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Das Vereinsleben in Groß Wartenberg

Selten wohl findet man in einer kleineren Stadt das Vereinswesen so im Schwange, wie gerade in Wartenberg. Es besteht hier eine verhältnismäßig große Zahl von Vereinen. Der älteste ist, wie wir schon wissen,

1. Die Schützengilde. Während und nach den Befreiungskriegen hatte dieselbe mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, deren Ursachen zumeist in den politischen Verhältnissen, dann aber auch in ihrer Verwaltung lagen, zumal letztere viel zu wünschen übrig ließ. So zum Beispiel gingen durch Mißwirtschaft der Gilde 900 Mark Kapital vermögen verloren. In dieser Zeit der Not war es besonders ein Mann, der, beseelt von echtem Bürgersinn, in echter, uneigennütziger Fürsorge jede Gelegenheit ergriff, die Gilde wieder auf besseren Fuß zu stellen, der Tuchfabrikant, Ratmann und spätere Stadtälteste Ernst. Seiner Initiative war es zu danken, daß der Schützenkasse, die er etliche Jahre verwaltete, 1820 ein Lotteriegewinn von 1.500 Mark zufiel. Das größte Verdienst um die Gilde aber hat Ernst sich durch Errichtung der Schützen-Sterbe- bzw. Begräbniskasse erworben, deren Satzungen unterm 10. September 1833 die obrigkeitliche Bestätigung erhielten, aufgrund welcher ihr (laut Resolut vom 23. November 1874) die Rechte einer juristischen Person zustehen. Um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts drohte unserer Schützengilde völliges Verderben. Als 1851 der Seifenfabrikant Ratman Schlabitz zum Hauptmann erwählt wurde, versagte die Köniliche Regierung die Bestätigung, verfügte die Auflösung der Schützenkompanie und verbot die feierliche Abhaltung des Königschießens in Uniform. Auf die dagegen gemachten Vorstellungen wurde unterm 17. Oktober desselben Jahres die Schützenkompanie als Korporation anerkannt und die Abhaltung des Königschießens in her gebrachter Weise gestattet, nachdem das selbe in diesem Jahre bereits ohne jede Feierlichkeit und ohne Uniform stattgefunden hatte. 1863, im Jubeljahre der Leipziger Schlacht, wurde anstelle der unbrauchbar gewordenen Fahne eine neue Schützenfahne angeschafft und feierlich geweiht. 1867 beging die Gilde die Hundertjahrfeier ihrer Erneuerung nach der infolge des Stadtbrandes von 1742 und der während der schlesischen Kriege erlittenen Drangsale eingetretenen Auflösung. Infolge von Beschwerden sah sich die Gilde 1874 gezwungen, den Schießplatz nach dem zu Klein Kosel Nummer 43 belegenen, dem damaligen Gasthausbesitzer Pürschel zu Wioske gehörenden Grundstücke zu verlegen. Durch Umänderung ihrer Satzungen (1881) erhielt die Gilde ihre gegenwärtige Verfassung, aufgrund deren ihr, d.d. Berlin, 7. Januar 1882, die Rechte einer juristischen Person Allerhöchst verliehen wurden. 1893 kamen die bisher seitens der Stadtqemeinde an die Schützengilde zu gewährenden Leistungen (die ehemaligen Königsbenefizien) seit langen Jahren der Gegenstand schlimmen Zwiespalts innerhalb der Bürgerschaft, durch Zahlung einer Pauschalsumme von 3.920,- Mark zur Ablösung. Einen wichtigen Markstein in der Geschichte der Schützengilde bezeichnet das Jahr 1905. Die wechselvolle und ehrenreiche Vergangenheit der Gilde, welche der Verfasser dieses Buches in der außerordentlichen Hauptversammlung am 16. April zum Gegenstande eines ausführlichen Vortrages gemacht hatte, regte den Gedanken an, aufgrund der dargelegten historischen Tatsachen, insbesondere mit Bezug auf die von der Gilde stets bewiesene echt patriotische Besinnung, sich in einem Immediatgesuch an Se. Majestät den Kaiser um Verleihung einer neuen, sehr benötigten Schützenfahne zu wenden. Dieser Gedanke kam zur Ausführung und zwar mit bestem Erfolge. Am 15. August schon erhielt der Vorstand die Benachrichtigung von der Allerhöchsten Verleihung, am 20, Oktober traf die Fahne zu Händen des Königlichen Landrats hier ein und am 22. Oktober, dem Geburtstage Ihrer Majestät der Kaiserin Auguste Viktoria, wurde dieselbe im Allerhöchsten Auftrage durch den königlichen Landrat, Grafen Dönhoff, feierlichst übergeben. In hoher Freude und gerechtem Stolze schlugen die Herzen der Schützen ob dieser Auszeichnung. Solcher Freude und zugleich dem innigsten Danke gegen den Allerhöchsten Spender einen gebührenden Ausdruck zu geben, hielt es die Gilde für eine unumgängliche Pflicht, den Tag der Fahnenweihe zu einem möglichst feierlichen auszugestalten. Es wurde beschlossen, das Fahnenweihfest mit dem nächstjährigen Königschießen zu verbinden und dazu die benachbarten Gilden einzuladen, vorher aber Schießstand und Schießhalle in gehörige Ordnung zu bringen. Im Frühjahr 1906 wurde eine neue massive Schießhalle erbaut, wozu der Protektor der Gilde, Se. Durchlaucht Prinz Biron, eine namhafte Beihilfe gewährte, Das Fahnweihfest fand am 29. Juli, das daran sich anschließende Königschießen an den beiden folgenden Tagen statt. Ersteres wurde außerordentlich feierlich begangen. Sieben auswärtige Schützengilden und sämtliche Vereine der Stadt mit ihren Fahnen nahmen teil. Die Stadt hatte das schönste Festgewand angelegt. Die Weihe der Fahne vollzog vor dem Rathause nach einer Begrüßungsansprache des Bürgermeisters der Vertreter des im Bade weilenden Durchlauchtigen Protektors, der Generalbevollmächtigte, Prinzliche Forstmeister Hauptmann Biehann. Wartenbergs Frauen und Jungfrauen widmeten ein kostbares Fahnenband, desgleichen die Oelser Brudergilde, Prinz Biron einen goldenen und die Gilden Kempen und Schildberg je einen silbernen Fahnennagel. Auf dem eigentlichen Festplatze, bei der Schießhalle, hielt das jüngste Ehrenmitglied, Hauptlehrer Franzkowski, die Festrede, worauf Huldigungstelegramme an Se. Majestät den Kaiser und an Se. Durchlaucht den Prinzen Biron abgeschickt wurden. Vom herrlichsten Wetter begünstigt verlief das Fest als eines der großartigsten und schönsten, die Wartenberg gefeiert. Die Schützengilde nahm einen neuen, erfreulichen Aufschwung. Die Gilde zählt 88 Mitglieder, (uniformierte und schwarze Schützen) darunter sechs Ehrenmitglieder. Der Freie Standesherr ist Protektor. Der Vorstand besteht aus dem Hauptmann, einem Ober- und einem Unterleutnant und deren Stellvertretern. Das Gildenvermögen beträgt 7.350,- Mark und ist in Hypotheken und in der städtischen Sparkasse zinstragend angelegt. An Kleinodien besitzt die Gilde: den silbernen Königsstern mit vergoldetem Stadtwappenschild nebst silberner Halskette und der Inschrift: "Ehrenzeichen des Schützenkönigs, Wartenberg, den 29, August 1814"; die goldene Ehrenmedaille König Friedrich Wilhelms IV. vom Jahre 1840, (beide Ehrenzeichen trägt der Schützenkönig); die von Ihrer Durchlaucht, der Frau Prinzeß Francoise Biron zur Erinnerung an den 29. Juli 1906 gewidmete silberne Fruchtschale und als höchstes Kleinod die Kaiserfahne. Als Hauptleute standen in dem letzten Zeitraume der Schützengilde vor: Kaufmann Karl Michael (1812-18), Kaufmann Berliner (1818-28), Kaufmann Joseph Kraft (1828-32), Fleischermeister und Kämmerer Joseph Langner (1832-51 ), Seifenfabrikant Ratmann Gustav Adolf Schlabitz (1851-65), Kaufmann C. H. F. Gerlach (1865-73), Kaufmann Oskar Wichura (1873-77), Malermeister Friedrich lbsch (1887-91), Konditor Ewald Schön (1891), Kaufmann Richard Dittrich ( 1891-92), Uhrmacher Karl Göbel (1892-1902), Kaufmann Hermann Jellen (1902-04), Schornsteinfegermeister Gottlieb Bobon (1904-08), Konditor Lothar Mantel (seit 1908).

