Die Pfarrei Festenberg (Schlesien)
Archivpresbyterat Militsch, Erzdiözese Breslau
Von Paul Pohl +
Der Verfasser ist am 29. Mai 1966 im Alter von 75 Jahren in
Willebadessen/Westfalen gestorben. Er war am 16. Juni 1917 zum Priester
geweiht worden und ab 1922 Ordinariatssekretär bei der
Fürstbischöflichen Kanzlei in Breslau. Im Jahre 1931 wurde er Pfarrer
von Festenberg. Nach der Evakuierung 1945 war er in Waldenburg tätig,
nach der Vertreibung an der Propstei in Wattenscheid. Im Jahre 1950 kam
er als Pfarrvikar nach Hövel Kreis Arnsberg/Westfalen, wo er 15 Jahre
wirkte. Es gibt keinen besseren Kenner der katholischen kirchlichen
Verhältnisse in Festenberg als Pfarrer Pohl. Deshalb soll auch seine
Niederschrift aus den Jahren unmittelbar nach dem Geschehen, die
Geschichte der Pfarrgemeinde Festenberg darstellen.
Die Stadt Festenberg, 50 km nordöstlich von Breslau auf dem Höhenzug des
Schlesischen Landrückens gelegen, ist im Jahr 1293 nach deutschem Recht
gegründet worden. Doch blieb die Siedlung klein und unbedeutend und
besaß nicht einmal eine Kirche. Die Einwohner gehörten zur 4 km nördlich
gelegenen Pfarrei Goschütz, die alter kirchlicher Besitz von Breslau war
und in der Schutzurkunde Papst Hadrian IV. 1155 ausdrücklich genannt
ist. In der Zeit der Reformation führte der Herzog von öls als
Landesherr die neue Lehre Luthers durch, vom katholischen Glauben blieb
nichts erhalten. Selbst als um 1700 die Herzoginwitwe Charlotte von öls
wieder kath. wurde und in Festenberg Wohnsitz nahm, wurde ihr nur
Abhaltung von privaten kath. Gottesdiensten gestattet. In Festenberg
blühte besonders das Handwerk der Tuchmacher, die ihre Erzeugnisse zum
großen Teil nach Rußland verkauften. Als aber in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts Rußland seine aufblühende Textilindustrie durch hohe
Zölle schützte, starb nach und nach die Tuchmacherei in Festenberg ganz
aus. Die findigen Bürger wandten sich der Holzindustrie zu, wozu die
großen umliegenden Wälder das Material in Fülle boten. So wurde
Festenberg die "Tischlerstadt" Schlesiens, die bei einer Einwohnerzahl
von 3800 Seelen etwa 150 selbständige Tischlerbetriebe und gegen
800 Tischlergesellen aufwies und nach Breslau die größte Tischlerinnung
Schlesiens hatte.
