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9. Die Parochie Trembatschau
Die Pfarrkirche ist zuerst erwiesen zum Jahre 1376 durch die Urkunde vom 14. Januar desselben Jahres, welche in der sedes Warthinbergensis die Pfarrkirche in Trembeczow anführt. Eine handschriftliche Nachricht in einem alten Proventenbuche des Pfarrarchivs besagt, daß 1440 Bernhard Gaffron, Pfarrer von Trembatschau u., seiner Kirche zwei ererbte Untertanengüter daselbst zum ewigen Gedächtnis verlieh. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche protestantisch, war aber 1596 schon wieder katholisch. In diesem Jahre verpflichtete sich der Standesherr, Burggraf Abraham zu Dohna, dem dortigen Pfarrer Johannes Kuna und dessen Nachfolgern gegen Verzicht auf 24 Scheffel Weizen und ebensoviel Hafer von den Gaffronschen Äckern zu folgenden Leistungen: freie Weide fürs Vieh auf herrschaftlichem Grunde, Anbau eines Viertels Lein auf dem Dominialfelde, freies Bau- und Brennholz; überdies schenkte es noch eine Wiese. 1633 kam die Kirche abermals in protestantische Hände, seit 1637 befindet sie sich ununterbrochen in katholischem Besitz. Archidiakon Peter Gebauer stand bei der am 13. April 1638 vorgenommenen Visitation die dem Apostel Matthäus geweihte Kirche klein, armselig, ohne alle Einkünfte, geplündert. Einige Paramente waren vom Pfarrer Johannes Melde nach Polen geschafft und so gerettet worden. Der Pfarrer sprach fertig deutsch, polnisch und lateinisch und stand beim Burggrafen Dohna in großem Ansehen. Zum Jahre 1651 wird erwähnt, daß die Widmut in zwei Hufen bestehe und der Pfarrer zwei untertänige Bauern habe, daß ihm ein bei der Kirche belegenes Fischteichlein gehöre. Auf Pfarrer Melde folgte (1666 bis 69) Pfarrer Johann Ferdinand Bestling. Schon der vorige Pfarrer hielt sich einen Kaplan, wahrscheinlich seit 1654, wo Dalbersdorf nebst Boguslawitz, Eichgrund und Grunwitz mit Trembatschau vereinigt worden. Unter dem nächsten Pfarrer, Paul Franz Moritz, einem Reichtaler, brannte am 6. Juli 1677 der ganze Pfarrhof ab Moritz starb am 1. März 1685 und wurde in Reichtal begraben. In seine Stelle kam der bisherige Pfarrer von Bralin Andreas Joh. Joseph, welcher die Pfarrei bis 1707 verwaltete. Unter ihm erhielt die Kirche neue Glocken. Der Trembatschauer Kaplan Valentin Wenzel Mauri, zum Pfarrer präsentiert, ward vom Bischof nicht bestätigt, weil die Kollatoren der Dalbersdorfer Kirche gegen seine nur seitens des Standesherrn erfolgte Präsentation protestierten. Der demnächst präsentierte Georg Anton Wollny, ein Reichtaler, ordiniert 1702, erhielt am 28. April 1707 die bischöfliche Investitur. Nach seinem am 19. September 1720 erfolgten Tode ward Anton Franz Jurczyk (geb. zu Rosenberg, ordiniert 1716, Oberkaplan in Wartenberg) am 4. Dezember 1720 Pfarrer. Er genoß den Ruf eines seeleneifrigen, frommen Priesters, war Act. circ., wiederholt Archipresbyteratsverweser, 1743/44 auch Administrator der Pfarrei Namslau, feierte 19. September 1766 seine Sekundiz, 1770 sein 50jähriges Ortsjubiläum und starb hochbetagt und tiefbetrauert am 4. Oktober 1771. Sein Nachfolger wurde der bisherige Pfarrer von Türkwitz, Paul Anton Moritz (1771-79). Unter ihm kam es 1777 zum Neubau der Pfarrkirche, welche von grundaus gemauert mit Schindeldach und einem Dachreiter versehen worden; der Glockenturm wurde wieder von Holz hergestellt. In der Nacht des 16. Februar 1791 ist die Kirche gewaltsam erbrochen und beraubt worden. Dem Pfarrer Moritz folgte am 27. September 1797 der bisherige Wartenberger Kaplan Franz Forner. Aufgrund des Edikts vom 14. September 1811 fiel der Pfarrei durch Ablösung der zwei Kirchbauern noch eine Hufe und ein Quart Ackers zu, was eine Erweiterung der Wirtschaftsgebäude notwendig machte, zu welcher das Patronat unterm 30. November 1814 seine Genehmigung erteilte. Forner † 31. Januar 1815, 52 Jahre alt. Sein Nachfolger wurde Johannes Nep. Joseph Anton Siemsa, bisher Kaplan in Wartenberg, (geb. 1785 als Sohn des Klosterchirurgen in Himmelwitz, ordiniert 1808) ein origineller, sehr gern gehörter Kanzelredner. Aufgrund eines Uebereinkommens mit der Standesherrlichen Regierung überließ das Fürstbischöfliche General-Vikariat-Amt die bisher vom Trembatschauer Pfarrer seit 1440 über die zwei untertänigen Bauern geübte Zivilgerichtsbarkeit dem Kammerjustizamt zu Wartenberg am 9. März 1826. In der Nacht vom 18. zum 19. Mai 1842 wurde in der Pfarrkirche ein furchtbarer Gottesraub vollführt. Prinz Karl Biron von Curland setzte für Ermittelung des Verbrechers ehe Prämie von 50 Reichstalern aus; doch blieben alle Nachforschungen vergeblich. Siemsa starb 23. Mai 1853. Sein Kaplan Daniel Stasch, welchem er mit Genehmigung der Geistlichen Behörde infolge Altersschwäche die Verwaltung der Pfarrei schon Juli 1851 übergeben hatte, wurde sein Nachfolger. Die Erlangung der bischöflichen Investitur machte Stasch große Schwierigkeiten, da Prinz Calixt Biron die demselben erteilte "Vokatian" durchaus nicht in eine kirchenrechtlich allein gültige "Präsentation" umwandeln wollte. Stasch wurde erst am 13. Februar 1856 investiert. Er war geb. zu Bralin 1821, ordiniert 1849, hierauf Kaplan in Wartenberg, seit Neujahr 1850 in Trembatschau; ein eifriger Seelenhirt. Infolge Ansteckung bei einer Krankenprovision zu Domsel (die er in Vertretung seines Türkwitzer Nachbarn vollzogen) starb er unerwartet am 22. Oktober 1871. In dem bisherigen Lokalisten von Fürstlich-Neudorf, Alexander Zajadacz, erhielt er einen Nachfolger, der außerordentlich segensreich wirkte. Zajadacz war am 27. März 1834 zu Cojentschin als Sohn des dortigen Lehrers geboren. Bei seinem Onkel, dem Erzpriester Sogol in Frauenwaldau erzogen und durch diesen dem Priestertum zugeführt (ordiniert 2. Juli 1859), wirkte er als Kaplan an der Seite seines Oheims bis zu seiner Berufung nach Fürstlich-Neudorf. Sein Verwandter mütterlicherseits, Stadtpfarrer Kupietz-Wartenberg, der sein vorzüglich organisatorisches Talent erkannte und ihn hochschätzte, hatte ihn zu seinem Testamentsvollstrecker ernannt. Durch die geschickte Lösung der ihm dadurch gestellten, in den Zeiten der kirchenpolitischen Wirren doppelt schwierigen Aufgaben, hatte Zajadacz die Aufmerksamkeit der Geistlichen Behörde bald auf sich gelenkt. Fürstbischof Dr. Heinrich Förster übertrug ihm Mai 1881 die einstweilige und Fürstbischof