2. Der Landwirtschaftliche und Gartenbau Verein, 1838 gegründet und unter Leitung des Königlichen Kammerherrn von Poser auf Domsel stehend, hatte die Hebung der Landwirtschaft und des Gartenbaues zum Zweck. Der Verein ließ Bäume, Pflanzen und Samen von erprobten Früchten und Gewächsen 20 % wohlfeiler als die Händler ab und bewilligte Lehrern, die sich in der Obstbaumzucht auszeichneten, Prämien von 5- 10 Talern; auch ermunterte er zur Errichtung von Gesellschaften für Obstbau- und Samenkultur von Küchengewächsen. Unter seinem folgenden, sehr rührigen und langjährigen Vorsitzenden (Direktor), dem Rittergutsbesitzer, späteren Kreisdeputierten Schulze - Groß Woitsdorf nahm der Verein einen hocherfreulichen Aufschwung. Mittels Vertrages vom 25. Februar 1844 überließ ihm Prinz Karl Biron von Curland unentgeltlich das Besitz- und Benutzungsrecht des erst kürzlich erworbenen, auf städtischem Territorio bei Neuhof belegenen 8 ha 20 a 9 qm großen Grundstücks zur Anlegung eines Vereins-Versuchsgartens . Ein Vereinsgärtner wurde dabei angestellt und alljährlich im Herbst eine Ausstellung von landwirtschaftlichen und Gartenerzeugnissen aller Art, auch bewährter Gerätschaften veranstaltet. Nach Schulzes Tode erhielt der "Landwirtschaftliche Verein" am 18. Februar 1860 eine neue Verfassung und in Freiherrn von Buddenbrock aus Bischdorf einen neuen Direktor. Diesem folgte 1863 Rittergutsbesitzer Günther-Otto Langendorf. Am 25. Oktober desselben Jahres wurde der Vereinsgarten für 2.577 Reichstaler 13 Silbergroschen 6 Pfennig verkauft. Die nächsten Vorsitzenden waren: Lachmann Schleise, Frank - Mittel Stradam, Bartenstein - Cammerau, von Reinersdorff - Ober Stradam, Groeger - Nieder Stradam. Der Verein entwickelt eine sehr rege Tätigkeit. Seit 1873 nennt er sich "Land- und Forstwirtschaftlicher Verein". Seine Monatsversammlungen, an denen auch Nichtmitglieder teilnehmen dürfen und in denen sehr instruktive Vorträge, öfters von besonders erbetenen hervorragenden Fachgelehrten gehalten werden, erfreuen sich stets eines recht zahlreichen Besuchs.