Die Handwerksbetriebe zogen Katholiken aus den
nördlich gelegenen katholischen Dörfern (alter Besitz des Fürstbischofs
bzw. Domkapitels) und aus den westlich gelegenen katholischen Dörfern
Frauenwaldau und Klein-Graben (früher Besitz des Klosters Trebnitz) nach
Festenberg, so daß in der Mitte des vorigen Jahrhunderts schon etwa 300
Katholiken vorhanden waren. Der konvertierte Kaufmann Albert Trotzki
bemühte sich eifrig um Gründung einer Seelsorgstelle. Auf seine
Veranlassung kaufte Fürstbischof Heinrich Förster ein Haus - früher
Gerichtsgebäude auf dem Oberring. In den unteren Räumen wurde eine
Kapelle eingerichtet. Am 9. November 1864 traf der neuernannte Kuratus
Robert Letzel, bisher Kaplan in Reichenstein, ein, und am 16. November
wurde nach Benediktion der Kapelle der erste öffentliche katholische
Gottesdienst in Festenberg durch Erzpriester Gogol aus Frauenwaldau
gehalten. Der Gottesdienstraum erwies sich bald als zu klein, und
Kuratus Letzel kaufte das Nachbargrundstück hinzu, um dort eine Kirche
zu bauen. Die Finanzierung des Baues war außerordentlich schwierig, da
die Katholiken sehr arm waren. Fürstbischof Heinrich gab wiederum eine
reichliche Beihilfe. Kuratus Letzel hielt viele Bettelpredigten in
anderen Pfarreien und versandte auf Anregung des Grafen von
Stolberg-Stolberg in Brustawe viele Bettelbriefe an Adlige bis nach
Westfalen und Belgien. Durch kostenloses Heranfahren von Baumaterial
halfen nicht nur Bauern der katholischen Dörfer, sondern auch
protestantische Gutsbesitzer. Trotzdem mußte die Kirche kleiner gebaut
werden, als nach dem Entwurf von Maurermeister Glaesner, Festenberg,
vorgesehen war. Endlich konnte am 18. November 1869 die erste
katholische Kirche in Festenberg von Weihbischof Wlodarski konsekriert
werden. Die Inneneinrichtung wurde nach und nach beschafft, wobei sich
der Opfersinn katholischer Tischlermeister bewährte. Die Bronze zu den
Glocken schenkte der Kaiser aus 1870/71 erobertem französischem
Kanonengut. Die Kirche wurde - ein seltener Fall - der Himmelfahrt
Christi geweiht, die auf dem Hochaltarbild nach einem Bild der Münchner
Pinakothek ansprechend dargestellt
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Kath. Kirche in Festenberg
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ist. Auf den beiden Seitenaltären sind Bilder der Mutter Gottes ( das
Altarbild der Kapelle) und des hl. Kaisers Heinrich I. als Ausdruck des
Dankes an den großen Wohltäter Fürstbischof Heinrich Förster.
Im Jahre
1883 war die Entwicklung soweit gediehen, daß die Kuratie Festenberg zur
selbständigen Pfarrei erhoben werden konnte. Aus der Pfarrrei Goschütz
wurde noch eingepfarrt Muschlitz, aus der Pfarrei Frauenwaldau die
Gastgemeinden Groß-Graben und Klein-Gahle (später Ortsteil von
Erlengrund). Außerdem wurde der Pfarrei als Filialkirchengemeinde die
mater adjuncta Groß-Schönwald, bisher zu Rudelsdorf
gehörig, angegliedert mit den Ortschaften Groß- und Klein-Schönwald,
Sandraschütz, Schöneiche, Sechskiefern und Dombrowe (später Eichenhain).
Sämtliche Orte liegen im Kreise Groß Wartenberg mit Ausnahme von
Groß-Graben und Sechskiefern, die zum Kreise öls gehören.
Groß-Schönwald, nach Namen und Anlage offenbar auch eine deutsche
Siedlung, wird schon in einer Urkunde des Jahres 1376 als Pfarrei
erwähnt. Die Kirche war ursprünglich den hl. Apostelfürsten Petrus und
Paulus geweiht, wurde in der Reformationszeit evangelisch, nach dem
30jährigen Krieg den Katholiken zurückgegeben. Sie erscheint plötzlich
unter dem Titel des hl. ägidius, der auch heute noch hier als Patron des
Viehes hoch verehrt wird. Am 1. Sonntag im September kommen die
Landleute aus der Umgebung hierher zur Wallfahrt und opfern ein
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Kruzifix auf dem kath. Friedhof Festenberg
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Hähnchen oder ein Huhn, das zunächst in einem Ställchen unter der Treppe
zum Patronatschor geborgen wird und dem Pfarrer zufällt. Die jetzige
Kirche ist, eine Holzkirche aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts und
enthielt zwei noch ganz wurmfreie Heiligenfiguren aus der Zeit um 1400,
eine tönerne Taufschüssel mit der Jahreszahl 1597 und einen Kronleuchter
aus Messing mit Widmung von 1744 mit dem österreichischen Doppeladler.