Dr. Robert Herzog am 2. Oktober 1882 die endgültige Verwaltung des Archipresbyterats. Am 16. März 1889 ernannte ihn Fürstbischof Dr. Georg Kopp zu seinem Kommissar im Trachtenberger Kommissariat. Mit peinlichster Gewissenhaftigkeit, größter Sorgsamkeit, Klugheit und Ausdauer waltete er seiner verantwortungsvollen Aemter. Dadurch und durch seine wahrhaft rührende Anspruchslosigkeit hat er sich bei hoch und niedrig, bei Behörden und Privaten eine Hochachtung und ein Vertrauen erworben, wie nicht bald jemand. Wiederholt war er deshalb auch als Zählkandidat der Zentrumspartei des Reichstagswahlkreises Oels-Wartenberg aufgestellt. Ueber alles erhaben stand ihm die Ehre Gottes und das Heil der Seelen. Neben Erbauung dreier katholischer Schulhäuser (Langendorf, Mangschütz, Distelwitz) ist die Erbauung der katholischen Kirche und des Pfarrhauses zu Neumittelwalde sein größtes Verdienst. Sein ganzes Leben war eigentlich nur schwere Arbeit und Mühe. Nach kurzem Unwohlsein rief ihn der Herr am Morgen des ersten Adventsonntag den 29. November 1896 zur ewigen Ruhe. Die Bestattungsfeier am 2. Dezember gab den deutlichsten Beweis von der großen Verehrung und Liebe, die er allseits genoß. - Pfarrer Richard Liwoeski in Kunzendorf, mit der Administration betraut, vom Prinzen Gustav Biron von Curland für Trembatschau präsentiert, erhielt am 11. Mai 1897 die bischöfliche Investitur. Unter ihm kam (1909/10) der schon längst notwendige Bau eines neuen Pfarrhauses zustande.
Der Parochialbezirk umfaßt jetzt außer Trembatschau nur noch Sbitschin. Die Pfarrwidmut hat gegenwärig einen Flächeninhalt von 71 ha 88 a 38 qm, davon 15 ha Wiesen, das übrige Ackerland. (Eingetragen im Grundbuche Band VII Blatt 279.) Fundationsäcker: die Grundstücke Grundbuch Band 1. Nr. 17 im Flächeninhalt von 3 ha 81 a 14 qm und Band III Nr. 159 im Flächeninhalt von 54 a 19 qm. Der Kirchhof ist Eigentum der Kirche, eingetragen im Grundbuche Band III. Blatt 275, umfaßt einschließlich des Kirchengrunds eine Fläche von 35 a 7 qm.
Die Schule ist schon seit den ältesten Zeiten vorhanden. Der Kirchschullehrer (Organist und Küster) hatte (1666) beim Schulhause einen Garten.
Lehrer, Organisten und Küster waren: Georg Fiecas, ein Reichtaler (seit 1649), Johannes Slota (1677), Karl Schiwig, ein Wartenberger, (seit 1718), N. Dawelke, gestorben Januar 1764, Joseph Derlitius aus Eckersdorf (seit 1764), zugleich Zolleinnehmer, Karl Pawelke (gestorben 1790), Anton Pawelke (1790-1802), Johann Orschulok (1803-1855) wurde 1846 durch allerhöchste Verleihung des Allgemeinen Ehrenzeichens und 1853 anläßlich seines 50jährigen Amtsjubiläums mit dem Roten Adlerorden IV. Klasse ausgezeichnet. Anton Schwalbe (1855 bis 1873), Franz Puchala (1873-1880), Ludwig Nowak seit 1880. In der Schule wirken außer dem Hauptlehrer und Organisten schon seit 1829 ein zweiter, seit Mitte des vorigen Jahrhunderts ein dritter und seit 1. Oktober 1910 ein vierter Lehrer. Ein Um- und Erweiterungsbau des Schulhauses soll in Bälde zur Ausführung kommen. (305 Schüler in 5 Klassen).
Das Hospital ist eine Stiftung des Siemsa aus dem Jahre 1833.

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