3. Bürger-Sterbe-Vereinskasse, deren Statut vom 1. April 1840 unterm 28. desselben Monats die landespolizeiliche Bestätigung erhielt, nahm Bürger und Schutzverwandte und deren Ehefrauen, sofern sie nicht über 60 Jahr alt waren, als Mitglieder auf. Die Prämie betrug 6 Reichstaler.

4. Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung als "Sammelverein für die Gustav-AdolfStiftung" 1844 ohne Statuten begründet, seit 1855 mit Statuten, ist dem Kreisverein der Gustav-Adolf-Stiftung angeschlossen. Vorsitzender des Zweigvereins der erste Geistliche, des Kreisvereins der Superintendent.

5. Gesangverein. Schon vor 1848 bestand hier ein Quartett- und Gesangverein. Aus diesem Vereine ging im Oktober 1858 eine "Liedertafel" hervor, welche den 19. November zum erstenmal öffentlich auftrat und durch ihre Darbietungen allgemein erfreute. "Belebung des Sinnes für Kunst und Geselligkeit in recht weitem Kreise" war der Gedanke, der ihre Gründung veranlaßte. Nach mancherlei Wandlungen besteht der Verein heute unter dem Namen "Männergesang-Verein".

6. Wartenberger Lehrerverein, im Sturmjahre 1848 gegründet, hatte den Rektor Kurts zum Leiter, verschwand schon im nächsten Jahrzehnt von der Bildfläche. Am 14. Oktober 1876 entstand ein neuer Lehrerverein unter dem Vorsitz des Rektor Pollack. Diesem folgte 1877 Hauptlehrer Sperling-Mechau. 1901 feierte der Verein sein 25jähriges Bestehen. Seit 1905 ist Hauptlehrer Klunska - Schreibersdorf Vorsitzender.

7. Politischer Staatsbürgerverein, 1848 gegründet, "ohne bestimmte politische Färbung", rekrutierte sich nicht nur aus Städtern, sondern auch aus Landbewohnern. Die Idee: "Dem Volke Gelegenheit zu geben, die Männer kennenzulernen, welche durch ihre Gesinnung und ihre politische Bildung befähigt waren, seine Interessen zu vertreten", hatte ihm das Leben gegeben. Die Mitglieder versammelten sich allwöchentlich anfänglich im Schießhaussaale (Stadtbrauerei) seit September aber im Saale des Eisernen Kreuzes, wobei stets eine politische Rundschau gemacht wurde und es jedermann freistand, seine Meinungen unumwunden zu äußern. Da es in den Versammlungen gar zu toll und wüst zuging, sah man sich schon im Oktober zu Statutenänderungen gezwungen. Präsident war der praktische Arzt Dr. Altmann, sein Stellvertreter Rektor Kurts. Nach der im November erfolgten Vertagung der Nationalversammlung und der bald darauf erfolgten Auflösung derselben verstummte der politische Staatsbürgerverein. Ein Witzbold erkundigte sich deshalb nach dem Befinden desselben mit folgenden Worten:
" 0! Staatsbürgerverein, wo bist du geblieben? Hat dir der Doktor zum Abführen verschrieben? Das Schießhaus nur war der richtige Ort; Wem's hier nicht gefiel, der lief wieder fort'

8. Veteranen-Verein, im November 1848 als Hüter treu monarchischer Gesinnung begründet, wurde er bald anfangs sehr beargwöhnt und vermochte sich nicht zu behaupten.

9. Volksverein mit dem Motto "Alles durch das Volk, für das Volk" trat im Februar 1849 anstelle des politischen Staatsbürgervereins unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Paritius ins Leben-, ein demokratischer Verein, dessen Mitglieder sich allwöchentlich zweimal versammelten und es sich zur Aufgabe gestellt hatten, durch Wort und Schrift das Volk über seine Interessen aufzuklären. Sein Wirken sollte ein geräuschloses sein; mit niemandem wollte er sich in Opposition stellen, mit niemand sich in Kämpfe einlassen und nur, wenn er selbst angegriffen werde, sich verteidigen. Oeffentlich trat er zum erstenmal auf durch seine Feier des 18. März. Am 12. Mai 1849 veranstaltete er eine große Volksversammlung, zu welcher sich an 400 Personen einfanden. Die Abgeordneten für Oels-Wartenberg-Namslau, Zorn und Mätze, berichteten über die politische Lage. Kurze Zeit darauf figuriete der Verein unter dem Namen "Konstitutioneller Volksverein", um dann nach der Ende Juli 1849 stattgehabten Abgeordnetenwahl auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.