Kuratus Robert Letzel wurde Pfarrer, Erzpriester und geistlicher Rat. Er
starb nach segensreichem 42jährigern Wirken in Festenberg plötzlich an
eingeklemmtem Bruch am 7.1.1907 und wurde später in einer Gruft in der
von ihm erbauten Kirche beigesetzt. Die Pfarrei wurde lange
administriert. Erst am 8. Juli 1908 wurde durch Erzpriester Hojenski aus
Goschütz der neue Pfarrer Josef Schneider, bisher Kaplan in
Berlin-Wilmersdorf, eingeführt. Im August 1931 verließ der inzwischen
zum Erzpriester ernannte Pfarrer Schneider
die Pfarrei Festenberg, am 22. September übernahm sein Nachfolger
Ordinariatssekretär Paul Pohl aus Breslau die Pfarrei als 3. Pfarrer.
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Alte Holzkirche in Groß-Schönwald
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Von dem regen religiösen Leben in der Pfarrei zeugen die vielen Vereine:
Männerverein St. Josef, Gesellenverein, Jungmännerverein, Mütterverein,
Jungfrauenkongregation, Frauenvinzenskonferenz, Kindheit-Jesu
Verein, Franziskus-Xaverius-Missionsverein, außerdem
Herz-Jesu-Skapulier- und Rosenkranzbruderschaft. Die katholische
Erziehung der Kinder wurde unterstützt durch die katholische Schule, die
schon vor 1865 bestand. Später wurde neben Kirche und Pfarrgarten ein
neuzeitliches Schulgebäude gebaut, das 1929 erweitert werden mußte.
Zuletzt waren an der Schule, die gegen 150 Kinder zählte, 3 Lehrkräfte
tätig, von denen ein Lehrer das Organistenamt an der Kirche versah.
Zwei Lehrer erteilten für die katholischen Kinder der evangelischen
Dorfschulen Religionsunterricht in Sandraschütz und Groß-Graben. Seit
1925 wurde am Fronleichnamsfest die theophorische Prozession öffentlich
über den Oberring geführt. Die von Festenberger Tischlermeistern
hergestellten Altäre aus Holz waren so prächtig, daß diese die
Fronleichnamsaltäre des Breslauer Domes in Schatten stellten. Der innere
Ausbau der Pfarrei wurde vollendet, als es Pfarrer Pohl 1933 gelang, die
Marienschwestem von Breslau zum Bau eines Wohlfahrtshauses zu
veranlassen. Die Pfarrgemeinde gab dafür 10 000 RM, die sie aus dem
Ostfonds für diesen Zweck erhalten hatte, das Grundstück,
Einrichtungsgegenstände und gesammeltes Bargeld. Am Fronleichnamstag,
dem 31. Mai 1934 wurden die Schwestern feierlich eingeführt und
übernahmen ambulante Krankenpflege, Kindergarten und Altersheim. Die
Nationalsozialisten machten Pfarrer und Schwestern große
Schwierigkeiten, um das Wirken der Schwestern zu hindern; aber die
ruhige und gediegene Arbeit der Schwestern besiegte die Widerstände.
Die
Zahl der Schwestern mußte später von 3 auf 4 erhöht werden. Die
Schwestern waren eine große Hilfe für den Pfarrer in der Betreuung der
Kranken und Alten, in der Erziehung der Kinder und der Pflege der
Paramente und Kirchwäsche. Die Pfarrei Festenberg hatte zuletzt etwa
1250 Seelen, davon annähernd 900 in der Stadt. Sie besaß weder
nennenswerte Kapitalien noch Grundstücke außer den beiden Kirchen in
Festenberg und Groß-Schönwald, dem Pfarrhaus mit Pfarrgarten und dem
Friedhof in Festenberg. Die Geldmittel zur Erfüllung ihrer Aufgaben
flossen ihr nur aus den Kirchensteuern zu, zu denen der gut katholische
Rittergutsbesitzer in Groß-Graben einen ganz erheblichen Teil
beisteuerte. Als er Karfreitag 1946 als Flüchtling in Sachsen starb,
waren seine letzten Worte: Gott macht keine Fehler, in diesem Sinne
tragen wir alle still und ergeben unser armes Flüchtlingsleben.
