall seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und am 1. Juli 1959 in den Ruhestand ging.
Was Anton Kopka in der Stille Gutes getan hat, wissen nur wenige. Welchen Rückhalt die Gemeinde während der Flucht an ihm hatte, das konnten viele erfahren und werden es gern für die Nachwelt bezeugen.

In Ober-Stradam bestand seit altersher eine Pfarrkirche, die seit der Reformation aber mit Schollendorf vereinigt war. Sie wurde 1629 wieder katholisch kam 1633 abermals in die Hände der Protestanten und mußte 1654 endgültig dem katholischen Kult zurückgegeben werden. Das Kirchengebäude und der Turm waren aus Holz und befanden sich in einem sehr schlechten Zustand. Im Turm hingen zwei Glocken. Das Patronat besaß die Grundherrschaft. Die Patrone hatten sich im Laufe der Zeit alle pfarrlichen und kirchlichen Vermögensstücke angeeignet und Kirche und Pfarrhaus verfielen. Ein Visitationsprotokoll vom 20. März 1789 besagt, daß zu Ober-Stradam wegen der verfallenen Kirche schon seit Jahren keine Gottesdienste mehr stattfinden. 1792 besaß die Kirche ein Kapitalvermögen von 661 Reichsthalern. Im Jahre 1798 stürzte die Kirche endgültig ein. Im Jahre 1805 wurde nun eine hölzerne Kapelle errichtet. In den stehengebliebenen alten Turm wurde 1799 eine neue Glocke aufgezogen. Die zweite Glocke stammte aus dem Jahre 1599. Ein Pfarrer Krause erreichte um 1863 den Neubau einer massiven Kapelle, in welcher allerdings nur einmal im Jahr, am Sonntag nach Bartholomäi Gottesdienst gehalten wurde. Der dazugehörige Kirchhof ist Eigentum der Kirche.
Die Filialkirche zu Görnsdorf wurde urkundlich bereits am 21. September 1503 erwähnt. Die Herzöge von Oels, Albrecht und Karl, beurkunden die Auflassung eines Zinses, welcher dem "Melchior von Rorau, als Lehnsherrn und Obristen Verweser gedachter Kirche bestätigt wird". Mit der Standesherrschaft wurde die Kirche protestantisch. Sie befand sich bei der Reduktion im Jahre 1654 in großer Verwahrlosung. Sie war ein Schrotholzbau. Titel und Kirchweihtag standen damals nicht fest. Gottesdienst fand nur jeden dritten Sonntag und jeden dritten Hochfesttag sowie zu Maria Himmelfahrt statt. Ende des Jahres 1733 wurde die Filialkirche zu Görnsdorf amtlich endgültig der Mutterkirche zu Schollendorf zugeschlagen. Es war bis zu diesem Zeitpunkt nämlich strittig, ob sie Filiale der Ober-Stradamer Kirche oder Filiale der Schollendorfer Kirche sei. Der Patron Hans Ernst von Prittwitz betrieb im Einverständnis mit dem Erzpriester im Jahre 1736 den Neubau der Kirche. In den Jahren 1852/53 war bereits wieder eine Erneuerung der Kirche notwendig. Sie wurde von Grund auf neu und massiv erbaut. Am 23. Oktober 1853 wurde die Kirche durch Erzpriester Franz Hertel aus Kunzendorf ihrer Bestimmung übergeben. Als Seitenaltar fand der Hauptaltar aus der alten Holzkirche neue Verwendung. Er trug die Inschrift: "Anno 1700 die 25. Mai erectum est hoc altare ad Dei gloriam honorem Beatissimae Virginis Mariae sub rectoratu Rev. patris Simonis Sigismund Dominik, Parochi Schollendorfensis et Goernsdorfensis. Mater misericordiae ora pro me maximo et indigno peccatore!"
Der angrenzende Kirchhof war Eigentum der Kirche.

Quellenangaben:
Franzkowski, Joseph: Geschichte der freien Standesherrschaft, der Stadt und des landrätlichen Kreises Groß Wartenberg, Groß Wartenberg, 1912, Selbstverlag des Verfassers.
Groß Wartenberger Heimatblatt, Nr. 6/1959 und Nr. 8/1964. Verlag Karl-Heinz Eisert, Schwäbisch Gmünd/Alfdorf.
Perlitius, Walter: Die Gemeinde Kunzendorf Kreis Groß Wartenberg, Wissenschaftliche Prüfungsarbeit, Dortmund, 1958.

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