10. Gastwirtsverein, am 4. April 1849 infolge einer an alle Gastwirte des Kreises durch den Besitzer des "Weißen Adlers", Hotelier Conrad, ergangenen Aufforderung "zur Wahrung der Interessen des Gastwirtsgewerbes" gebildet, scheint nicht lebensfähig gewesen zu sein. - Der gegenwärtig florierende "Gastwirtsverein Groß Wartenberg" wurde am 10. April 1891 gegründet. Sein Wachstum machte nach 15jährigem Bestehen eine Teilung in die Bezirke Groß Wartenberg, Festenberg, Kempen und Neumittelwalde notwendig. Jedem dieser Bezirke steht ein Bezirksbevollmächtigter vor. Die Oberleitung der ganzen Vereinigung liegt in den Händen des Vorsitzenden (gegenwärtig Gasthofbesitzer Hermann Wzionteck Groß Wartenberg). Der Verein zählt 80 Mitglieder und verfügt über ein Vermögen von 2.000 Mark. Beim Absterben eines Mitgliedes erhalten die Hinterbliebenen ein Unterstützungsgeld von 100- 150 Mark.

11. Bürger-Ressource, auch Winterzirkel genannt, konstituierte sich am 29. Oktober 1849, vereinigte die bessergestellten Bürgerfamilien, löste sich Ende der siebziger Jahre auf.

12. Verein zur Abschaffung der Bettelei (s.S.242)

13. Hilfsverein vom hl. Karl Borromäus (Zentralstelle Bonn) zur Verbreitung guter Bücher, 1853 durch Stadtpfarrer Kupietz gegründet, Vorsteher: Kantor Slawyk bis 1861, Kantor Schleicher bis 1873, Kantor Franzkowski seit 1873. Der Verein zählt 30 Mitglieder.

14. Wartenberger Zweigverein zum Schutz der Tiere. Statut vom 31. August 1854. Den Vorstand bildeten: Bürgermeister Frey, Gerichtsdirektor Weigelt, Rechtsanwalt Winkler, Prediger Meurer und Kreissteuereinnehmer Igel. Nachdem dieser Verein längst eingegangen war, erstand 1895 der "Tierschutzverein Groß Wartenberg". Vorsitzende: Eisenbahn-Stationsvorsteher Unruh(bis 1905);KreistierarztHärtel(1905-10); seit 1911: kommissarischer Kreistierarzt Dr. Pflugmacher.

15. Lehrer-Sterbe-Kassen-Verein, 1854 gegründet; Rendant war Lehrer Wiehl. Die Mitglieder zahlten einen festgesetzten Jahresbeitrag, wogegen bei Todesfall die hinterbliebenen ein Sterbegeld erhielten. Der Verein löste sich in den siebziger Jahren auf.

16. Gesellen-Gesangverein, 1855 von Kantor Slawyk gegründet und geleitet, hielt sich nur kurze Zeit.

17. St. Vincenz-Verein, durch die Pfarrgeistlichkeit am 21. September 1858 gegründet, unterm 27. desselben Monats in die Kontraternität für das Bistum Breslau aufgenommen, hat die Inschutznahme bedrängter Familien zum Zweck und wirkt in geräuschloser, charitativer Arbeit sehr segensreich. Er besteht aus tätigen und Ehrenmitgliedern. Erstere versammeln sich jeden Freitag abend zu gegenseitiger Erbauung und zur Beratung und Beschlußfassung in Angelegenheiten des christlichen Liebeswerks; letztere gewähren regelmäßige und außerordentliche Unterstützungen.

18. Landwirtschaftlicher Beamten-Unterstützungs-Verein, (Zweigverein des Schlesischen Vereins zur Unterstützung von Landwirtschaftsbeamten) am 23. Dezember 1860 gegründet.

19. Konservativ-konstitutioneller Verein des Wartenberger Kreises, durch den Grafen Hugo Reichenbach-Schönwald am 26. Februar 1862 gegründet, stellte sich die Aufgabe, "ein gesetzliches Fortschreiten in der Entwicklung unseres Staatslebens im konservativen Sinne zu fördern."