Bereits
der Erste Weltkrieg 1914-18 warf seine Schatten auf Festenberg, aber es
waren glücklicherweise nur flüchtige Wolkenschatten. Denn die Gefahr des
Russeneinbruchs, die im Herbst 1914 drohend vor der Tür stand, konnte in
letzter Stunde durch die Schlesische Landwehr abgewehrt werden, und die
größte und kleinste Glocke, die im Kriege abgegeben werden mußten,
konnten nach dem Kriege unversehrt vom Sammelplatz Leipzig wieder
zurückgebracht werden.
Auch im Zweiten Weltkrieg 1939-45 schien es, als ob Festenberg, das
durch die neue Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg nur 5 km von der
polnischen Grenze entfernt war, von schwerem Kriegsschaden verschont
bliebe. Der Pfarrer konnte durch einen umfassenden Umbau des Pfarrhauses
1939/40 einen Raum für Vereine und für die Kinderseelsorgestunde
schaffen, die durch das Verbot des nationalsozialistischen Staates, den
Seelsorgegeistlichen Religionsunterricht in der Schule erteilen zu
dürfen, und durch die Aufhebung der katholischen Volksschule Ostern 1940
notwendig geworden war. Ferner konnten trotz des Krieges für die im
Ersten Weltkrieg abgelieferten Orgelprospektpfeifen aus Zinn neue aus
Zink eingesetzt, die schadhaften Kirchenfenster 1943 vollständig
erneuert und 1944 zum 75jährigen Bestehen der Kirche der Hochaltar ganz
neu gestaltet werden. Es war unser letztes Fest, zu dem unser
unvergeßlicher Kardinal Bertram der Kirchengemeinde durch Domherrn
Kramer einen besonderen Segensgruß schickte. Kein feierliches
Glockengeläut begleitete es, denn die beiden größten Glocken waren schon
Ende 1940 beschlagnahmt und abgenommen worden. Im Kinderseelsorgeraum
waren von Anfang August bis Anfang Dezember 1944 35 Jungen durch die
Hitlerjugend zwangsweise untergebracht worden, die völlig nutzlose
Abwehrgräben längs der Grenze ziehen sollten. Schon vorher, seit 1943,
waren die verfügbaren unterbelegten Wohnräume mit Evakuierten aus Köln
belegt worden.
Die Russen waren inzwischen schon so weit vorgerückt, daß
die Partei am 19.1.1945 den Befehl gab, Festenberg und Umgegend zu
räumen. Am Sonnabend, den 20. Januar früh 9 Uhr, standen am Unterring
und Oberring und den anliegenden Straßen bei 20 Grad Kälte Frauen und
Kinder mit den in Eile zusammengepackten Sachen, um auf Wagen zu warten.
Die Wagen kamen nicht, weil sie von den Bauern selbst gebraucht wurden;
die vorhandenen Lastautos reichten nicht. Also wurden Eisenbahnzüge
angefordert und gestellt. Unvergeßlich ist nicht nur dem Pfarrer,
sondern auch den Pfarrkindern dieser Tag, da der Pfarrer unablässig
durch die Reihen ging, Mut zusprach, zum Gebet aufforderte und Abschied
nahm. Kaum einer ahnte, daß es ein Abschied für's Leben war. Sonntag
früh mußte der Gottesdienst ausfallen, weil niemand erschien; der
Abendgottesdienst, an dem nur etwa 15 Personen teilnahmen, zeigte, daß
Stadt und Land zu 99 Prozent evakuiert waren. Es waren nur einige ältere
Personen, die ihre Heimat nicht verlassen wollten, zurückgeblieben,
darunter auch die Marienschwestern. In der Erkenntnis, daß der Pfarrer
dorthin gehört, wohin der Großteil seiner Pfarrkinder geschlossen
gebracht worden war, übergab er die Betreuung der Zurückgebliebenen dem
ebenfalls zurückbleibenden Nachbarpfarrer von Goschütz und fuhr mit der
letzten Gelegenheit, dem Bahnräumungszug, am Montag, dem 22. Januar
1945, ab.