20. Männer-Turnverein, im Frühjahr 1862 gebildet, hatte seinen Turnplatz mit Geräten bei der Schloßbrauerei, feierte den ersten Jahrestag seiner Stiftung am 12. Juli 1863 durch öffentlichen Umzug und Schauturnen unter Anschluß des Kempener Brudervereins. Die städtischen Behörden, zur Teilnahme eingeladen, hatten abgelehnt. Nach einigen Jahren der Erschlaffung erwachte der Verein 1875 zu frischerem Leben. 1884 wurde eine kostbare Fahne angeschafft, deren Weihe gelegentlich des damals hier stattgehabten Gauturnfestes feierlichst vollzogen wurde. Da die Turner während der Winterszeit keinen geeigneten Raum für ihre Übungen besaßen, was man immer als großen Übelstand empfand, erbot sich Gastwirtschaftsbesitzer Hoppe-Wioske eine Turnhalle zu erbauen. Am 30. Oktober 1897 konnte die feierliche Einweihung derselben geschehen. Die Turnerei nahm jetzt einen erfreulichen und gedeihlicheren Aufschwung. Der Verein gehört dem 11. deutschen Turnkreise im schlesisch-posenschen Grenzgau an. Sein erster Vorsitzender war Kreisrichter Esch; gegenwärtig ist es Lehrer Paul. Der Verein zählt 138 männliche Mitglieder und verfügt über ein Vermögen von 1.474 Mark. Seit 1909 besteht eine Frauen- und Mädchenriege mit 42 Mitgliedern, außer diesen noch 18 Zöglinge. Am 13. November 1910 fand die Weihe des vom Männerturnverein zum Gedächtnis des Vaters der deutschen Turnkunst gestifteten Jahnsteins und der Jahneiche in feierlicher Weise statt.

21. Vorschußverein. Auf Betreiben des Stadtpfarrers Kupietz nach dem System von Schulze-Delitzsch am 6. März 1864 gegründet, begann er seine Tätigkeit am 1. April desselben Jahres. Den Ausschuß bildeten: Kreisrichter Esch als Vorsitzender, Kreis-Steuereinnehmer Gallwitz (Kassierer), Kreisgerichtssekretär Berger (Kontrolleur), Gerichtsaktuar Kroh (Schriftführer). Beisitzer waren: Stadtpfarrer und Kreisschulinspektor Kupietz, Superintendent a. D. Königk, Kaufmann und Rittergutsbesitzer Guttmann, Kaufmann und Mühlenbesitzer Hoffmann, Kaufmann C.H.F. Gerlach und Malermeister Ibsch. Bei seiner Gründung zählte der Verein 65 Mitglieder, zur Zeit seiner höchsten Blüte(1876): 1.071 Mitglieder. Vorsitzende waren nach Esch: Ratmann Sobeck (1873-85), Kaufmann C.H.F. Gerlach (1885-1900), Ratmann Hoffmeister (1900-06) Rentier Kurzmann (seit 1906). Rendanten nach Gallwitz: Karl Wieczorek vom 1. Oktober 1866 bis zu seinem Tode am 1 . Oktober 1904; Paul Scheubch sei 6. November 1904.

22. Gesellschaft "Harmonie" am 7. September 1864 gebildet. Die den vornehmeren Ständen angehörenden Mitglieder versammelten sich zu regelmäßigen Spielabenden, veranstalteten ab und zu auch größere Vergnügungen. Diese Gesellschaft hielt sich bis 1879.

23. Frauenverein zur Beschaffung von Lazarettbedürfnissen (als Zweigverein im Anschluß an den schlesischen Zentralverein) bei Ausbruch des Krieges 1866 gebildet. Außer einer großen Zahl von Lazarettgegenständen erzielte er eine Einnahme von 1548 Talern 5 Silbergroschen 5 Pfennig. Der verbliebene Rest wurde der Krankenanstalt Bethanien und dem Kloster der Barmherzigen Brüder zu Breslau überwiesen.

24. Vaterländischer Frauen-Zweigverein. Nach siegreicher Beendigung des Krieges sollte das gemeinschaftlich geknüpfte Band der Liebestätigkeit für die Friedenszeit nicht gelöst bleiben. Am Dank- und Friedensfeste (11. November 1866) ging von Ihrer Majestät, der Königin Augusta der herrliche Gedanke aus, eine dauernde Vereinigung zu bilden mit der Doppelaufgabe: in Kriegszeiten alle zur Fürsorge für die Verwundeten und Kranken im Felde dienenden Einrichtungen zu fördern und zu unterstützen, in Friedenszeiten zur Linderung außerordentlicher Notstände hilfreiche Hand zu bieten. Einer der ersten Zweigvereine, die nun überall im Vaterlande erstanden, war der Wartenberger. (Vergl. S. 242) Über seine außerordentlich segensreiche Tätigkeit berichtet in ausführlicher Weise das "Gedenkblatt zum 25jährigen Jubiläum des Vaterländischen Frauen-Zweig-Vereins zu Groß Wartenberg am 29. August 1892". Unerwähnt soll hier nicht bleiben, daß während des Krieges von 1870/71 durch den Verein an 11.000 Stück der verschiedenartigsten Lazarettbedürfnisse und Bekleidungsstücke geliefert und über 15.000 Mark bar zur Linderung der Nöte und Wunden des Krieges gesammelt und geopfert wurden.
Den Vorsitz und die Leitung des Vereins führte die Gründerin desselben, Frau Prinzeß Helene Biron von Curland bis zum 3. Oktober 1888. Ihr folgten: Gräfin Helene Reichenbach, geborene Gräfin Bethusy-Hue bis 1901; Frau Rosalie von Reinersdorff geborene Köhn von Jaski bis 1905; Prinzeß Francoise Biron von Curland geborene Marquise de Jeaucourt.

25. Zweigverein der Viktoria-National-Invaliden-Stiftung (Vereinsgebiet: Kreis Wartenberg). Aufnahmeurkunde vom 10. Oktober 1867.

26. Katholischer Gesellen-Verein mit der Devise "Religion und Tugend, Arbeitsamkeit und Fleiß, Frohsinn und Scherz", 1868 von Kaplan Dilla gegründet, dann auch geleitet, erblühte schön, löste sich, um nicht schiefen Beurteilungen ausgesetzt zu sein, infolge der damaligen traurigen kirchenpolitischen Verhältnisse 1875 auf.

27. Evangelischer Männer- und Jünglingsverein, als "Christlicher Gesellen- und Jünglingsverein" 1869 durch Diakonus Cochlovius gegründet, feierte am 9. August 1894 sein 25jähriges Bestehen unter Teilnahme der Brudervereine Oels und Suschen durch eine kirchliche und weltliche Feier. Einer der evangelischen Geistlichen ist in der Regel Vorsitzender; der erste war Cochlovius, gegenwärtig ist es Oberpfarrer Langer. Der Verein gehört seit 1901 dem Gauverbande der evangelischen Männer- und Jünglingsvereine am rechten Oderufer an, seit April 1906 auch dem Schlesischen Bunde evangelischer Männer- und Jünglings-Vereine. Am 29. August 1905 fand hierselbst das Gauverbandsfest statt unter Beteiligung der Vereine Oels, Namslau, Rosenberg, Festenberg, Konstadt und Kreuzburg.

28. Zweigverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger, bei Ausbruch des Krieges am 31. Juli 1870 unter dem Vorsitz des Königlichen Landrats Freiherrn von Buddenbrock gebildet. Der gewöhnliche Jahresbeitrag jedes Mitgliedes betrug 10 Silbergroschen. Anfang November 1870 beliefen sich die Einnahmen auf 1.284 Taler.

29. Kriegerverein Groß Wartenberg am 2. November 1873 durch Kaufmann Theodor Gylla gegründet. Gylla übernahm den einstweiligen Vorsitz. Im Januar 1874 traten die Offiziere aus den beiden Kirchspielen dem Vereine als Ehrenmitglieder bei. Aus der am 18. Januar 1874 stattgehabten endgültigen Vorstandswahl gingen hervor: Kreisrichter Dr. Borchert als Vorsitzender, (Gylla, Stellvertreter) Gerichtskanzlist Schoder als Schriftführer, (Skowronski, Stellvertreter) Stadtsekretär Hirschberg als Kassenführer (Knie, Stellvertreter.) Am 25. Juni 1877 Weihe der Fahne durch General von Wechmar. Zu Rippin starb am 27. Januar 1888 Christian Pusch, der letzte Veteran des Kreises aus den Freiheitskriegen; der Verein gab ihm das Ehrengrabgeleit. In besonders festlicher Weise geschah den 19. Juli 1898 die Weihe des durch den Verein errichteten Kriegerdenkmals. Am 19. März 1899 überreichte der Königliche Landrat Graf Dönhoff das dem Kriegerverein Allerhöchst verliehene Fahnenband. Seit dem 15. Juni 1907 ist Prinz Biron Ehrenvorsitzender. Der Verein zählt 10 Ehren- und 316 ordentliche Mitglieder, darunter 42 Kriegsveteranen. Das Vereinsvermögen beträgt 6.277,19 Mark, der Inventarwert 300 Mark. Vorsitzende nach Dr. Borchert: Hauptmann Guido Thiel (1879/80), Obersteuerkontroleur Schiedewitz (1880-86) Katasterkontroleur Brandrup (1886-95) Leutnant Bartenstein (1895-98) Stabsarzt d. L. Dr. Rothweiler (1898-1909) Oberleutnant d. R. Kurt Barth seit 18. Juni 1909. Dem derzeitigen Vorstande gehören noch an: Richard Schoder, stellvertretender Vorsitzender, Schriftführer: Prinzlicher Kalkulator Paul Pfeiffer, Kassenführer: Privatier Paul Deumling. Zugführer sind: Franz Herbig, Bruno Kursawe, Hermann Hilse und Karl Stampe.

30. Bienenzüchter-Verein. Den Bemühungen des Lehrers und Organisten Ciossek in Fürstlich Neudorf war es 1852 gelungen, einen Bienenzüchterverein für den Kreis Wartenberg ins Leben zu rufen. Stadtpfarrer und Kreisschulinspektor Kupietz-Wartenberg, selbst Imker und Besitzer eines großen Bienenstandes, war ein eifriger Förderer der Bienenzucht unter den Lehrern seiner Inspektion. 1876 gründete Lehrer Berthold Titze zu Nieder Stradam einen neuen Bienenzüchterverein, welcher 1883 den Namen "Wartenberger Bienenzüchter Verein" annahm. Er zählt gegenwärtig 44 Mitglieder und ist dem Generalverein schlesischer Bienenzüchter angeschlossen. Vorsitzender: Hauptlehrer Frenz - Ober Stradam. Am 30. und 31. Juli 1893 fand hierselbst die Feier des 25jährigen Bestehens und die XIV. Wanderversammlung des Generalvereins schlesischer Bienenzüchter statt. Unter den Festteilnehmern befand sich auch der weltberühmte Bienenvater Pfarrer Dr. Johannes Dzierzon.