Die Russen waren schon so nahe, daß man den Bahnhof öls nicht
mehr anlaufen konnte. Nach dreitägiger abenteuerlicher Fahrt - Breslau
war schon großenteils von der Zivilbevölkerung geräumt - kam er zu
seinen Eltern nach Waldenburg (Schlesien). Von dort wollte er nach
Striegau, wohin die Festenberger gebracht worden waren. Aber er kam
nicht mehr dazu; denn nach wenigen Tagen mußte Striegau überstürzt vor
den schnell vordringenden Russen geräumt werden. Die Pfarrkinder von
Festenberg wurden im Sudetengau verstreut. Da eine Pastoration derselben
unmöglich geworden war, blieb der Pfarrer vorerst in Waldenburg, wo sich
ihm bei dem Zustrom von Flüchtlingen und der geringen Zahl der
Ortsgeistlichen reiche Seelsorgearbeit bot.
Die Russen hatten am 23. Januar 1945 ohne Widerstand Festenberg besetzt,
eine deutsche Front im Osten bestand ja nicht mehr. Trotzdem kein
deutsches Militär sich entgegenstellte, zündeten die Russen nach dem
Einmarsch in die unversehrte Stadt an mehreren Stellen die Häuser an. So
gingen etwa 100 Häuser, 40 Prozent der Gebäude, in Flammen auf. Kirche
und Pfarrhaus und auch das Schwesternhaus blieb unversehrt; es wurden
aber beinahe sämtliche Kirchengeräte, Paramente, Kleidung und Wäsche
geraubt. Altäre und die Möbel im Pfarrhaus blieben im wesentlichen
erhalten. Nachdem die Polen die Zivilverwaltung übernommen hatten, zogen
polnische Salesianerpatres ins Pfarrhaus ein und übernahmen die
Seelsorge der zugezogenen Polen. Die größere evangelische Pfarrkirche
wurde zur katholischen Pfarrkirche gemacht, während die bisherige
katholische Pfarrkirche unbenutzt blieb und zu verfallen droht.
Nach dem Waffenstillstand konnte ein kleiner Teil der Bewohner in die
Heimat zurückkehren, im ganzen mögen es von den 4000 Bewohnern der
Stadt Festenberg etwa 300 gewesen sein. Der größte Teil fand den Rückweg
bereits durch die Polen versperrt und wich vom Sudetengau nach
Nordbayern und Sachsen aus. Dem Pfarrer war eine Rückkehr nicht mehr
möglich, denn er hätte in der Stadt, wo die zurückgekehrten Deutschen in
äußerster Not um ihre Leibesexistenz kämpften, keine Lebensmöglichkeit
gehabt. Er wußte auch die seelsorgerische Betreuung seiner Pfarrkinder
in Händen des Nachbarpfarrers Franzkowski von Goschütz geborgen. Er half
also auch weiterhin dem Pfarrer an der Schutzengelkirche in Waldenburg
in der umfangreichen Seelsorge dieser Industriepfarrei, bis er am 31.
Mai 1946 von den Polen ausgewiesen wurde. Auch die zurückgekehrten
Deutschen wurden im Jahre 1947 aus Festenberg und Umgebung durch die
Polen ausgewiesen. Heute sind die Pfarrangehörigen von Festenberg in
ganz Deutschland verstreut; die meisten sind in der Zone, viele auch in
Nordbayern.
Die verheißungsvolle Entwicklung der Diasporapfarrei
Festenberg ist nach kurzer Geschichte gewaltsam ausgelöscht, aber nicht
Glaube, Hoffnung und Liebe in den Herzen der Pfarrangehörigen, die Haus
und Hof, Hab und Gut, Beruf und Existenz verloren haben.
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