31. Pestalozzi-Verein Groß Wartenberg. (Zweigverein des Pestalozzi-Vereins für die Provinz Schlesien) Gegründet 3. Februar 1877 zur Unterstützung bedürftiger Lehrerwitwen und -waisen. Eingetragen ins Vereinsregister des Königlichen Amtsgerichts Groß Wartenberg am 10. November 1900 unter Nummer 1.

32. Evangelischer Bezirksverein für innere Mission am 20. Mai 1878 gegründet und dem Kreisverein angeschlossen. Vorsitzender: der Oberpfarrer.

33. Evangelischer Jungfrauen-Verein im Jahre 1879 gegründet, 1898 durch Diakonus Langer als Missionsnähverein umgestaltet. Die Mitglieder versammeln sich jeden ersten Donnerstag im Monat unter Leitung einer Diakonissin im Rettungshause.

34. Fechtschule, gegründet am 1. Juli 1883. Die Vereinigung unterstand der Oberreichsfechtschule in Magdeburg. Zweck: Unterstützung armer Waisenkinder durch Zahlung regelmäßiger Beiträge, freiwillige Gaben, sonstige Zuwendungen und Überweisung von allerhand Gegenständen (Zigarrenabschnitte, Staniolkapseln, gebrauchte Patronen etc.) Vorsitzender: Postsekretär Pfeiffer. Der Verein stieg 1891 auf 40 Mitglieder, ging aber bald zurück und löste sich, da er meist aus beamteten jungen Männern bestand, infolge eingetretener Versetzung derselben 1895 auf.

35. Katholischer Sammelverein als Zweigverein des Schlesischen Sammelvereins 1884 gegründet, hatte den Zweck, durch regelmäßige Beträge und gelegentliche Sammlungen die Mittel zur Erziehung armer katholischer Waisenkinder zu beschatten. Vorsitzender war Rendant Lebok. Als 1894 das Stadtpfarrer Kupietz'sche Waisenhaus eröffnet wurde, trennte sich der Verein vom Schlesischen Hauptverein, verschmolz mit dem Katholischen Familienzirkel und wendet seitdem seine Unterstützung dem genannten Waisenhause zu.

36. Evangelischer Verein für die Herberge zur Heimat, gegründet am 24. März 1886. Arbeiter und Handwerksburschen, welche mit Legitimationspapieren versehen sind, bekommen entweder Mittag- oder Abendbrot mit Nachtquartier und Frühstück. Dieselben haben sich bei der Polizeiverwaltung zu melden und erhalten dort eine Ausweiskarte.

37. Sprachverein. (Zweigverein des Allgemeinen deutschen Sprachvereins) gegründet am 19. Februar 1888 durch Kreisschulinspektor Wernicke. Den Vorstand bildeten: Kreisschulinspektor Wernicke, Hauptlehrer Franzkowski und Buchdruckereibesitzer Heinze. Wegen Mangel an Mitgliedern 1892 eingegangen.

38. Kreis-Kriegerverband Groß Wartenberg, auf Betreiben des stellvertretenden Vorsitzenden des Schlesischen Provinzial-Kriegerverbandes, Major a.D. Wellmann-Kreuzburg, des Majoratsbesitzers von Reinersdorff-Ober Stradam und des Hauptmann Chorus-Perschau am 25. August 1888 gebildet. Es gehörten ihm zunächst an die Kriegervereine Goschütz, Neumittelwalde und Groß Wartenberg. Später traten hinzu: Bralin, Festenberg, Stradam, Suschen, Trembatschau, Mangschütz, Grunwitz, Kalkowski, Schollendorf, Contradau und Tscheschenhammer; ferner; Groß Friedrichstabor und Pawelau (1909), Tscheschen (1910) und Rudelsdorf (1911). Der Verband zählt 31 Ehren- und 1.668 ordentliche Mitglieder, darunter 240 Kriegsveteranen. Die Vereine Bralin, Festenberg, Goschütz, Grunwitz, Mangschütz, Neumittelwalde, Schollendorf, Stradam, Suschen, Trembatschau und Groß Wartenberg haben die Berechtigung zur Führung einer Fahne; Groß Wartenberg, Festenberg und Neumittelwalde besitzen auch je ein von Sr. Majestät dem Kaiser und König Allerhöchst verliehenes Fahnenband. Verbandsvorsitzende: von Reinersdorff (1889) Steuerinspektor Brandrup (1891) Leutnant Bartenstein (1895) Dr. Rothweiler (1898) Hauptmann d. L. Forstmeister Biehann (seit 1909). Protektor: Prinz Biron von Curland (1907.) Schriftführer Prinzlicher Kalkulator Pfeiffer, Kassierer: Partikulier Kurzmann.

39. Katholischer Familienzirkel, im September 1890 gegründet dient dem geselligen Zusammenschluß der katholischen Gemeindeglieder durch regelmäßig allmonatlich stattfindende Vereinsabende mit allgemein verständlichen Vorträgen und Besprechung zeitgemäßer Fragen, (doch nicht politischer Natur). Vorsitzende: Rendant Lebok (1890) Hauptlehrer Franzkowski (1893) Stadtpfarrer Hahn (1903) Kaplan Karl Pastutzyk (1909) Kaplan Andreas Czech (1910) Kaplan Richard Kulik.

40. Israelitischer Frauen- und Jungfrauen Verein durch Rabbinatsverweser Löwenthal Neujahr 1891 gegründet. Den ersten Vorstand bildeten: Frau Kaufmann Jenny Lewkowicz, Frau Sophie Henschel, Frau Pacyna, Frau Regina Birnbaum.

41. Kaufmännischer Verein, Neujahr 1893 durch Kaufmann Eugen Dohn gegründet zur Förderung und Vertretung allgemeiner Handelsinteressen. Vorsitzende: Eugen Dohn (1893) Otto Fritsch (1895) Hermann Jellen (1903) Adolph Wollny (1905.)

42. Katholischer Lehrerverein Groß Wartenberg als Zweigverein des Hauptvereins katholischer Lehrer Schlesiens am 16. September 1893 durch Hauptlehrer Franzkowski gegründet. Vorsitzende: Franzkowski bis 1907; Lehrer Paul bis 1909; Hauptlehrer Nowak-Trembatschau seit 1909.

43. Groß Wartenberger Radfahrer-Verein, gegründet 10. Juni 1898, feierte am 24. Juni 1900 das Fest seiner Bannerweihe unter Teilnahme mehrerer auswärtiger Vereine in Verbindung mit einem Preiswettfahren. Vorsitzender Kaufmann Jellen.

44. Jerusalemsverein (zur Förderung des evangelischen Missionswerkes im hl. Lande) gegründet im September 1898. Vorsitzender Oberpfarrer Langer.

45. Freiwillige Feuerwehr zu Groß Wartenberg. Statuten nebst Dienstordnung vom 5. Mai 1900 (vergl. S. 217). Unterm 10. Mai 1903 machte Bürgermeister Eisenmänger (anläßlich seiner Wiederwahl zum Bürgermeister) für die Stadtgemeinde Groß Wartenberg eine Stiftung von 300 Mark, deren Zinsen - in Erinnerung an die auf seine Veranlassung erfolgte Begründung einer freiwilligen Feuerwehr - alljährlich zur Verbesserung der Feuerlöscheinrichtungen verwendet werden sollen. Die beherzigenswerten Worte des Bürgermeisters in der Stiftungsurkunde mögen hier einen Platz finden:
"... Der Zinsertrag ist ein geringer; eingedenk jedoch des Wortes "Viele Wenig machen ein Viel" möchte ich doch das Meinige zur Besserung der Vermögenslage unserer Stadt beitragen. Wenn jeder Bürger bei geeigneten Anlässen oder testamentarisch der Stadt eine seinen Mitteln entsprechende Gabe in Form einer Stiftung zukommen ließe, würde es sich in Zukunft in Groß Wartenberg einmal gut wohnen. Daß es dahin komme, wünsche ich unserer Stadt von ganzem Herzen."
Anstelle des 1. Brandmeisters Knittel, welcher nach Breslau verzog, trat Hermann Hilfe, welchem Neujahr 1911 der Kupferschmiedemeister Georg Harterbrodt folgte; zweiter Brandmeister ist Tischlermeister Max Seivert; Zeugmeister ist Ratmann Schimke. Bürgermeister Eisenmänger und Ratmann Schimke sind durch Verleihung des von Sr. Majestät gestifteten Erinnerungszeichens für Verdienste um das Feuerlöschwesen ausgezeichnet worden.

46. Groß Wartenberger Spar- und Darlehnskassenverein (eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht) gegründet 6. Mai 1904 von Stadtpfarrer Hahn. Vorstand: Stadtpfarrer Hahn, Vorsitzender; Königlicher Eisenbahnspediteur Paul Kontzok, stellvertretender Vorsitzender; Kaufmann Joseph Pistelok, Rendant; Kaufmann Joseph Biallas und Bäckermeister Hoffmann, Beisitzer.

47. Verein der Fleischbeschauer des Kreises Groß Wartenberg und Umgegend, gegründet 21. Juni 1903. Vorsitzender: Barbier Kursawe-Groß Wartenberg.

48. Zweigverein des Zentralverbandes der Maurer Deutschlands.

49. Katholischer Arbeiter-Verein Groß Wartenberg, gegründet am 23. Juni 1907 durch Stadtpfarrer Hahn im Anschluß an den Verband der katholischen Arbeitervereine (Sitz Berlin.) Vorsitzender Stadtpfarrer Hahn. Der Verein zählt 210 Mitglieder. Am 27. Juni 1907 feierte er das Fest seiner Fahnenweihe unter Teilnahme von sieben auswärtigen Brudervereinen.

50. Evangelischer Arbeiter-Verein Groß Wartenberg, gegründet am 3. Oktober 1910 durch Oberpfarrer Langer.

51. Bürgerverein, gegründet am 6. November 1910 durch Rechtsanwalt Dr. Sgaslik mit dem Zwecke, das Interesse der Bürger an den kommunalen Angelegenheiten der Stadt zu wecken und das Verständnis für die Vorgänge in der Stadtverwaltung zu fördern. Bei der Gründung traten dem Verein 42 Bürger als Mitglieder bei. Erster Vorstand: Rechtsanwalt Dr. Sgaslik, Vorsitzender; Buchdruckereibesitzer Große, 2. Vorsitzender; Ingenieur Helmut Scholz.

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